Dschungel-Gold
der Wutausbruch keineswegs; sie schien sich sogar darüber zu amüsieren. »Wem gehört die Firma?« fragte sie.
»Es ist eine Aktiengesellschaft!«
»Sehr gut. Ich werde Herrn Toledo bitten, die Aktienmehrheit aufzukaufen … und dann fliegen Sie!«
Sie verließ den Raum und bedeutete Dr. Falke, ihr zu folgen. Mit offenem Mund, sprachlos, starrte Carpenito ihr nach. Auf dem Flur holte Dr. Falke Belisa ein.
»Was Sie da eben gesagt haben, ist doch nur ein Bluff!«
»Stimmt.«
»Und warum tun Sie das?«
»Um Angst zu verbreiten. Angst ist der beste Partner bei Verhandlungen – das müssen Sie noch lernen. Ich habe es bei der Bank gelernt. Wem das Wasser bis zum Hals steht, der atmet gern durch einen Strohhalm.« Sie lachte, während sie zu den Verkaufsräumen gingen. »Wenn Sie alles bestellt haben, sehen wir diesen Carpenito wieder. Er wird wie umgewandelt sein.«
Es dauerte drei Stunden, bis Dr. Falke gemeinsam mit drei Verkäufern seine Liste abgearbeitet hatte. Wie erwartet war die Hälfte der Medikamente nicht vorrätig und mußte erst aus der internationalen Apotheke in Manila besorgt werden. Die Verkaufsleiter konnten immer wieder nur eine Entschuldigung vorbringen, die glaubhaft war: So etwas hat hier in Davao noch niemand verlangt. Nur bei den chirurgischen und einigen anderen Instrumenten gab es kaum Schwierigkeiten – da hatte das neue Krankenhaus der Stadt Pionierarbeit geleistet. Immerhin kamen sieben große Kisten zusammen … für Dr. Falke geradezu ein Traum, von dem er bisher geglaubt hatte, daß er nie Wirklichkeit werden könne.
Direktor Carpenito war sofort bereit, Belisa García und Dr. Falke zu empfangen, als sie drei Stunden später wieder im Vorzimmer standen. Ohne Einleitung brachte Belisa ihr Anliegen vor.
»Wir haben bei Ihnen für fünfzehntausend Dollar Medikamente und Instrumente gekauft«, sagte sie. »Dr. Falke hat außerdem aus dem Katalog das Modell eines Krankenbettes ausgesucht, das Sie besorgen sollen. Es handelt sich zunächst um fünfzig Betten zum Katalogpreis von 1.100 Dollar pro Stück. Es sind die besten und modernsten Betten.«
»Bei diesem Preis gewiß.« Carpenito machte ein glückliches Gesicht. Eine solche Bestellung kam nicht jeden Tag herein.
»Lieferbar in drei Monaten.«
»Wenn der Verkauf das zusichert …«
»Wir sollten über den Preis sprechen. Katalogpreise interessieren mich nicht. Unsere Bestellung lautet Medikamente und Instrumente für fünfzehntausend Dollar. Betten für fünfundfünfzigtausend Dollar.«
»Ich bedanke mich für diesen Auftrag, Mrs. García.«
»Mit Ihrem Dank kann ich nichts anfangen. Ich zahle sechsundfünfzigtausend Dollar.«
»Das sind zwanzig Prozent Nachlaß.« Carpenito war ein schneller und guter Rechner. »Wo denken Sie hin?! Das ist unmöglich! Vierzehntausend Dollar Skonto! Wo gibt es das?«
»Bei mir! Ich zahle für den gesamten Auftrag sechsundfünfzigtausend Dollar und keinen Cent mehr! Überlegen Sie: Das ist die erste Bestellung. Es werden weitere kommen!«
»Trotzdem … zwanzig Prozent …«
»Doktor, gehen wir!« Belisa drehte sich zu Dr. Falke um. »Der Auftrag wird gestrichen. Wir werden morgen nach Manila fliegen und dort einkaufen.«
»Wir könnten über fünfzehn Prozent reden!« warf Carpenito ein.
»Sie vergessen, daß bei Ihnen keinerlei Transportkosten anfallen. Den Transport übernimmt die Minengesellschaft.«
»Das wurde bisher nicht erwähnt …«
»Nun wissen Sie es.«
»Unter diesen Umständen …« Carpenito seufzte tief auf und blickte an die Decke, als wollte er die Heiligen zu Hilfe rufen. »Einverstanden. Und wie zahlen Sie?«
»Von Bank zu Bank bei Lieferung. Fünfzigtausend Dollar.«
Carpenito zuckte zusammen. »Sie sagten eben …«
»Sechstausend Dollar wird ein Bote in bar zu Ihnen bringen …«
»Korrekt.« Carpenito kam hinter seinen Schreibtisch hervor, ergriff Belisas Hand und küßte sie. »Es ist mir eine Ehre, in Ihnen eine gute Kundin zu haben. Ich stehe Ihnen immer zu Diensten.«
Als sie wieder im Cadillac saßen und durch die Stadt fuhren, mußte Dr. Falke seine Frage loswerden.
»Sie haben doch eben den Direktor bestochen?« sagte er.
»Nein. Das war nur eine kleine Aufmerksamkeit.« Belisa lächelte vor sich hin.
»Auf Kosten seiner Firma.«
»Wer weiß das?«
»Das ist doch Korruption!«
»Es ist ein Generalschlüssel, der alle Türen öffnet. Mein Gott, sind Sie ahnungslos! Leben Sie nur für Ihre Krankheiten? Carpenito wird die sechstausend Dollar
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