Du bes Kölle: Autobiografie
Song vorhanden war, hatten wir auf Band, aber nicht mehr lange. Denn während wir an der Strandpromenade saßen, wurde unser Wohnmobil aufgebrochen und alles geklaut: der Rekorder, mein wunderschöner Yashica-Fotoapparat und unsere Kohle, rund 1.000 Mark. Wir mussten also zur französischen Polizei, und so mies die Sache an sich auch war – daraus entwickelte sich die Strophe mit dem Kommissar:
Bon soir, Herr Kommissar. O la la, Sie sind schon da?
Wissen Sie schon, wer es war? Aha, dann ist ja alles klar.
Hey Kommissar, schon da, aha, alles klar, et moi, o la la la la la.
Frankreich, Frankreich, Frankreich, Frankreich
Frankreich, Frankreich
Frankreich
Das Ende vom Lied, nämlich dass wir nichts zurückbekamen, war zunächst auch das Ende des Songs. Der ruhte erst einmal in irgendeinem Hinterstübchen meines Kopfes. Zwei Jahre später jedoch hingen wir mit ein paar Leuten in unserem Studio in der Wittgensteinstraße herum, als mir das Fragment wieder in den Sinn kam. Reiner war auch dabei, und ich fragte ihn: »Mensch, wie ging das noch mal, was wir uns da ausgedacht hatten?« Und im Nu war ein gutes Demo fertig, mit dem wir raus nach Braunsfeld zur EMI fuhren.
Man muss bedenken: »Frankreich Frankreich« ist in mancher Hinsicht ein seltsames Lied, angefangen beim Pseudofranzösisch und den kölsch-französischen Reimen und endend mit der erstaunlichen Tatsache, dass der Refrain aus einem einzigen Wort besteht. Aber bei der EMI war man sofort Feuer und Flamme. Das sollte ruckzuck eine Single werden, obwohl ein Teil der Band noch in den Ferien war und überhaupt nichts davon wusste. Weil ein Gruppenfoto wegen der Fehlenden nicht infrage kam, suchten wir uns einen Zeichner. So entstand schließlich eine schöne Karikatur – ein typischer, etwas korpulenter Franzose mit Baskenmütze, Zigarette im Mund, Baguette und »Le Figaro« unterm Arm. Alles schön in Blau-Weiß-Rot, Eiffelturm irgendwo in die Ecke, und fertig war das Plattencover.
Genauso schnell ging es danach auch weiter. Die Single wurde gepresst, und siehe da, sie ging ab wie bescheuert. Als Peter, Bömmel und Hartmut aus dem Urlaub zurückkamen, lief »Frankreich Frankreich« schon im Radio. »Jetzt spielen wir euch das neue Lied von den Bläck Fööss«, kündigt der Moderator an. Und die Jungs fassen sich an den Kopf und denken: »Wat es dat dann?« Im Juli 1985 sollte »Frankreich Frankreich« Platz 9 der deutschen Charts erreichen, die Single verkaufte sich fast 200.000 Mal.
FRANKREICH UND FERNSEHEN
Mit Liedern wie »Frankreich Frankreich«, »Katrin« oder »Bye bye my love« konnte man überall auftreten. »Frankreich Frankreich« haben wir sogar in der »ZDF-Hitparade« gespielt und 1985, als uns die »Goldene Stimmgabel« verliehen wurde – mit diesem Song haben wir im Grunde überall abgeräumt. Bevor wir damit erstmals auf die Bühne gingen, war klar, dass jemand den Kommissar geben musste. Das wurde dann eine Paraderolle für Peter Schütten, der mit diesem Trenchcoat, dem hochgeschlagenen Kragen, seinem Hut und der Pfeife im Mund richtig klasse aussah. Seine Zwischenkommentare sind auf der Single noch nicht drauf, denn die war bekanntlich ein echter Schnellschuss. Aber live mischte Peter nun immer am Mikro mit.
Dem Frankreich-Song habe ich auch ein ganz anderes TV-Engagement zu verdanken, das in Sète an der französischen Atlantikküste stattfand. Meine Kollegen sollten Diether Krebs und Ingrid Steeger sein, aber meine Anlaufschwierigkeiten begannen schon mit der Hinfahrt. Den Flughafen Charles de Gaulle in Paris, auf dem ich umsteigen musste, empfand ich als riesig und labyrinthisch. Ich bin an solche Orte bis heute nicht gewöhnt, weil meine Urlaube immer handgemacht sind. Ich setze mich ins Wohnmobil oder aufs Motorrad und fahre los. Unabhängig zu sein, ist mir wichtig. In Paris damals fühlte ich mich wirklich verloren und hatte größte Mühe, mich da irgendwie durchzuwurschteln.
Zum Glück kam ich trotzdem wohlbehalten und sogar pünktlich in Sète an. Zwei Tage dauerte der Dreh, und abends im Hotel saßen wir dann beisammen. Diether trank etwas mehr, ich etwas weniger. Der ist jetzt schon so lange tot, der kommt bestimmt bald wieder. Ingrid wiederum hatte damals, soweit ich mich entsinnen kann, Sorgen wegen einer Trennung. Im Fernsehen, vor allem bei »Klimbim«, wurde Ingrid Steeger immer als Sexsymbol inszeniert. Aber die, die ich da kennengelernt habe, war ein ganz liebes, ziemlich schüchternes Mädel.
Der Sketch wurde,
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