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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sozialen und hygienischen Verhältnisse in Diwata. Dort leben Tausende von Menschen …«
    »Im Moment schätzungsweise etwas über zwanzigtausend. Und es werden immer mehr.«
    »Und was tun Sie für diese Menschen?«
    »Ich gebe ihnen Arbeit. Ich gebe ihnen die Chance, Geld zu verdienen. Was sie dann mit dem Geld machen, ist ihre Sache. Einige werden wohlhabend, ganz wenige sogar reich … die meisten aber versaufen und verhuren ihre Pesos oder den Goldstaub, den sie noch aus dem Abfall waschen können.« Toledo schüttelte den Kopf, als Dr. Falke zur Rede ansetzte und winkte ab. »Ich weiß, was Sie jetzt denken. Warum herrschen in Diwata solche Zustände?«
    »Genau das dachte ich.«
    »Erstaunlich, wir haben die gleiche Wellenlänge.«
    »Das möchte ich im Raum stehen lassen, Mr. Toledo.«
    »Der deutsche Idealist! Ahnen Sie, was es heißt, zwanzigtausend Glücksritter, Entwurzelte, Namenlose, menschlichen Abfall also, in Schach zu halten?«
    »Sie werfen alles in einen Topf! Nicht alle sind Abschaum, wie Sie ihn schildern.«
    »Aber die meisten.« Toledo bot seine fabelhaften Zigarren an und blies ein paar Rauchkringel in die Luft. »Wie ich annehme, erwarten Sie von mir, daß ich in Diwata ein Lazarett gründe.«
    »Der Gedanke fasziniert mich.«
    »Und Sie wollen diese Aufgabe übernehmen. Richtig? Sie wollen dem Teufel Locken drehen und ihn maniküren. Ich bin nun mal ein Mensch, der keinen Peso ausgibt, ohne einen Gegenwert dafür zu bekommen. Was bekomme ich, wenn ich in Diwata ein Lazarett baue?«
    »Das Gefühl, menschlich zu handeln.«
    »Und Sie glauben, man wird es mir danken? Ich kenne die Menschen besser als Sie, glauben Sie mir.«
    »Sie sollten es versuchen.«
    »Angenommen, ich folge Ihrer Illusion. Ich baue ein Lazarett. Damit Sie Pillen verteilen, Zäpfchen in Ärsche stecken, Spritzen verabreichen können … Dr. Falke, dafür gibt es keinen Bedarf. Die meisten Ausfälle haben wir durch Brüche oder Quetschungen, Messerstechereien und Schießereien, aber nicht durch Durchfall und Schnupfen.«
    »Da bin ich genau richtig. Ich bin Chirurg.«
    »Das ist eine Basis.« Toledo goß eigenhändig Wein nach. Die beiden Diener an den Terrassentüren wunderten sich. »Was brauchen Sie, Doktor?«
    »Ich kann Ihnen eine Wunschliste schicken.«
    »Tun Sie das. Und wann würden Sie anfangen?«
    »In zwei Monaten.« Dr. Falke holte tief Atem. Er konnte noch gar nicht glauben, daß Toledo bereit war, den Plan näher kennenzulernen. »Heißt das, daß Sie …«
    »Wovon reden wir denn die ganze Zeit?« Toledo erhob sich. Auch Dr. Falke sprang auf. Die Unterhaltung war beendet. »Sie sollen Ihr verdammtes Lazarett bekommen. Und wenn Sie in einem halben Jahr nicht als Wrack aus dem Dschungel kriechen, haben Sie gewonnen. Behalten Sie das gut: Ich gebe Ihnen sechs Monate Zeit.«
    »Ich werde durchhalten!« Dr. Falke schlug die Fäuste gegeneinander. »Mr. Toledo, ich werde durchhalten!«
    »Warten wir es ab. Versalzen Sie unsere Suppe nicht. Auslöffeln müssen Sie sie ganz allein …«
    Das war vor drei Jahren gewesen.
    Der Dschungel hatte Dr. Falke nicht besiegt. Auch nicht die mittlerweile dreißigtausend Männer. Aber der Doktor hatte sich in diesen Jahren gewandelt.
    Er war kein Idealist mehr. Die Illusion von Menschlichkeit hatte er abgestreift. Die tägliche Wahrheit des Grauens hatte ihn verhärtet. Er lebte in seinem dreckigen, stinkenden Hüttenbau wie Tausende um ihn herum. Zusammen mit Ratten und Käfern. Riesenkakerlaken, die kein Mittel vertreiben konnte. Die Patienten stanken, als seien sie aus Kot geknetet, und mit welchen Beschwerden sie auch kamen, mit Schnittwunden oder Schußverletzungen, mit blaugeschlagenen Körpern oder geplatzten Schädeln – Dr. Falke goß erst einmal einige Eimer Wasser über sie. Auch wenn sie brüllten, hörte er nicht auf.
    Aber er war ein guter Arzt. Er flickte die Wunden, er holte die Kugeln aus den Leibern, und er saß neben den Männern, wenn sie starben, und erlebte immer wieder, daß sie in der Stunde des Todes zu Kindern wurden.
    Und er war ehrlich. Fragte einer mit einem Messerstich im Herzen: »Doktor, helfen Sie mir?« dann antwortete er: »Ich kann dir nicht mehr helfen.«
    »Muß ich sterben?«
    »Ja.«
    »Ich will aber nicht sterben.«
    »Dann hättest du nicht zum Diwata-Berg kommen dürfen.«
    »Ich wollte reich werden.«
    »Das wirst du jetzt. Du kommst in den Himmel.«
    In diesen Momenten wußte er, daß ein Arzt auch ein Priester sein muß.
    Dr.

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