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Dschungelkind /

Dschungelkind /

Titel: Dschungelkind / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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mit Kochtöpfen, Ölflaschen, Handtüchern, Mamas guten Küchenmessern und so weiter. Erstaunt fragte sie mich: »Was machst du da, Sabine?«
    Mit leuchtenden Augen sprudelte ich los: »Ich brauch die Sachen! Da draußen ist ein Fayu, der mir ein Babykrokodil geben will, zum Tauschen. Dafür kriegt er all das hier«, und mit einer großzügigen Handbewegung wies ich auf den Tisch.
    »Und wo soll das Krokodil leben?«, fragte Mama vorsichtig.
    Ohne zu zögern antwortete ich: »Im Wascheimer! Ich hab schon Wasser reingetan.«
    Mama drehte sich um, ging auf die Veranda, wo der Fayu stand, und schickte ihn nach Hause. »Aus dem Tausch wird nichts«, erklärte sie ihm.
    Dann kam sie wieder herein und erteilte mir eine kleine Lektion fürs Leben:
     
    Man fragt immer zuerst.
Man gibt keine Sachen weg, die einem nicht gehören. (Meinen Einwand, dass ich ja auch Kuegler hieße und die Sachen wohl auch mir gehörten, parierte Mama mit der Frage, ob ich je schon mal einen Kochtopf
benutzt
hätte?)
Man kann ein Krokodil nicht besonders gut in einem Wäscheeimer großziehen.
Und: Man muss sich in so ein Tier hineindenken. Was für schreckliches Heimweh würde dieses kleine Krokodil nach seiner Mutter und seinen Geschwistern haben!
     
    Mit diesem letzten Argument hatte Mama mich endlich überzeugt. Zuvor hatte ich sie nur kritisch angeschaut.
     
    Je älter ich wurde, desto mehr liebte ich Tiere und wurde zu einer leidenschaftlichen Sammlerin. Allerdings nicht immer mit Erfolg: Meine Neugier hat leider manch arme Kreatur das Leben gekostet. Ich trauerte sehr um die Tiere, die uns über die Jahre verließen, ob sie nun in den Dschungel flohen oder unglücklicherweise starben. Sie kommen alle in den Himmel, hatte Mama mir erklärt. Und so stellte ich mir meinen Himmel als einen Platz vor, wo Hunderte von Tieren herumliefen und darauf warteten, meine Spielgefährten zu sein.
    Alle Tiere, bis hin zur kleinsten Spinne, bekamen von mir Namen. Meine Maus hieß George, mein Papagei Bobby, Daddy Long Legs war meine Spinne, Hanni und Nanni meine zwei Straußenvögel, Jumper mein Baumkänguru, Wooly mein Cuscus, und so fort.
    Ich sammelte Spinnen mitsamt ihren Eiern, legte sie in ein großes Glas und fügte Holz, Gras und Erde hinzu, damit sie sich so richtig wohl fühlen konnten. Dann fing ich kleine Insekten als Futter. Doch ich begriff einfach nicht, warum die Babyspinnen nicht schlüpfen wollten. Meines Erachtens hatten sie alles, was sie brauchten; ich hatte sie schon so oft in Freiheit beobachtet und wusste genau, was sie zum Leben brauchten. Da kam ich eines Tages zufällig in den Schlafraum und sah zu meinem Entsetzen, wie Mama gerade Insektenspray auf die Spinneneier sprühte. Ich stieß einen markerschütternden Schrei aus und stürmte auf sie los, um meine Zucht zu retten. Doch es war zu spät.
    Judith mit ihrem Baumkänguru Fifi
    »Mama, wie kannst du nur so grausam sein!«, schluchzte ich.
    Mama schaute mich verzweifelt an. »Schau dich doch mal um – glaubst du nicht, dass du genug Tiere hast?«
    Ich schaute mich um. Hanni und Nanni standen hinter mir, Bobby kreischte draußen, und George rannte wie ein Wilder in seiner Box herum. Auf einem kleinen Regal, das Papa für mich gebaut hatte, standen Behälter mit Spinnen, Käfern und Fröschen. Mein Kater Timmy schlief auf dem Bett, und Wooly, das Cuscus, saß auf einer Stange und beobachtete uns. Ich schaute Mama an und antwortete: »Nein.«
    Mama seufzte, und dann schlossen wir einen Kompromiss: Sie würde meine Sammlung nicht mehr anrühren, dafür musste ich alle Tiere nach draußen verlegen. Mama verspürte keine Lust, andauernd Spinnen und Frösche durch die Zimmer zu jagen. Am gleichen Tag noch baute Papa mir einige Regale hinter dem Haus, auf denen ich meine geliebte Sammlung aufbewahren konnte.
     
    Von allen Tieren war Kater Timmy mein ausgesprochener Liebling. Ich hatte ihn vor einiger Zeit in Danau Bira geschenkt bekommen, ein großes Tier mit schwarzen Flecken im weißen Fell. Die Fayu hatten vorher noch nie eine Katze gesehen. Sie fragten Papa, ob es ein Hund oder ein Wildschwein sei? Papa verneinte.
    »Was ist es denn dann?«, wollten sie wissen.
    Papa wusste nicht, was er sagen sollte, denn es gab kein Wort für Katze in ihrer Sprache. So antwortete er: »Das ist ein … Timmy.«
    Bis heute heißen dort alle Katzen Timmy.
    Als Papa den Kater einmal aus Spaß in die Luft warf und er auf allen vieren wieder landete, nickten die Fayu anerkennend – so etwas

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