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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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kölschen oder rheinischen Katholizismus.

DER BÖSE METZGERSSOHN
    An der Ecke Lothar- und Remigiusstraße steht noch heute ein Kiosk, der früher einer Frau Kröber gehörte. Eine merkwürdige Frau war das, mit seltsamen langen Kleidern. Aber wir haben da in meiner Kindheit regelmäßig eingekauft – Zigaretten für meine Mutter, Mohrenköpfe für die Pänz. Diese Frau hat mich mal nach Strich und Faden beschissen. Es ging nicht um viel, vielleicht nur um ein paar Groschen, die sie mir zu wenig rausgegeben hatte. Aber sie hatte mich definitiv übers Ohr gehauen. Nach diesem Erlebnis bin ich nie wieder zu Kröbers gegangen, sondern nur noch zum Büdchen vom Kreuch an der Ecke zur Berrenrather. Das lag für uns zwar weiter weg und hatte eine viel kleinere Auswahl, aber wer stur ist, muss manchmal leiden und Umwege in Kauf nehmen. Und immerhin saß da nicht die alte Kröber drin.
    Es sind oft diese vermeintlich kleinen Erlebnisse, die sich am tiefsten einprägen. Auch während meiner zweiten Sülzer Zeit als Familienvater ging hin und wieder mal etwas schief. Auf dem Spielplatz hinter der Nikolauskirche steht ein Stromhäuschen, eines der ersten, die in den 50er-Jahren gebaut wurden. Und direkt daneben an der Emmastraße war das Trottoir aufgerissen. Die Absperrungen bestanden damals noch aus rot-weiß gestreiftem Holz und wurden in Ständer eingehakt, die wiederum meistens in Autofelgen steckten. Ilja hat da wohl auf den Mülltonnen in der Emmastraße gespielt und ist runter-gesprungen. Will in dieses Bauloch springen und bleibt an einem Haken hängen. Unglaublich! Und auch, dass ihm praktisch nichts passiert ist. Er war genau mit dem Zahn aufgeschlagen, und der war dann auch fott. Aber schon die Lippe hatte nichts abbekommen, Ilja hat unheimliches Schwein gehabt.
    Ich hatte einen Spruch, der lautete: »Macht ruhig weiter so, der Papa fährt euch ins Krankenhaus.« Und so kam es auch oft genug. Unser Ältester, René, kam mal mit zwei Flaschen Sprudelwasser nach Hause. Und als er die Treppe zu unserer Wohnung hochgeht, schlenkert er mit seiner Tasche rum und knallt die voll gegen eine der Stein-stufen. Die Flaschen platzen und jagen ihm hinten in die Kniekehle ein Stück Glas hinein. Sehr tief, das hat furchtbar geblutet und wollte gar nicht mehr aufhören. Tja, da musste ich also wieder mal in die Uniklinik fahren.
    Selbst Kai, mein jüngster Sohn, ist inzwischen über 40. Aber man hört trotzdem nie auf, sich Sorgen zu machen. Das bleiben lebenslang deine Kinder, auch wenn sie alle längst gestandene Männer sind. René erzählt manchmal, dass er und seine Brüder auf der Straße immer von jemandem gezankt wurden, der ein bisschen älter war als sie: der Sohn vom Metzger auf der Sülzburgstraße. »Ene fiese Möpp« sei das gewesen. Später wurde er berühmt, wir reden hier nämlich von Stefan Raab. René ist inzwischen selbst ein kräftiger Junge, aber damals war der Raab einfach eine Nummer zu groß für ihn.
    Ungefähr zur selben Zeit entstand auch ein Fööss-Lied, das sich mit dem Kämpfen auseinandersetzte, persiflierend natürlich. Bei der Musik haben wir uns an der damals international rollenden Welle orientiert: »Mikado« (Bei uns doheim, 1976) ist eine Disconummer. Der Song war nicht auf meinem Mist gewachsen, aber ich habe ihn gern gesungen.
    Viel Spaß machte auch die filmische Umsetzung mit dem Regisseur Klaudi Fröhlich. Der Mann war ein echter kreativer Chaot und hat zum Beispiel mit Leuten wie Frank Zander, Jürgen von der Lippe oder Hugo Egon Balder gearbeitet. Beim WDR gab es damals eine Sendereihe, die »Hit um 4tel vor 8« hieß. Dafür drehten wir mehrere Videoclips, unter anderem auch einen für »Mikado«. Erry war der kleine Junge, der vom bösen Typ im Blaumann – gespielt von Peter – immer Prügel bekam. Genau auf den warte ich, als er von der Arbeit kommt. Und dann haue ich ihn k. o. Eine gute Figur machte auch Hartmut, den wir als Kwai Chang Caine verkleidet hatten. Das ist die Rolle von David Carradine in der 70er-Jahre-Serie »Kung Fu«. Hartmut trägt also so ein wallendes Gewand und läuft Reis essend durch den Grüngürtel. Auf dem alten Stollwerck-Gelände schließlich stehen wir im Dunkeln, während ein wilder Haufen asiatischer Kämpfer Handkantenschläge verteilend und mit großen Schritten auf die Kamera zuläuft. Wenn man’s genau nimmt, hat Michael Jackson diese Szene später für seinen »Thriller«-Video geklaut.

DAS »EI« STAMMT AUS SÜLZ
    In jenen Jahren hatten wir

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