Dschungel-Gold
gewohnt?« fragte sie plötzlich. »In einem Luxushotel?«
»Ich habe mich nie danach gedrängt oder eine Gelegenheit dazu gesucht.«
»Sie kennen keine Suite?«
»Woher? Ich würde für ein Bett pro Nacht niemals ein Monatsgehalt bezahlen.«
»Ich lade Sie ein.«
»In ein Luxushotel? In eine Suite?«
»Ja. In das beste Hotel von Davao. In das Davao Insular Hotel. Absoluter Luxus.«
Dr. Falke blickte an sich herunter und musterte dann Belisa. Sie trugen zwar saubere Kleidung, aber Jeans, Pullover und derbe Schuhe paßten sicherlich nicht in das Insular Hotel.
»Man wird uns gar nicht durch die Tür lassen«, sagte er zweifelnd. Belisas Lächeln irritierte ihn.
»Sie können ja den Portier vor das Schienbein treten.«
»Wenn es hilft …«
»Juan Perón hat die Penthouse-Suite des Hotels gekauft«, sagte sie und lachte über Dr. Falkes dummes Gesicht. »Toledo empfängt nie Besucher in seinem weißen Palast. Übernachten läßt er dort überhaupt keinen. Er hat die Suite als Gästezimmer gekauft. Sein Haus betritt niemand.«
»Irrtum! Ich war dort.«
»Im Palast?«
»Wir haben auf der Säulenterrasse gegessen und getrunken.«
»Das ist gelogen!«
»Soll ich Ihnen Details aus dem Haus schildern?«
Belisa starrte Dr. Falke noch immer ungläubig an. »Juan Perón hat Sie in seinen Palast geholt? Wissen Sie, was für eine Ehre das ist?«
»Jetzt erst ahne ich es.« Dr. Falke schüttelte den Kopf. »Warum wollen Sie in diesem Insular Hotel wohnen? Ihr Vater hat doch ein Haus in Davao …«
»Den laden wir morgen ein.« Sie wandte ihm den Rücken zu und blickte auf den am Straßenrand wartenden Cadillac. Der Chauffeur stand daneben, noch immer die Mütze gezogen und an die Brust gepreßt. Über die Schulter sagte sie: »Ich will Ihnen nur mal eine solche Suite zeigen.«
»Wenn man uns an der Rezeption überhaupt den Schlüssel gibt.«
»Ich habe eine elektrische Chipkarte bei mir. Einen elektronischen Schlüssel. Und zum Penthouse fährt ein eigener Lift.«
Das Davao Insular Hotel lag etwas außerhalb der Stadt, abseits von dem staubigen und lärmenden Verkehr, der sich in den letzten Jahren rasant entwickelt hatte. Es war einer jener großzügigen Hotelbauten mit weiter Eingangshalle, Restaurants, Bars und verschwenderischen Parkanlagen mit Swimmingpool, Tennisplätzen und einem Golfplatz. Luxus pur, wie man ihn sich in Europa gar nicht vorstellen konnte.
Als der Cadillac vor dem Marmoreingang bremste, stürzte der Portier herbei. Sein Gesicht, als er Dr. Falke und Belisa in ihrer Urwaldkluft aussteigen sah, reizte Belisa zum Lachen.
»Man wird uns gleich rausschmeißen!« sagte Dr. Falke hinter ihr.
»Man wird mir die Hand küssen! Passen Sie auf!«
Zunächst schien es, als würde Dr. Falke recht behalten.
Sie hatten kaum das Hotel betreten, als der zufällig in der weiten Halle anwesende Direktor mit versteinerter Miene auf sie zuging. Er stellte sich ihnen in den Weg.
»Kann ich Ihnen helfen?« fragte er abweisend.
»Nein.« Belisa warf einen Blick zu dem in einer Ecke der Halle installierten kleinen Lift. Im Gegensatz zu den geräumigen anderen Aufzügen sah er wie die Tür zu einem Nebenraum aus. »Ich kenne den Weg.«
»Wohin?«
»Das geht Sie einen Dreck an!«
»Erlauben Sie mal!« Der Direktor erstarrte. »Ich …« Und dann schwieg er abrupt, als Belisa die kleine Chipkarte zeigte, trat zur Seite und schluckte mehrmals.
»Ich bin Belisa García«, sagte sie beinahe freundlich. »Meine Schwester ist die Frau von Mr. Toledo. Genügt das?«
»Ich wußte nicht …« stotterte der Direktor.
»Nun wissen Sie es! Und jetzt gehen Sie aus dem Weg, oder ich boxe Ihnen in die Leber. Das habe ich von meinem Bruder gelernt.«
Ungehindert erreichten sie den Privatlift und fuhren hinauf in das Penthouse.
»Das war aber nicht höflich!« sagte Dr. Falke während der Fahrt.
»Ich will nicht höflich sein. Nie! Merken Sie sich das.«
Der Lift hielt in einem großen Vorraum mit Marmorwänden und Spiegeln. Die Suite hatte die Größe eines ganzen Bungalows, sie bestand aus einem riesigen Wohnsalon mit komplett eingerichteter Bar, vier Schlafzimmern, vier Marmorbädern und einem eigenen Pool, an den ein Wintergarten mit einer Fülle blühender Pflanzen grenzte. Eine Einrichtung solchen Stils hatte Dr. Falke bisher nur in amerikanischen Filmen gesehen … vor vier Jahren, als er das letztemal in einem Kino gewesen war.
Langsam ging er von Zimmer zu Zimmer, als wandere er durch ein Märchenland.
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