Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
Vom Netzwerk:
einen Blick gewechselt, da war Corvu auch schon draußen.
    »Gut, Vasile«, fuhr Balistreri fort. «Ein Geschenk für das Auto. Erklär mir das.»
    »Ich ihm Auto geben, und er mir dafür hundert Euro und Nutte geben.«
    »Und wozu brauchte er dein Auto?«
    »Bett transportieren. Mein Auto hat Gepäckträger.«
    Klar, gute Ausrede. Ein schnelles Auto, das er nicht auf seinen Namen angemeldet hatte, war ideal für eine Entführung. Das wusste auch Vasile. Da er aber, wenn man von seinen abendlichen Raubzügen mal absah, nur selten unterwegs war, ging er so gut wie kein Risiko ein. Ein guter Deal, hundert Euro und eine Nutte für ein geliehenes Auto.
    »Wo hast du ihm das Auto übergeben?«
    »Nein, hier gelassen, offen und mit Schlüssel im Schloss. Er holen kommen und abends zurückbringen. Mit Nutte.«
    »Das verstehe ich nicht, Vasile. Kennst du den Typen denn gar nicht?«
    »Nein, hat auf Handy angerufen, Geschäft vorgeschlagen, ich Ja gesagt.«
    »Wann hat er dich angerufen?«
    »Einen Tag vorher, am 23.«
    »War er Italiener?«
    »Sprach italienisch, italienischer Akzent.«
    »Und dann?«
    »Am Abend von 23. ich zurückgekommen und hundert Euro hier gefunden, wie versprochen. Also am 24., bevor ich morgens mit Schafen weg, ich Schlüssel in Auto gelassen. Als ich dann um sieben wieder zu Hause, blonde Nutte hier. Wie versprochen. Hatte auch zwei Flaschen Whisky für mich. Weil er Lampe von Auto kaputt gemacht. Wir gebumst, sie mir viel Whisky gegeben, ich weiß nicht, wann weggegangen. Ich halbe Flasche Whisky getrunken, zu viel…«, und er zeigte auf die herumstehenden Flaschen.
    »Und er?«
    »Nichts, nicht gesehen, nicht mehr angerufen. Verschwunden.«
    Balistreri hatte eine böse Ahnung. Er hörte Schritte näherkommen und erkannte Corvus Gang. Als er aufstand, war ihm schon alles klar.
    »Komm mit«, sagte er zu dem Schäfer, und sie folgten Corvu einen Weg entlang. Einer nach dem anderen stapften sie schweigend durch den Matsch. Es hatte wieder zu regnen angefangen. Irgendwo blökten Schafe. Als er die Ansammlung von Polizisten rings um den Brunnen sah, blieb Balistreri stehen. Sein Blick kreuzte den von Colajacono. »Bleib in der Nähe von diesem Arschloch, damit dem hier nichts passiert«, befahl er Corvu und zeigte auf Vasile.
    Nadia lag in fünfzehn Meter Tiefe im Wasser. Corvu war mit einer Leiter hinabgestiegen und hatte sie dort gefunden. Mithilfe eines Seils zogen sie die Leiche hoch. Das Mädchen war nackt, ihre Beine waren gebrochen, vielleicht beim Aufprall auf dem Grund des Brunnens. Der Zustand der Leiche ließ darauf schließen, dass Nadia bereits mehrere Tage dort unten gelegen hatte, vielleicht schon seit dem 24. Dezember. Die Schnittwunden und Verbrennungen von Zigaretten auf Armen und Beinen waren aber noch deutlich zu erkennen. Und mitten auf ihrer Stirn war ein etwa drei Zentimeter großes E eingeritzt.
    Als sie am ersten Morgen des neuen Jahres um sieben Uhr morgens im Nieselregen zurückfuhren, hing ein bleierner Himmel über der Stadt.
    Balistreri rief über die Freisprechanlage bei Pasquali an.
    »Das Mädchen ist tot«, verkündete er. Funkstille. Pasquali wartete auf die Fortsetzung. »Wir haben einen Verdächtigen«, fügte er hinzu.
    »Seit wann ist sie tot?« Pasqualis Stimme war kaum mehr als ein Wispern. Am meisten Sorgen bereitete ihm wohl, dass Zweifel an der Tüchtigkeit der Polizei aufkommen könnten.
    »Der Zustand der Leiche spricht für mehrere Tage. Wahrscheinlich hat er sie schon am Tag der Entführung getötet.«
    »Umso besser«, entschlüpfte es Pasquali erleichtert.
    »Es war ein Schäfer, ein Roma ohne Aufenthaltserlaubnis.«
    »Oh Gott, schon wieder ein neues Problem für den Bürgermeister«, murmelte Pasquali, der sich als guter Katholik damit begnügte, den Namen Gottes zu beschwören, wo jeder andere Polizist einen Fluch ausgestoßen hätte.
    »Da wäre noch etwas«, setzte Balistreri hinzu.
    Er stellte sich vor, wie Pasquali unter dem Kruzifix in seinem schönen Bett lag, in sein Handy flüsterte, um seine Frau nicht aufzuwecken, und sich insgeheim über diese für die Mitte-Links-Regierung so verheerende Nachricht freute.
    Pasquali verharrte in Stillschweigen. Schlechte Nachrichten konnte er im Voraus wittern. Die wirklich schlechten.
    »Man hat ihr ein E in die Stirn geritzt«, ergänzte Balistreri. Schweigen.
    Vielleicht war Pasquali aufgestanden, um sich leise ins Badezimmer zu schleichen. Der Buchstabe E stieß eine Tür, die er doppelt verriegelt

Weitere Kostenlose Bücher