Dschungel-Gold
Rosenkränze für Sie.« Pater Burgos wandte sich wieder den etwas schüchtern herumstehenden Mädchen zu. »Ihr folgt dem Doktor«, sagte er so laut, daß es auch Avila hörte. »Und mir. Ich bleibe bei euch. Habt keine Angst – ihr seid in Sicherheit.«
Dr. Falke ging wieder zu Avila hinüber. Belisa saß schon in einer der Limousinen mit Panzerglasscheiben und wartete.
»In der Maschine sind sieben Kisten mit Medikamenten und ein Krankenbett. Sorgen Sie dafür, daß alles vollständig bei mir ankommt. Bewachen Sie alles, als seien es Atombomben.«
Avila nickte und winkte seinen Soldaten zu. Sie übernahmen das Ausladen. Die Mädchen kletterten zusammen mit Pater Burgos in einen der Lastwagen. Belisa trommelte ungeduldig mit den Fingern gegen die Scheibe der geöffneten Autotür.
»Wo bleiben Sie?« rief sie dem Doktor zu.
»Fahren Sie voraus. Ich fahre mit den Mädchen.«
Er trat an die offene Tür und beugte sich zu Belisa hinunter. Auf ihrem Gesicht lag ein hämisches Grinsen.
»Mit den Mädchen? Aha! Welche gefällt Ihnen denn? Ist jetzt doch der sexuelle Notstand ausgebrochen?«
»Sie überschätzen mich. Aber ich muß mich ja um meine Krankenschwestern kümmern.«
»Um wen?« Ihre Stimme wurde einen Ton höher.
»Um meine zehn neuen Krankenschwestern.«
»Sind Sie verrückt?!«
»Das war es, was ich vergessen hatte, als Sie mich fragten, ob noch etwas fehle. Das Krankenhauspersonal. Wie kann man Kranke pflegen ohne Pfleger? Was nutzt ein Krankenbett, wenn sich keiner darum kümmert? Zehn Schwestern, das mag für den Anfang genügen. Ich habe sie jetzt …«
»Dr. Falke …«
»Lady, ich habe Ihr Wort, daß ich mir das Krankenhaus einrichten kann, wie es nötig ist.«
»Ich hasse Sie!«
Sie schlug die Tür zu, hätte dabei beinahe seine Hand eingeklemmt und stieß dem vor ihr sitzenden Fahrer die Faust in die Schulter. »Fahr!« schrie sie. »Fahr! Schlaf nicht.«
Mit quietschenden Reifen schoß der schwere Wagen davon. In einem Jeep folgten ihm die drei Brüder. Dafür ratterte ein uralter Lastwagen mit offener Ladefläche auf das Rollfeld. Hinter dem Steuer saß Bordellvater Morales, neben ihm ein Arbeiter. Der Wagen hielt vor dem Hubschrauber, Morales stieg aus und sah sich verwundert um. Dr. Falke kam auf ihn zu.
»Vermissen Sie was?« fragte er.
»Rätselhaft. Ich erwarte neue Mitarbeiterinnen.« Morales blickte in den leeren Frachtraum der Maschine. »Ich verstehe das nicht.«
»Sie warten auf zehn neue Huren?«
»Man hatte mir versprochen …«
»Es wurde umdisponiert, Morales.« Dr. Falke zeigte auf den Lastwagen, auf dem die Mädchen neben Burgos standen. »Ich habe zehn Krankenschwestern mitgenommen.«
»Kranken…« Morales riß die Augen auf. »Wieso Kranken …«
»…Schwestern. Ich brauche sie für mein neues Lazarett.«
»Ich brauche sie für meine Kunden!«
»Was ist wichtiger? Krankenpflege oder Ficken?«
»Beides ist wichtig! Im Puff werden Aggressionen abgebaut. Auch das ist Krankenpflege.« Morales blähte sich auf. Sein dicker Körper wurde noch runder. »Ich werde darauf bestehen, daß die zehn Mädchen zu mir kommen. Ich habe die Zusage von Herrn Ramos.«
»Morales, Sie leben noch im Gestern. Ich habe die Zusage von Mrs. García. Wessen Wort gilt hier?«
Morales ließ die Luft ab, drehte sich um, kletterte in den alten Lastwagen und ratterte davon.
»Alles Scheiße!« sagte er zu dem neben ihm sitzenden Arbeiter. »Scheiße! Dieses verdammte Weib sollte man wie eine Taube einfangen und ihr den Hals umdrehen!«
Es gab nur ein Problem, das Dr. Falke einige Sorge bereitete: Wie bringt man zehn hübsche, junge Mädchen vor Tausenden sexhungriger Männern in Sicherheit? Vor Männern, die außer vom Saufen und vom Glücksspiel nur von Frauen träumen, wenn sie in ihre elenden Behausungen zurückgekehrt sind nach einem Tag mit Säckeschleppen und schwerster Arbeit im Berg, im Dunst der Quecksilberwaschanlagen, im ewigen Dröhnen der Zertrümmerungs- und Sortiermaschinen. Im Bordell waren die Mädchen sicher … da wurden sie von Avilas Truppe bewacht. Da standen Tag und Nacht schwerbewaffnete Soldaten der Privatarmee um das Gebäude, die als zusätzlichen Lohn für diese Bewachung zweimal pro Woche unentgeltlich vögeln durften. Ein begehrter Dienst, der unter der Sicherheitstruppe sogar ausgelost wurde. Sie nannten das ›Ficklotterie‹, jeden Samstag bei Dienstwechsel ein großes Ereignis.
Nun aber waren zehn neue Mädchen in den Krankenbaracken
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