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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Engel
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einen täglichen Besucher, der direkt um die Ecke wohnte: Hans Süper. Er ist Ur-Sülzer, genau wie ich. Zwar wohnt er, Klettenberg zugewandt, an der Luxemburger Straße. Aber eben auf der Sülzer Seite. Das ist wichtig!
    Die Süpers, Hans und sein älterer Bruder Paul, kennen mich seit meiner Geburt. Die lagen altersmäßig genau zwischen mir und meinen Brüdern. Nähergekommen sind wir uns, als wir beide begannen, Musik zu machen. Ich erinnere mich gut an einen Auftritt im Alt-Bocklemünd, den ich zusammen mit Irmgard besuchte. Hans stand mit einem Trio auf der Bühne und spielte eine elektrisch verstärkte Mandoline. Eine reine Tanzband war das, da ging es noch überhaupt nicht in Richtung Colonia Duett. Zwar war der Hans schon immer ein lustiger Typ, aber die machten keine Beat-, sondern reine Unterhaltungsmusik.
    Damals konnte Hans Süper noch nicht von seinen Auftritten leben und arbeitete deshalb zusätzlich bei West Color. Für die fuhr er Filme aus. Und ansonsten war er dafür bekannt, dass er sich regelmäßig bei uns zu Hause Zigaretten schnorrte. Irgendwann, wenn die Kinder morgens in der Schule waren, klingelte es an der Tür, und davor stand der Hans. Dann wurde erst mal gefrühstückt und palavert. Meistens war auch Elke Best dabei, die Schlagersängerin und spätere Frau von Christian Kohlund. In ihren Songs gab sie meist die starke Frau, und auch privat war sie immer sehr direkt. Nachdem Hans sich wochenlang von ihren HBs bedient hatte, fragte sie ihn unverblümt, ob er sich nicht mal selbst eine Packung kaufen wolle. Weil wir jedoch alle wussten, wie es bei ihm ums Finanzielle stand, fanden wir schließlich eine andere Lösung: In einer Küchenschublade deponierten wir Hans Süpers ganz persönliche Packung HB.
    Ich erinnere mich, wie er eines Tages meinte: »Heute Abend kriege ich Besuch von jemandem, der mir ein paar Liedchen vorspielt. Willst du nicht auch vorbeikommen?« Ich sagte zu, und wer da beim Hans aufkreuzte, war der Zimmermann, das spätere »Ei«. Nach meiner Meinung gefragt, meinte ich: »Schön, macht mal was zusammen.« Und der Rest ist Geschichte.
    Letztlich spielt es natürlich keine Rolle, wo dieses »Ei« gelegt wurde. Aber ich behaupte, dass es in Sülz auf die Welt kam. Dort gab es eine Zeit, in der man sein Gegenüber bei jeder Gelegenheit als »Ei« titulierte – ein regelrechtes Modewort war das. Ich verbinde es vor allem mit meinem Bruder August. Aber wie dem auch sei, über die Grenzen von Sülz hinaus hat es der Süpers Häns bekannt gemacht.
    Wenn ich später mit den Fööss im Karneval unterwegs war, stand ich oft hinterm Vorhang und sah mir das Colonia Duett an. Der Hans war schließlich ein absolutes Unikum, ein Mensch ohne Bremse. Ettore Bugatti meinte auf die Frage nach den Bremsen stets: »Mein Auto soll nicht bremsen, sondern fahren.« Wenn man weiß, dass der Hans so ein Bugatti ist, dann erschließt sich einiges. Denn einen Hans Süper kann man nur als ganzes Paket einkaufen, den bekommst du nicht in Teilen.
    Sowohl die Fööss als auch L.S.E. haben ihn mit seiner Flitsch ins Studio geholt, und er hat uns so manchen schönen Mandolinenpart eingespielt. Hans ist ein sehr guter Mandolinenspieler, keine Frage. Aber eben: auf seine Art. Er ist ein Rohdiamant, der nie geschliffen wurde. Er kann weder Noten lesen noch zweimal die gleiche Line spielen. Das interessiert den auch gar nicht, der spielt, was er will. Diesen Mann darf man nicht auf seine Harmonien hin durchkämmen, den muss man einfach lassen. Wenn du dir den ins Studio holst, dann bekommst du keinen Mandolinenspieler. Sondern du bekommst Hans Süper – mit seiner Mandoline. So erlebten wir das auch bei L.S.E.: Hans hört sich einen Song an, und während der läuft, spielt er schon mit. Dann haut er dir im Nullkommanichts 20 verschiedene Versionen aufs Band. Um danach zu sagen: »Dä, sökt üch jet us!«
    Und die Arbeit hatte dann Arno Steffen, der sich die besten Takes zusammenpuzzeln musste.

CESENATICO
    Ich war immer viel unterwegs wegen der Musik, denn mit den Fööss ging es seinerzeit schon richtig ab. Trotzdem sind wir als Familie oft in Urlaub gefahren. Ich habe mir dann immer den Bandbus geschnappt und ihn hinten, wo sonst die Backline-Anlage stand, mit irgendwelchen Matten ausgelegt – heute undenkbar. Und dann sind wir losgefahren. Ich erinnere mich zum Beispiel an eine Tour Mitte der 70er in die Kufsteiner Ecke, auf einen Bauernhof am Hintersteiner See. Scheffau hieß der Ort, man blickte

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