Du bes Kölle: Autobiografie
wie das nach dem Einfüllen mit dem Luftherauslassen geht, aber, nun ja, ich war noch ziemlich unerfahren. Und dann ist mir die ganze heiße Suppe auf den Oberkörper gespritzt. Für die Krönung sorgte schließlich meine Mutter, die den Brand mit Mehl »löschen« wollte. Die hat mir da tatsächlich Mehl drübergekippt, was so ziemlich das Falscheste war, was sie machen konnte. Danach sah ich aus wie ein paniertes Schnitzel. Aber gut, es ist nichts zurückgeblieben. Wegen so einer Lappalie ging man damals nicht einmal zum Arzt, und nach ein paar Tagen war ich wieder fit.
Im Winter zogen wir auch gerne zum Weißhaus-Schlösschen. Dieses ganze Anwesen an der Luxemburger Straße ist ja heute fest verschlossen. Aber im Winter erlaubte es der Besitzer damals, dass wir auf seinem zugefrorenen Teich spielten. Ich hatte zwar keine Schlittschuhe, aber einen gebogenen Stock. Und damit haben wir dort Eishockey gespielt. Die Einzigen, die uns manchmal wegjagten, waren die Schwäne dort. Für einen kleinen Jungen sind das ziemlich imposante Tiere, frech wie Dreck, bei denen muss man aufpassen. Im Sommer jedoch blieb das Tor verriegelt. Dann gingen wir stattdessen weiter zum Räuberwäldchen, das direkt dahinterlag. Letztlich handelte es sich dabei um einen riesigen Bombentrichter. Den Schlossherrn sah man erst zu St. Martin wieder, wenn wir dort singen gingen. Auch wenn man Toten nicht übel nachreden sollte, muss ich sagen: Viel bekommen haben wir dort nie.
Der Weg zum Weißhaus-Schlösschen war für uns immer ein regelrechter Ausflug. Das lag schließlich schon in Klettenberg, also auf der anderen Seite der Luxemburger. Das eigentliche Zentrum meiner Welt war hingegen das Nikolausplätzchen, dem wir direkt gegenüberwohnten. Der Spielplatz dort sah damals noch ein bisschen anders aus als heute. Er war schöner, wie ich finde, nicht so nackig, sondern irgendwie spannender. Der war etwas verwilderter und von dichten Büschen umgeben. Der Gärtner dort hat mehrmals versucht, einen Rosengarten anzulegen, um die Ruhebänke vom Spielplatz abzuschotten. Versucht, wie gesagt. Aber daraus wurde nie etwas, an solche Regeln und Grenzlinien haben wir uns einfach nicht gehalten. Wenn wir mit unseren Rädchen durch den frisch angelegten Rosengarten heizten, ging es zur Sache. Jedenfalls bis zu dem Moment, wo ich bremsen musste.
RÄDCHE OHNE KÄTTCHE
Bei einer meiner Weihnachtsengel-Shows habe ich mal den Witz von dem kleinen Mädchen und dem Polizisten erzählt:
Dieses Mädchen hat zu Weihnachten ein Rädchen bekommen und will seine erste Fahrt machen. Da kommt dieser Polizist auf seinem Pferd dahergeritten und hält das Mädchen an. »Das hast du bestimmt zu Weihnachten gekriegt, das schöne Fahrrad«, sagt er. Und das Mädchen antwortet: »Ja.« Der Polizist darauf: »Da fehlt aber doch eine Lampe hinten. Das musst du dem Weihnachtsmann sagen. Nächstes Mal, wenn du ein Fahrrädchen bekommst, gehört hinten eine Lampe dran!« Sagt das Mädchen: »Und das nächste Mal, wenn du ein Pferdchen kriegst, sagst du dem Weihnachtsmann: Das Arschloch gehört nach hinten und nicht obendrauf.«
Mein erstes Rädchen stammte von der Firma Gold-Rad und fuhr auf dicken Ballonreifen. Irgendwann habe ich es gegen ein richtig großes 26er eingetauscht. Das Problem dabei war nicht nur, dass ich eigentlich noch viel zu klein für diesen Rahmen war – ich kam mit den Beinen nur unter der Querstange an die Pedalen –, nein, viel schlimmer war, dass dieser Drahtesel über keine Bremsen verfügte, nicht mal über Rücktritt. Wenn ich heute zurückdenke, warum ich mir das antat, kann es sich nur um Imponiergehabe gehandelt haben. Klar, ich wollte die Mädels aus dem Veedel beeindrucken, was sonst?! Jedenfalls fuhren wir im Rosengarten unsere Runden, und wenn ich bremsen musste, ging es für mich einfach ab ins Gebüsch. Oder ich versuchte, mit dem Fuß den Hinterreifen zu erreichen und dadurch meine Geschwindigkeit zu drosseln. Aber letztlich war das so oder so eine schmerzhafte Angelegenheit. Und ob das den Mädchen imponiert hat, wage ich zu bezweifeln.
»Ming eetste Fründin«, der Song, in dem ein Junge das »Meiers Kättche« auf seinem »Rädche« mitnimmt, war ein Alleingang von Hans Knipp. Der Hans war für die Bläck Fööss wie ein Scout, vor allem am Anfang profitierten wir sehr von seiner Erfahrung. Gerade was die kölschen Texte betraf, war dieser Mann uns um Längen voraus. Immerhin hatte er bereits Lieder wie »Mer schenken der Ahl e paar
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