Dschungel-Gold
sie hingehörten: im Papierkorb.
»Es waren Forderungen, die vom Kaufmännischen her unerfüllbar sind …«
Eine vergebliche Flucht. Belisa sah ihn mit einem Blick an, der seinen Atem beschleunigte.
»Medikamente sind kaufmännisch nicht tragbar?« Sie klappte einen Schnellhefter auf und warf ihn an Barongis vorbei auf den Tisch. »Lesen Sie, was ich will! Los, lesen Sie!«
Barongis griff nach der Akte, beugte sich über die Listen und überflog sie kurz. Der Überblick genügt ihm.
Wahnsinn!
Er warf den Schnellhefter zurück auf den Tisch.
»Das wollen Sie alles haben?« fragte er gedehnt.
»Ja. Das ist meine Liste. Dr. Falke hat eine eigene.«
»Ich kann das nicht verantworten.«
»Das sollen Sie auch nicht.« Belisas Stimme bekam wieder die helle Schärfe, bei der jedes Wort wie ein Stich wirkte.
»Ich werde Herrn Toledo darüber entscheiden lassen.«
»Sie begreifen schwer, Julio! Ich entscheide hier! Juan Perón Toledo hat die gesamte Verantwortung in meine Hände gelegt. Sie haben nichts mehr zu verantworten. Das übernehme ich. Und nun verlassen Sie das Büro. Sofort. Und falls Sie betrogen haben sollten, flüchten Sie auf den Mond!«
»Ich werde mich dagegen wehren.« Barongis' Gesicht schwoll rot an. An den Schläfen traten die Adern durch die Haut. »Mit allen Mitteln wehren!«
»Gegen mich?« Ein spöttisches Lächeln überzog Belisas schmales Gesicht. Ein Lächeln, das verführte, weil keiner wußte, wie gefährlich es war. »Ich bin unbesiegbar.«
»Kein Mensch lebt ewig.«
»Das war deutlich.« Belisa zeigte auf die Tür. »Verschwinden Sie in irgendeinem Rattenloch!«
Barongis verließ das Zimmer. Er stürmte hinaus wie ein gereizter Stier. Im Vorraum traf er auf Dr. Falke, der neben dem Goldsack stand und ihn bewachte.
»Wer sind Sie?« brüllte Barongis. »Natürlich, ich konnte es mir denken. Der Arzt. So verrückt wie dieses Weib! Soll ich die Universitätsklinik nach Diwata verlegen lassen? Was rede ich noch? Ist doch alles sinnlos!«
Er stürmte aus dem Büro. Belisa kam in den Vorraum, ihr Lächeln war geblieben, aber es war gefroren.
»Jetzt zu Emilio Talagak. Der wichtigste Mann. Er nimmt den täglichen Goldtransport an und schließt ihn in den Banktresor ein. Und er verkauft das Gold. Er handelt den Preis aus. Wieviel Prozent er einsteckt und mit Barongis teilt, weiß niemand. Aber er tut es – hier betrügt jeder den anderen. Meinen Schwager hat das alles nicht interessiert, er scheffelte genug Millionen. Wenn ein paar tausend Dollar verschwanden, das merkte er gar nicht. Von jedem Tisch fallen Krümel. Aber ich, ich werde diese Krümel aufsammeln!«
»Und in die eigene Tasche stecken.«
»Haben Sie anderes erwartet? Ich bin jetzt der Chef.«
»Die Gold-Lady …«
»Noch nicht. Die bin ich erst, wenn ich durch meinen Palast gehe.«
»Manchmal träumen Sie wie ein Kind.«
»Aber ich arbeite auch dafür.«
Dr. Falke hob den Sack vom Parkettboden auf und ging Belisa nach, die zielsicher zum letzten Büro am Ende des Ganges lief. Sie kam an leeren Zimmern vorbei und fragte sich, warum Juan Perón so viele Räume gemietet hatte, wenn er sie gar nicht brauchte.
Emilio Talagak, ein Mischling mit chinesischem Blut von seiner Großmutter her, galt als der Experte für Goldverkäufe in Davao. Die Großhändler schmierten ihn, stellten falsche Rechnungen aus, drückten den Goldpreis, bezahlten aber mehr, verhandelten unter Mitwirkung ausgesucht hübscher Mädchen, die Emilio dann später im Bett genoß, und so lief das Geschäft seit Jahren reibungslos und zu aller Zufriedenheit.
Auch Talagak zuckte hoch, als Belisa ohne Anklopfen ins Zimmer trat. Aber er war schneller im Denken als Barongis. Er sah den Ledersack, er sah Dr. Falke und ein kleines Mädchen, das sich vor ihm aufbaute.
»Ich freue mich, Sie zu sehen, Mrs. García«, sagte er und machte eine Verbeugung. Etwas Unterwürfigkeit konnte nie schaden. »Ich habe immer auf den Tag gehofft, an dem ich Sie …«
»Reden Sie keinen Blödsinn, Emilio. Ich bin gekommen, um Ihre Bücher zu kontrollieren.« Sie wunderte sich, daß Talagak keine Miene verzog. Wie sicher fühlte er sich? Verdammt sicher. Er jonglierte mit ihrem Gold – aber wer konnte ihm das nachweisen? »Barongis habe ich bereits rausgeschmissen!«
»Das Leben ist eine Achterbahn – jetzt ist er gerade unten.«
»Und Sie sind oben? Sie hole ich auch gleich herunter.« Sie zeigte auf den Ledersack, den Dr. Falke über den Boden schob. Er war
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