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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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kein Geld hat, um einen trinken zu gehen. Dieser Sozialaspekt rührt das Herz, das hat der Kölner natürlich besonders gern. Deshalb sind auch Lieder wie »Mir schenken d’r Ahl e paar Blömcher« erfolgreich geworden, ganz klar. Die haben eine Botschaft: »Denk mal an die alte Frau, denk mal so ein bisschen über deine Mitmenschen nach und nicht nur an dich selbst.« Wenn ich mich recht entsinne, war ich derjenige, der »Mach doch« in »Drink doch« verwandelte. Und mit großer Wahrscheinlichkeit saßen wir in dem Moment in der Ringschänke, unserer Stammkneipe am Karolingerring. In Gedanken sehe ich außerdem Erry und Hartmut neben mir.
    Dass es überhaupt zu einer Veröffentlichung dieses Songs kam, war allerdings wieder mehreren Zufällen geschuldet. Die EMI hatte nach dem Reinfall mit dem »Rievkooche-Walzer« kein Interesse mehr an uns. Aber auf der Aachener Straße, ganz hinten raus und kurz vor Königsdorf, gab es ein Label namens Cornet, das wiederum zu BASF gehörte. Die BASF war ein Chemiekonzern aus Ludwigshafen und seinerzeit eben auch eine große Plattenfirma. Wo sind wir denn da gelandet?, habe ich zunächst gedacht. Aber dem Ableger Cornet stand damals der Gottvater Heinz Gietz vor. Zusammen mit Kurt Feltz bildete dieser Mann eines der größten Texter- und Produzentenduos der 50er- und 60er-Jahre. Die beiden haben Caterina Valente herausgebracht, Peter Alexander – all die berühmten Nachkriegsstars. Ein großer, dicker Kerl war der Gietz, mit einem ausgeprägten Riecher für erfolgversprechende Projekte. Und er hatte wohl mitbekommen, dass es da diese neue kölsche Band namens Bläck Fööss gab.
    Unsere Songs trugen die Handschrift von jungen Typen, die eine andere kölsche Musik als die herkömmliche machen wollten. »Drink doch eine met« gefiel ihm, und uns gefiel sein Studio. Und erst recht sein Tonmeister Wolfgang Hirschmann, ein klasse Typ. Für Gietz hatte er vorher schon »Ene Besuch im Zoo« aufgenommen, mit Horst Muys am Mikro. Und als er dann mich zum ersten Mal hörte, meinte er: »Es gibt in Köln zwei Leute, die singen können. Und zwar Horst Muys und du.« Ob er recht hatte, lasse ich dahingestellt. Aber gefallen hat mir der Spruch natürlich schon, ich war gerade mal 20 damals.

KARNEVALISTISCHE HITPARADE UND NÄRRISCHE OSCARS
    Bekanntermaßen gingen viele Witze von Horst Muys unter die Gürtellinie. Oberbürgermeister Burauen hat sogar einmal einen Karnevalssaal deswegen verlassen. Zeitweise durfte Muys wegen seiner Reden nur auf Herrensitzungen auftreten, oder er wurde sogar überall verbannt.
    Muys hat nie etwas anbrennen lassen, und letztlich ist er ja auch schon mit 44 Jahren gestorben. Aber jenseits seiner Sprüche und Eskapaden war er auch immer »d’r leeve Jung«, als den er sich selbst gern bezeichnete. Und dieses wunderbare Liedchen von Fritz Weber, »Ich bin ene kölsche Jung«, hat niemand so schön gesungen wie Muys. Von ihm stammt die glaubhafteste aller Versionen, und ich kenne so einige.
    Auch »Drink doch eine met« sollte sich in die Geschichte der kölschen Evergreens einreihen. Der Song lief im Radio hoch und runter und kam sofort in den Sälen an. Damit waren die Bläck Fööss aus dem Karneval nicht mehr wegzudenken. Der »ahle Mann« zog seine Kreise, und für uns ging es plötzlich Schlag auf Schlag. Beim WDR gab es einen Herrn Breuer, der hatte die »Karnevalistische Hitparade« erfunden. Moderiert wurde sie von Lotti Krekel, die ich schon lange kannte. Den »Goldenen Turm«, den man dort gewann, haben wir uns praktisch jedes Jahr abgeholt. Und als dann der Express mit seinem »Närrischen Oscar« anfing, entwickelte sich genau das Gleiche: Die Bläck Fööss gewannen ein ums andere Mal.
    Zu mir nach Hause habe ich allerdings keine dieser Trophäen retten können, denn die landeten alle in der Ringschänke in einem Schrank. Und dort waren sie auch gut aufgehoben. Diese Kneipe war wie ein zweites Zuhause für uns und die Wirtin Beate eine Art Ersatzmutter. Von der bekamen wir immer lecker zu essen, wenn wir aus unserem stinkigen Probenkeller nach oben schlurften.
    Warum wir damals die Abonnementsieger waren? Ganz einfach, weil unsere Musik anders war, weil wir schöne Lieder sangen und eine verdammt gute Band waren. Sämtliche Singles, die nach »Drink doch eine met« kamen, wurden Erfolge. Und dementsprechend lief es dann auch mit unserer ersten LP.

AUTOFREIES KÖLN
    Wir nannten dieses Album »Op bläcke Fööss noh Kölle«. Der Titel spielt

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