Du bes Kölle: Autobiografie
Heidenreich zusammen, und wir hatten einen Auftritt in der Philharmonie hinter uns: »Zwangsweise Kölsch«, eine Veranstaltung des NS-Dokumentationszentrums zur Zwangsarbeit in Köln während der Nazizeit. Danach saßen wir im Alten Wartesaal, Alfred Biolek war auch dabei. Und Bernd Schroeder paffte seine Montecristo Lonsdales – ein nicht ganz so dickes Format. Oh, dachte ich, das würde ich aber auch mal gern probieren. Also schnitt er mir eine zurecht, und irgendwie hat es mir Spaß gemacht, daran zu nüggele. Interessanterweise habe ich keinmal versucht, eine Zigarre auf Lunge zu rauchen, was Zigarettenrauchern normalerweise passiert.
Natürlich weiß ich, dass über die Schleimhäute auch beim Paffen Nikotin ins Blut gelangt. Aber immerhin kein Teer und dieser ganze parfümierte Dreck. Wie damals beim Drehen gefällt mir auch beim Zigarrerauchen das Ritual. Wenn man in dem Zusammenhang überhaupt von Sucht reden kann, dann steckt dahinter zumindest ein ganz anderes Suchtverhalten. So eine Zigarre raucht man nicht mal eben weg – eine gute Stunde ist man damit locker beschäftigt, je nach Größe. Und da ich mich in der Hinsicht auf das Format Doppel-Corona eingeschossen habe, hänge ich auch schon mal zwei Stunden dran. Wir reden hier schließlich von einem Zwei-Zentimeter-Durchmesser und einer Länge von fast 20 Zentimetern.
Inzwischen existiert sogar ein Zigarrenverein, den ich mit zwei Freunden gegründet habe: der »RC Treck dran«. Ich rauche Habanos, die sind einfach unerreicht. Da geht es um den kubanischen Boden, die Tabakpflanzen, die Sonne und das Klima des Landes. Und natürlich auch um die Zucht und die Pflege, die diese Pflanzen bekommen, solche Anbaumethoden entwickeln sich schließlich über Jahrhunderte.
Ein englischer Zigarren-Connaisseur hat mal gesagt: »Dein Zigarrendealer muss zugleich dein bester Freund sein.« Und damit hat er recht gehabt, denn ansonsten rauchst du nachher Bananenblätter. Mein »Dealer« in Köln ist der Pfeifen-Heinrichs an der Hahnenstraße. Den habe ich über die Zigarren kennengelernt, und wir sind Freunde geworden. Ich liebe diesen Laden, dort wird immer viel erzählt, vom Hölzchen aufs Stöckchen und zurück. Vor allem ist der Peter ein alter Sülzer. Und ein richtiger Geschäftsmann, der genau weiß, was er tut und was er seinen Kunden anbietet. Wenn ich mir eine Zigarre anstecke, dann lehne ich mich innerlich zurück. Da schwebt auch häufig ein Gefühl der Zufriedenheit über mir: »Junge, du machst das schon gut so, wie du’s machst.« Das heißt nicht, dass ich Rauchen mit Faulenzen gleichsetze, keineswegs. Ich rauche meine Zigarre auch gern beim Arbeiten, und bei mir zu Hause muss niemand auf den Balkon, um zu qualmen. Schließlich war ich mal Schornsteinfeger, ich bin der beste Querlüfter, den man sich vorstellen kann.
Die meisten Leute wissen nicht, wie man die Wohnung lüftet, deshalb stinkt es bei denen den ganzen Tag nach Qualm. Aber als Schornsteinfeger kennt man sich mit Wärmebedarfsberechnung, mit Thermik und so weiter aus. Geht es um Luftströme, macht mir keiner was vor. Wenn es warm ist, klar, dann kannst du von unten nach oben lüften. Dann kommst du morgens runter und riechst nichts mehr. Knifflig wird die Sache erst bei klirrender Kälte. Da kannst du nicht über Nacht die Fenster auflassen, sonst hängen dir morgens die Eiszapfen an der Nase. Also musst du dir was anderes einfallen lassen, zum Beispiel Querlüften. Im simpelsten Fall heißt das: Mach die Tür zu und das Fenster auf. Ich stehe dann immer wieder fasziniert unter unserer Balkonlampe und beobachte, mit welchem Druck der Rauch von meiner Zigarre da rausströmt. Und außerdem gefällt mir der Gedanke, dass ich heute als Zigarrenraucher von meiner Lehre als Schornsteinfeger profitiere.
LEEVER JOTT, DAS KANN DOCH NICHT WAHR SEIN
Wie damals meine Lehre hatte ich auch die Knochenarbeit bei der SAG irgendwann satt. Ende 1970 stand mal wieder ein Wechsel an, und mein letzter »anständiger« Beruf sollte mich zur GEW führen, die sich heute RheinEnergie nennt. Seinerzeit spielte ich schon bei den Stowaways. Und wie Erry Stoklosa mich zu dieser Band geholt hatte, so besorgte er mir auch den Job bei den Kölner Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerken. Erry war immer ein Kümmerer, und auch bei den Fööss bezeichnete er sich gern als Personalchef. Ganz zu Recht im Übrigen. Der hat sich immer auch um andere Gedanken gemacht, um mich zum Beispiel. Ich war zu diesem Zeitpunkt
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