Du bes Kölle: Autobiografie
Blömcher« (1968) und »Ene Besuch em Zoo« (1969) geschrieben, bevor die Fööss überhaupt gegründet wurden. Und als er 2011 starb, zählte man über 700 Songs!
Mein eigenes Verhältnis zu Hans Knipp war nicht wirklich innig, aber von Respekt geprägt. Man konnte lachen mit ihm, durchaus. Ich weiß das, schließlich war er oft mit uns in Klausur an der Hasborner Mühle. Aber eigentlich war das ein stiller Mensch. Mit den von ihm geschriebenen Hits hätte er ein komplettes Programm bestreiten können, denken wir nur an »Linda Lou« oder den »Buuredanz«. So etwas wie »Ein Abend mit Hans Knipp« hätte durchaus Erfolgschancen gehabt, und wir hätten ihm das auch bestimmt nicht krummgenommen.
Im Gegenteil, ich wäre für einen Song dazugekommen. Aber Hans sah sich nie als großen Sänger, sondern vor allem als den Mann im Hintergrund, als Songschreiber.
Wir Fööss haben aus seiner »Ming eetste Fründin«-Vorlage 1976 jene Version gemacht, die zum Evergreen wurde. Ein »Meiers Kättche« hat jeder mal in seiner Jugend gekannt und dabei etwas Ähnliches erlebt. Mir gefällt der Gedanke, dass ein Lied so beliebt bei den Menschen wird, dass irgendwann kaum noch jemand weiß, wer es überhaupt gesungen oder gar geschrieben hat. Wenn du heute zum Beispiel irgendwo »Spanien« rufst, antwortet die ganze Gemeinde »Olé«. Der Begriff »Volkslied« ist durch die NS-Zeit beschmutzt worden, denn die Nazis haben manches schöne Lied für ihre Zwecke missbraucht. Heutzutage würde ich das Wort jedoch wieder benutzen, weil es den Sachverhalt so gut trifft. Ein Volkslied ist im kollektiven Gedächtnis verhaftet, es ist eingegangen in die ewigen Jagdgründe der Lieder. Auf jeder Blume dort wächst ein Song, und wenn er irgendwo erklingt, kann jeder sofort einstimmen. Es war zum einjährigen Gedenken an den Einsturz des Kölner Stadtarchivs, als ein Mahnmarsch zur Unglücksstelle aufbrach: Am Bauzaun dann stimmte einer der Teilnehmer »En unsrem Veedel« an. Und alle sangen mit.
In meine Konzerte kommen inzwischen jüngere Menschen, denen dort zum ersten Mal aufgeht, dass ich es war, der Songs wie »Ming eetste Fründin« oder das »Veedel« im Original gesungen hat. Die kennen mich vielleicht wegen »Du bes Kölle«, weil das kürzer zurückreicht. Aber für mich ist das kein Problem, sondern im Gegenteil erstrebenswert. Wenn Lieder ein solches Eigenleben entwickelt haben, dann ist das einfach nur ein Grund zur Freude.
DANNY AUS DOLHAIN
Meine echte »eetste Fründin« hieß nicht Käthchen, sondern Danny. Und kennengelernt habe ich sie durch meine Schwester Hanny.
Hanny war die Erstgeborene meiner Eltern. »Ein Kind der Liebe«, nannte sie sich immer spaßeshalber. »Ja gut«, antwortete ich, »aber was bin dann ich?« – Eigentlich hatte sie Tänzerin werden wollen, und sie war auch sehr talentiert. Aber als Älteste musste sie immer auf ihre kleinen Geschwister aufpassen. Da kam bei uns bekanntlich eins nach dem anderen, und deshalb war es irgendwann vorbei mit Hannys Träumen. Trotzdem ist sie immer ein unglaublich lebenslustiger Mensch geblieben.
Hanny war mit ihrem ersten Mann 1948 nach Bordeaux abgehauen. Mit ihrem zweiten zog sie dann nach Belgien, in einen kleinen Ort namens Dolhain bei Limbourg. Und dort, bei der Hanny und ihrer belgischen Familie, habe ich als Kind fast alle Ferien verbracht. Dolhain wurde über die Jahre so etwas wie ein zweites Zuhause für mich. Im Grunde bin ich nicht nur in Köln, sondern auch dort aufgewachsen. In Dolhain war ich sogar wieder Teil einer großen Familie, während ich in Sülz mittlerweile das Leben eines Einzelkindes führte – meine Geschwister waren längst alle ausgezogen.
Dolhain liegt ziemlich nah an der Grenze, kurz hinter Eupen. Manchmal brachte mich meine Mutter per Zug dorthin, manchmal fuhr ich aber auch mit meinem Bruder Peter. Der besaß damals schon ein Auto. Die Fahrt war immer mit großer Vorfreude verbunden, denn ich wusste, bei Hanny erwarten mich meine belgischen Kumpels. Und Danny eben, meine erste Freundin, die mit meiner Nichte Ursula befreundet war. Als Kind war die Danny gut einen Kopf größer als ich, aber das war uns egal. Was mich vor allem für sie einnahm, war ihr Geruch. Die roch immer so lecker! Wir waren vielleicht zehn, elf Jahre alt, und manchmal, das denke ich jedenfalls in der Rückschau, haben wir damals schon ein bisschen rumgeknutscht. Aber das ist mir seltsamerweise weniger intensiv in Erinnerung als Dannys Geruch.
WAS HEISST
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