Dschungel-Gold
annehmen. Damit habe ich ihn in der Hand. Und da er bei jedem Auftrag verdient, wird er mir jeden Finger küssen, den ich ihm hinhalte.«
»Und genauso verschlingen Sie mich!«
»Sie wissen es doch! Ich benutze Sie, um die Arbeitskraft meiner Leute zu erhalten. Das ganze Krankenhaus wird mich vielleicht die Einnahmen eines Monats kosten. Nein, nicht mal das. Ich werde mehr Geld aus dem Berg holen. Und wenn's ein Monat ist, verteilt auf mehrere Raten … der Nutzen reicht für Jahre! Für Jahrzehnte! Eine Investition mit dauerhafter Rendite!«
»Sie könnten sich verrechnen, Lady …« sagte Dr. Falke und lehnte sich in den Ledersitz zurück.
»Unmöglich. Das Krankenhaus wird gebaut. Vielleicht der einzige feste Bau in Diwata.«
»Aber ich könnte Ihre Hölle verlassen.«
Ihr Kopf ruckte herum. Ihre großen, schwarzen Augen flimmerten. Er sah, wie sich ihre Muskeln spannten. Wieder die Raubkatze vor dem Sprung.
»Reden Sie kein dummes Zeug!« sagte sie scharf.
»Da liegt der Fehler Ihrer Rechnung.«
»Sie werden Diwata nie verlassen!«
»Sind Sie da so sicher?«
»Ja!«
»Und woher nehmen Sie diese Sicherheit?«
»Sie haben es selbst einmal gesagt: Sie sind Arzt. Sie lassen Ihre Kranken nicht im Stich. Sie können gar nicht weggehen, wenn hundert Betten von Kranken belegt sind.«
»Es gibt auch andere Ärzte. Viele suchen eine Arbeit.«
»Wer will schon nach Diwata kommen? Das können nur heillose Idealisten sein wie Sie. Und die kann man mit der Lupe suchen. Nein!« Sie schüttelte den Kopf. Und plötzlich lächelte sie sogar. »Sie gehen nicht weg! Sie nicht! Sie haben etwas Heiliges an sich – Sie können leiden. Sie sind eine kleine Christusfigur: Das Leid der Menschen ist mein Schicksal. Nein, ich habe keine Angst, daß Sie weggehen. Sie gehören nach Diwata und sonst nirgendwohin …«
Zu Mittag aßen sie chinesische Spezialitäten im Davao Majestic Restaurant in der Bonifacio Street, tranken dazu einen leichten australischen Weißwein und kehrten zum Penthouse zurück. Belisa drückte sich wieder in die Ecke der seidenen Couch.
»Wir haben in diesen zwei Tagen viel erreicht«, sagte sie. »Denken wir noch mal nach. Was haben wir vergessen? Fehlt etwas? Haben Sie noch Wünsche, Doktor?«
»Viele …«
»Einen können Sie streichen. Für alle Zeiten.«
»Welchen?«
»Ich werde nie Ihre Geliebte.«
»Das habe ich begriffen. Obgleich man nie nie sagen sollte …«
»Zwischen uns – doch!«
»Ich weiß, ich bin nur ein armer Sklavenarzt …«
»Das ist es nicht.« Sie lehnte sich weit zurück. Provozierend. Die Bluse spannte über ihren kleinen Brüsten. Die engen Jeans zeichneten die Formen ihrer Hüften, Schenkel und Waden nach. »Wir sind uns zu ähnlich.«
»Das bezweifle ich.« Dr. Falke ging zur Bar und mixte einen schwachen Cocktail aus weißem Rum, Orangensaft und einem Spritzer Angostura. Sie nahm das Glas, prostete ihm zu und lächelte unergründlich. »Sie denken nur an Geld. Sie wollen Macht. Sie wollen regieren. Sie wollen zwanzigtausend, dreißigtausend Männer zu Ameisen machen, die Tag und Nacht für Sie schuften. Die sich in einen Berg wühlen, in ungesicherten Stollen, ohne jeden Schutz, die Gold für Sie herausbrechen und nach Säcken bezahlt werden. Was sollte ich da mit Ihnen gemeinsam haben?«
»Die Kraft, den eigenen Willen durchzusetzen. Wir sind ebenbürtig. Wir werden immer und immer wieder aufeinanderprallen. Wir werden aufeinander einschlagen, aber es wird keinen Sieger geben. Wir könnten nie zusammenleben …«
»So soll es sein.« Dr. Falke hob ihr sein Glas entgegen. »Begraben wir das Thema, ein für allemal! Nur sollten Sie nicht so dasitzen.«
»Wie sitze ich denn?«
»Provozierend.«
»Regt Sie das auf?«
»Nicht mehr.« Dr. Falke hob wie bedauernd die Schultern. »Für mich sind Sie jetzt ein Neutrum. Ein Wesen, das nur wie eine Frau aussieht.«
Sie biß die Zähne zusammen, ihre Lippen wurden zu einem schmalen Strich. Sie setzte sich gerade hin, mit zusammengepreßten Beinen, wie ein getadeltes Kind. Mit Schwung warf sie ihr Cocktailglas gegen die Wand. Das Zerschellen klang wie ein heller Aufschrei.
»Ich sollte Sie hassen«, sagte sie gepreßt. »Verdammt, ich will versuchen, Sie zu hassen! Nur so können wir miteinander auskommen …«
Am Abend flogen sie nach Diwata zurück.
Die Kisten der pharmazeutischen Großhandlung waren pünktlich am Flugfeld angekommen. Sogar ein Probebett der bestellten Modellserie war mitgeliefert worden,
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