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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zeltplanen, die Wände bestanden aus Holzschwarten oder Wellblech, aus Nylonbahnen und aufgeschichteten Felssteinen. Sie unterschieden sich in nichts von den anderen baufälligen und dreckigen Behausungen. Nur ein Detail lenkte die Aufmerksamkeit auf diesen gestalteten Abfallhaufen: eine Fahnenstange, an der die Fahne des Roten Kreuzes flatterte.
    Pater Burgos blieb stehen und blickte zu dem Emblem hinauf.
    »Es ist unglaublich«, sagte er leise, fast ergriffen. »Das Zeichen der Hoffnung und der Menschlichkeit. Hier, in der Hölle. Wie Gott zu uns Menschen sagt: Du bist nicht allein.«
    »Abwarten!« Miguel starrte ebenfalls hinauf zu der Rote-Kreuz-Fahne. »Das sieht alles sehr nach Mist aus. Wenn der Arzt auch so ist, werden wir ihn an einen Nagel hängen! Hauptsache, wir bekommen alle ein Bett. Und morgen wird hier aufgeräumt.«
    Dr. Peter Falke war fünf Jahre zuvor nach Manila gekommen.
    Als zweiter Oberarzt einer Universitätsklinik hatte er wenig Möglichkeiten gesehen, in der Hierarchie der Kliniker aufzusteigen. Der Chefarzt saß fest auf seinem Stuhl, der erste Oberarzt war noch in einem Alter, das ein Nachrücken sehr unwahrscheinlich machte, und Bewerbungen an anderen Kliniken scheiterten am Überangebot von Ärzten, vor allem in der Chirurgie.
    »Aufschlitzer haben wir genug«, hatte der Chef einmal voller Sarkasmus zu Dr. Falke gesagt, als dieser darum gebeten hatte, ein gutes Wort bei drei Bewerbungen einzulegen. »Ich werde Sie natürlich darstellen, als seien Sie ein neuer Sauerbruch – aber junge Chirurgen sind heute froh, wenn sie am OP-Tisch eine Klammer halten dürfen.«
    In dieser Situation hatte Dr. Falke ein Rundschreiben in die Hand bekommen. Es war vom ärztlichen Entwicklungsdienst verschickt worden, einer Organisation des Entwicklungsministeriums, das medizinisches Know-how in aufstrebende Staaten vermittelte. Dem Rundschreiben war eine List jener Länder der Dritten Welt beigefügt, die medizinische Hilfe nötig hatten.
    An Afrika war Dr. Falke nicht interessiert, auch Südamerika reizte ihn nicht. Aber die Philippinen … das war ein Ausflug in eine Welt, von der man in Europa nur wenig hörte und fast gar nichts wußte. Man kannte den Diktator Marcos, man wußte, daß auf der Insel Mindanao Rebellen und Nationalisten sich blutige Kämpfe mit den Regierungstruppen lieferten, man erinnerte sich auch an die amerikanische Besatzung im Zweiten Weltkrieg und die Schlacht um den Pazifik, aber genau betrachtet lagen die Philippinen weitab vom Interesse der satten westlichen Welt. Nur Touristen erzählten in der letzten Zeit von Manila und den Inseln … nicht von ihren Naturschönheiten, sondern von den Frauen. Philippinas … das waren die neuen Ziele der Sextouristen.
    »Da kommste hin, blickst eine an, und schon fällt die Hose …«, jubelte man in den Kegelclubs, die Thailand bereits abgegrast hatten. »Und jung sind sie! Jung!«
    Die Philippinen. Sie suchten Ärzte für den Ausbau des staatlichen Gesundheitswesens. Verlangt wurden, neben guten Fachkenntnissen, vor allem Idealismus.
    Damit war poetisch umschrieben, was einen Arzt auf den 7.107 Inseln erwartete.
    7.107 Inseln … eine zerrissene Welt für sich. Eine unbekannte Welt voller Geheimnisse. Und voller Elend. Voller Menschen, die Hilfe brauchten, weil der Rest der Menschheit an ihnen vorbeiblickte.
    Nach einem Gespräch im Bonner Ministerium war Dr. Falke eingestellt worden.
    »Das werden Sie noch bereuen«, hatte der Chef der Klinik gesagt, als Falke ihm seinen Entschluß mitteilte. »So ein Abenteuer mag reizen, aber es kann Sie auch auffressen. Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Glück. Kommen Sie gesund zurück. Wie lange wollen Sie auf den Philippinen bleiben?«
    »Ich habe einen Zweijahresvertrag unterschrieben.«
    »Dann sehen wir uns also in zwei Jahren wieder?«
    »Sie wollen mich wieder nehmen, Herr Professor?« Das hatte Dr. Falke von seinem sonst unnahbaren Chef nicht erwartet.
    »Ich mag Sie. Sie können jederzeit wieder bei uns anfangen.«
    Das war das höchste an Kompliment und Zuwendung, was Dr. Falke bisher von seinem Chef erfahren hatte.
    Aber er war nicht zurückgekommen.
    Ein Jahr lang hatte er im Zentralkrankenhaus von Manila gearbeitet. Im zweiten Jahr versetzte man ihn nach Mindanao. Nach Davao, der Stadt, die wuchs und wuchs und aufging wie ein Hefeteig. Ein Hongkong der Philippinen.
    Und hier hatte Dr. Falke zum erstenmal eine Reportage über einen Berg gelesen, der Diwata hieß, im Dschungel von Davao

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