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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Arme sinken. Zentimeterweise. »Ich weiß, wer ihr seid. Ihr seid Rebellen.«
    »Wir gehören zum ›Kommando Pfad der Gerechtigkeit‹.«
    »Ihr kämpft gegen die Regierung.«
    »Wir kämpfen gegen alles, was uns unsere Freiheit nimmt. Dreh dich um.«
    Rafael gehorchte. Die sechs Rebellen kamen hinter den Bäumen hervor und umringten ihn. Der Anführer, ein breitschultriger Mann mit einem verfilzten Bart, der Ähnlichkeit mit dem jungen Fidel Castro hatte, tastete Rafael nach Waffen ab. Das Gewehr hatte Rafael im Baumhaus zurückgelassen.
    »Gerechtigkeit!« sagte Rafael voll Bitternis. »Wo gibt es die? Ich habe noch keine gefunden. Ihr kämpft gegen die Regierung in Manila … aber was vor euren Füßen geschieht, das seht ihr nicht.«
    »Was sehen wir nicht?« fragte der Anführer grollend.
    »Das Sklavenlager am Diwata-Berg. Jawohl, Sklaven! Über zwanzigtausend Männer, die sich zu Tode schuften für ein paar Pesos. Die keine Rechte haben, denen kein Gesetz hilft, mit denen man machen kann, was einem gefällt. Wer sich wehrt, wird ausgestoßen. Das heißt, daß man ihn irgendwo am Berg mit gespaltenem Schädel findet oder mit einem Messer in der Brust. Darum solltet ihr euch kümmern.«
    »Seid ihr nicht freiwillig in Diwata?«
    »Freiwillig. Was heißt hier freiwillig? Wir wollen leben. Wir wollen essen und trinken … ist das zuviel verlangt? Wißt ihr, was Hunger ist? Ihr nehmt euch einfach, was ihr braucht, und das nennt ihr Freiheit … wir müssen, um zu leben, uns die Knochen brechen lassen. Freiwillig …«
    »Das reicht eigentlich, um dich zu erschießen.« Der Anführer verzog den Mund. Unter dem wilden Bart war nicht zu erkennen, ob er lächelte oder seinen Zorn ausdrückte. »Die Diwata-Mine. Wir haben gehört, daß ein neuer Verwalter angekommen ist.«
    »Ramos ist weg?« Rafael schrie fast vor Freude. »Ein neuer Mann?«
    »Eine Frau.«
    »Eine Frau?« Rafael starrte den Bärtigen ungläubig an. »Als Verwalter? In Diwata? Eine Frau?!«
    »Überall spricht man darüber. Wir konnten es zuerst auch nicht glauben. Aber es ist wahr. Wir haben zwei unserer Männer in die Mine geschmuggelt. Sie haben die Frau gesehen und gehört. Die Digger sind begeistert von ihr. Willst du nicht zurück nach Diwata?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich habe einen Schwur getan. Ich muß Ramos töten.«
    »Indem du dich auf einem Baum versteckst?!«
    »Ich will, daß er mich vergißt. Verschüttete einmauern, ist in Diwata alltäglich. Das hat Ramos immer schon getan. Auch an den Stollen 97 wird er bald nicht mehr denken … und dann werde ich eines Tages vor ihm stehen und ihm den Schädel mit der Machete spalten. Wird das ein Festtag sein! Daran kann mich auch diese Frau nicht hindern. Ich habe es meinem Bruder geschworen.«
    »Wir könnten dir helfen«, sagte der Anführer nachdenklich.
    »Ihr mir helfen? Wie denn?«
    »Wir könnten Ramos aus Diwata entführen und zu dir bringen.«
    »Das würdet ihr tun?« Rafael hielt den Atem an. Welch ein Gedanke! Ramos hier vor ihm im Dschungel. Flehend, auf den Knien liegend, um sein Leben bettelnd. Vor Todesangst die Hosen vollgeschissen, denn Ramos war ein Feigling, der nur von Avilas Truppe gestützt wurde, die ihm seine Macht garantierte. Hier, auf der Lichtung, würde er weinen und jammern und ihm die Stiefel küssen wollen, aber Rafael würde die Machete schwingen und Ramos den Kopf abschlagen. Und er würde dabei schreien:
    »Bruder. Mein Bruder – ich halte mein Versprechen!«
    »Wer Menschen einmauert, hat kein Recht zu leben!« Der Anführer zeigte auf den mit Farnen und Zweigen abgedeckten Erdofen. »Heiz ihn wieder an. Wir haben eine wilde Ziege geschossen. Und wir haben Wein bei uns. Es ist unsere Aufgabe, Gerechtigkeit zu üben. Tod den Mächtigen. Tod den Sklavenhaltern. Tod den Unterdrückern.« Er klopfte Rafael freundschaftlich auf die Schultern. »Das gilt auch für diese Frau, die jetzt in Diwata regiert. Das Gold gehört nicht ihr allein. Es gehört dem Volk!«
    Rafael nickte. Ihm gefiel, was der Bärtige sagte.
    Er hatte die richtigen Freunde gefunden …
    Bevor Belisa ihre neue Behausung, die Hütte mit der Goldwaage, bezog, gab es eine heftige Auseinandersetzung mit ihren Brüdern.
    »Und wo wohnen wir?« fragte Miguel. Er hatte die Hütte besichtigt, stand vor dem einzigen Bett und sah sich suchend um. »Dieser Stall ist zu klein. Hier passen keine vier Betten rein.«
    »Ihr wohnt weiter im Lazarett!«
    »Und du hier allein?«
    »Ja.«
    »Wir sollen

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