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Dschungelkind /

Dschungelkind /

Titel: Dschungelkind / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kuegler
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»Krokodile!«
    Wir taten es Papa schleunigst nach. Die arme Judith hatte noch das Shampoo im Haar und weigerte sich, ihren Kopf auch nur zwei Sekunden länger ins Wasser zu tauchen, um es auszuspülen.
    Als wir alle wieder im Boot saßen, fragte Papa die Fayu-Männer, warum sie denn bitte nichts gesagt hätten. Sie antworteten lässig, dass doch wohl jeder wisse, dass dies der Krokodilfluss sei. Wir mussten so lachen, als der erste Schreck vorüber war. Typisch Fayu, saßen dort und wunderten sich, dass wir keine Angst hatten. Kamen aber nicht auf den Gedanken, dass wir ahnungslos waren. War mein Vater für sie vielleicht niemals ahnungslos? Von dem Tag an fragten wir jedenfalls immer nach, bevor wir in einen neuen Fluss sprangen, um uns abzukühlen.
    Eines jedoch erklärten uns die Fayu noch, ohne dass wir fragen mussten: Dieser Fluss war bei Krokodilen so beliebt, weil er sehr viele große Fische führte. Da die Strömung zudem schwach war, war es ein idealer Ort für sie, um ihre Eier zu abzulegen.
     
    Das mit den Fischen ließen wir uns nicht zweimal sagen. Eine Woche später kamen wir zurück, diesmal ausgerüstet mit Fischhaken und Angelleinen. Ab sofort hatten wir ein neues Hobby, denn die Fayu hatten Recht gehabt: Es gab reiche Beute!
    Wir nahmen ein Stück Holz, ungefähr zehn Zentimeter lang und fünf Zentimeter breit, und machten ein kleines Loch auf einer Seite, wo wir die Schnur befestigten. Dann ritzten wir an den Schmalseiten des Holzes zwei kleine Dellen. So konnten wir die Schnur um das Holz wickeln. An ihrem Ende befestigten wir einen kleinen Stein, der als Gewicht diente, und dann zum Abschluss den Fischhaken. Und schon hatten wir unsere selbst gemachten Dschungelangeln!
    Als Nächstes suchten wir Würmer. Es gab zwei Arten, die sich als exzellente Fischköder erwiesen: den dicken weißen Wurm, der auch für Menschen sehr nahrhaft ist, und ein langer dunkler, der nur zum Fischen gut war. Der Urwald ist voll von Würmern, und Christian, Tuare, Bebe, Dihida und ich sammelten sie mit Begeisterung, machten ein Spiel daraus, wer am meisten finden konnte.
    Zurück am Fluss, befestigten wir die Angeln an Büschen oder Sträuchern, die über dem Wasser hingen. So legten wir an die zehn bis fünfzehn Angeln aus, und als wir die letzte befestigt hatten, hing an der ersten meist schon ein dicker, saftiger Fisch.
    Nach einer Stunde hatten wir so viel gefangen, dass unsere Eimer prall gefüllt waren. Es war meistens
Catfish,
eine Art Wels, der nahezu einen Meter lang und bis zu fünf Kilo schwer werden konnte und köstlich schmeckte.
    Zu Hause in Foida machten wir dann ein großes Feuer. Über der Glut bauten die Fayu ein Holzgestell, und darauf wurde unser Fang geräuchert. Am Abend gab es ein großes Fest mit viel Essen und spannenden Geschichten, erzählt und szenisch dargeboten von den Fayu-Kriegern.
     
    Aber ein Krokodilfluss bleibt eben immer ein Krokodilfluss! Sie waren die Könige dieser Fanggründe, und das ließen sie uns auch eines Tages spüren.
    Es war während unserer dritten oder vierten Angelexpedition. Wir hatten die Leinen schon gelegt und kamen erwartungsvoll zu der ersten zurück, doch als Papa sie hochzog, hing nichts mehr daran, weder Fisch noch Fischhaken noch Wurm. Die Schnur war durchgebissen. Wir machten uns daran, die Sache näher zu untersuchen, als plötzlich, nur ein oder zwei Meter vom Boot entfernt, ein monströses Krokodil aus dem Wasser schoss. Es stürzte sich mit weit offenem Maul in unsere Richtung. Wir schrien und sprangen alle zur anderen Bordkante, das Krokodil landete mit großem Platschen im Wasser, und die Welle, die es verursachte, spritzte uns alle nass.
    Einige Minuten lang bewegten wir uns nicht, doch das Krokodil war verschwunden. Hätte einer von uns seinen Arm oder ein Bein im Wasser gehabt, so wäre es gefährlich geworden.
    Begegnungen dieser Art hatten wir noch mehrmals. Die Fayu beruhigten uns und erklärten, dass die Krokodile nur ihr Revier abstecken wollten. Hoffen wir, dass es stimmt! Generell sind Krokodile nicht sehr aggressiv, außer wenn man sie provoziert. Das lernten wir schnell und waren einfach vorsichtig, wenn wir eines sahen. Beine und Arme blieben über Wasser, und wir beobachteten es aus sicherer Distanz. Doch das plötzliche Auftauchen eines Krokodils war und blieb für uns eine aufregende Geschichte.
     
    Und dann schließlich entdeckten wir mit unserem Boot das Paradies. Wir waren wieder flussaufwärts unterwegs, es war heiß, und wir

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