Dschungel-Gold
darf … ich tue es einfach! Und ich garantiere meinen Leuten sichere Arbeit und einen guten Verdienst. Einen krisenfesten Arbeitsplatz.«
»Den sie nur mit gebrochenen Knochen oder als quecksilbervergiftete Tote verlassen können!«
»Keiner zwingt sie, bei mir zu arbeiten.« Sie warf einen spöttischen Blick auf Dr. Falke und lehnte sich weit zurück. Sie war angeschnallt. Der Sicherheitsgurt drückte ihre Brüste zur Seite. Sie trug keinen Büstenhalter, unter dem Baumwollhemd war sie nackt. Dr. Falke riß sich von diesem Anblick los und starrte hinunter auf das grüne Urwaldmeer. »Auch Sie zwingt keiner.«
»Und wenn ich jetzt in Davao bleibe?«
»Das tun Sie nicht. Es würde mich enttäuschen. Jetzt, wo Sie ein ordentliches Hospital bauen können.«
»Ich glaube noch nicht daran.«
»Mein Wort gilt! Sie beleidigen mich schon wieder.«
»Ich begreife nicht, warum Sie plötzlich humanitär denken in einer von Ihnen geleiteten Welt, in der es keinerlei Moral gibt.«
»Ich stehe erst am Anfang. Aber warum rede ich überhaupt mit Ihnen darüber?!«
»Weil Sie einen Rat suchen?«
»Nicht von Ihnen!« Sie warf den Kopf herum und drehte ihm den Nacken zu. »Von niemandem! Wenn ich Fragen habe, frage ich mich selbst …«
Die Zentralverwaltung der Diwata-Mine war in einem Hochhaus mitten in Davao untergebracht. Im zehnten Stock. Es war einer der Hochbauten, die überall aus der Erde schossen, nachdem eine Art Wirtschaftswunder auch Mindanao und damit Davao erreicht hatte. Mit 900.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Philippinen, entwickelte es sich rasend schnell zu einem Industriemittelpunkt und einer Wirtschaftszone. Vergleichbar mit Shenchen, der Musterstadt drüben in China, dem Konkurrenten von Hongkong.
Toledo hatte in dem Hochhaus eine ganze Etage gemietet, aber nur drei Zimmer davon waren belegt. In ihnen saßen ein Geologe, ein kaufmännischer Direktor und ein Goldverkäufer, der Verbindung zu den Großhändlern hatte und den jeweils aktuellen Preis pro Unze aushandelte. Und alle, davon war Belisa García überzeugt, betrogen Juan Perón Toledo.
Ihr Erscheinen löste Verwirrung aus.
Es begann damit, daß sie ohne anzuklopfen im Büro des kaufmännischen Direktors erschien.
»Was tun Sie gerade?« fragte sie barsch.
Eine überflüssige Frage. Der Direktor, so ließ er sich nennen, saß hinter einem leeren Schreibtisch in einem bequemen Ledersessel, rauchte eine Zigarre, hatte ein Glas mit Whisky vor sich zu stehen und hörte im Radio Popmusik. Er beugte sich vor, als Belisa hereinplatzte, und hielt es nicht für nötig aufzustehen.
»Wer sind denn Sie?« bellte er. »Wie kommen Sie herein?«
»Ich sehe, Sie haben nichts zu tun. Sie warten auf das Gold aus Diwata. Es steht draußen im Vorraum.«
»Sie haben es gebracht? Wieso Sie? Seit zehn Tagen kommt immer ein anderer. Wo ist Sotto?«
»Er hat andere Aufgaben übernommen.«
»Die neue Minenleitung! Krempelt wohl alles um, was?«
»Total!«
»Verrückt! Wie konnte Toledo eine Frau einsetzen! Nur weil sie seine Schwägerin ist.« Endlich erhob er sich. »Eine Frau …« wiederholte er geringschätzig.
»Kennen Sie Belisa García?«
»Nein. Ich habe nur eine schriftliche Mitteilung von Herrn Toledo bekommen. Und dann habe ich aus Diwata gehört, was da alles los ist.«
»Sie sind Julio Barongis …«
»Direktor Barongis …«
»Ein Arsch sind Sie!«
Barongis straffte sich. »Du fliegst gleich raus!« schrie er. »Du miese Hure!«
»Ich bin Belisa García.«
Die Wirkung war wie erwartet. Barongis erstarrte auf dem Weg zu Belisa. Er hatte vorgehabt, ihr ins Gesicht zu schlagen.
»Das … Verzeihung …« stotterte er. »Das konnte keiner ahnen. Sie sind …«
»Wer ich bin, wissen Sie jetzt. Und ich weiß, was Sie sind: überflüssig! Verlassen Sie das Büro, so, wie Sie sind. Nichts nehmen Sie mit. Alle Unterlagen der letzten drei Jahre werde ich von vereidigten Buchprüfern durchsehen lassen.«
»Ich habe mir nichts vorzuwerfen.« Barongis wich zu seinem Schreibtisch zurück. »Ich habe immer im Sinne von Herrn Toledo gearbeitet. Er war sehr zufrieden mit mir. Ich habe die Unkosten so niedrig wie möglich gehalten.«
»Das habe ich erlebt. Sie haben die Listen von Dr. Falke einfach ignoriert. Ich habe Fertigteile für neue Häuser bestellt. Nichts ist gekommen. Nicht einmal eine Antwort.«
Barongis lehnte sich an die Schreibtischkante. Diese plötzlichen Wunschlisten! Zum Lachen – mehr nicht. Sie waren dort gelandet, wo
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