Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
Vom Netzwerk:
hatte, unerbittlich wieder auf.
    Er ist froh, dass er damals der Versuchung widerstanden hat, mich zu feuern. Und gratuliert sich zu seiner Besonnenheit.
    »Michele, ich benachrichtige den Polizeipräsidenten und du die Staatsanwaltschaft. Nur das, was du mir eben gesagt hast. Am frühen Nachmittag geben wir eine kurze Pressemitteilung raus. In einer Stunde treffen wir uns bei mir im Büro.«
    Um neun Uhr war Rom in bläuliches Licht getaucht und menschenleer. Die regennassen Straßen waren übersät von den Überbleibseln der Silvesternacht. Obwohl Feiertag war, erschien Pasquali tadellos wie immer in stahlgrauem Anzug und blau gepunkteter Krawatte. Die Messe hatte er auch schon besucht.
    Polizeipräsident Floris war weniger förmlich in seinem Anorak, in dem er am frühen Morgen schon den Hund ausgeführt hatte, obwohl es der erste Januar war und regnete. Balistreri wiederum trug immer noch den Pulli, den er für die Party bei Angelo angezogen hatte. Sein Kinn war stoppelig, seine Schuhe matschig.
    Sie setzten sich in Pasqualis kleines Besprechungszimmer. Balistreri fasste die Ereignisse lückenlos zusammen. Es hätte ohnehin nichts genützt, etwas zu unterschlagen, da Colajacono schon dafür sorgen würde, dass alles ans Licht kam.
    »Wie geht es Ispettore Tatò jetzt?«, fragte Floris anschließend.
    »Er wird heute Vormittag operiert, es ist nicht weiter schlimm.«
    »Dottoressa Piccolo hat ihn tätlich angegriffen.« Pasquali wollte sich einen Vorteil verschaffen für das, was noch folgte.
    Balistreri schüttelte den Kopf. »Sie hat ihn nicht angegriffen. Sie befand sich in akuter Gefahr und hat sich instinktiv gewehrt, als sie an den Schultern gepackt wurde. Tatò war unvorsichtig, deshalb hat es ihn erwischt.«
    »Du findest, dass Tatò unvorsichtig war? Und was ist mit Piccolo? Sich in so eine Lage hineinzubegeben, ohne irgendjemanden zu informieren.«
    »Da war ein Funkloch, Pasquali. Sie konnte uns nicht informieren.«
    »Sie war mit dem Kopf woanders. Sagen wir, es war das Fieber. Trotzdem möchte ich gern wissen, warum sie Colajacono und Tatò gefolgt ist.«
    »Weil sie ihnen nicht traute, das hab ich dir doch gestern schon gesagt.«
    Pasquali schüttelte den Kopf. »Wie sich herausgestellt hat, war das Unsinn. Dass wir das Auto, das Mädchen und den Täter gefunden haben, verdanken wir ausschließlich Colajacono und Tatò. Die haben nämlich, wie sich das für Profis gehört, die Zentrale angefunkt, bevor sie den Hügel hoch sind.«
    »Woher wussten sie eigentlich, wo sie das Auto suchen müssen?«, fragte der Polizeipräsident völlig zu Recht.
    Balistreri zog eine Grimasse. »Ein anonymer Hinweis, der gestern Abend gegen halb neun einging. Der Anrufer hatte die Giulia mit dem kaputten Scheinwerfer kurz zuvor den Hügel herunterfahren sehen. Das war, als Vasile und sein Kumpan auf Diebestour gingen. Ende der Geschichte. Das kann glauben, wer will.«
    »Und ob wir das glauben«, fiel Pasquali ihm ins Wort. »Dottoressa Piccolo muss jetzt erst einmal zu Hause bleiben, ihr Fieber auskurieren und sich erholen. Und das sage ich zu ihrem Besten. Sie soll sich von der ganzen Sache fernhalten.«
    Balistreri sagte nichts. Pasquali spielte ohne Unterlass mit seiner Brille herum, ein leises Anzeichen von Nervosität. Dass er dem Polizeipräsidenten gegenüber nichts von Linda Nardis Forderung hatte verlauten lassen, brachte ihn in eine gewisse Bedrängnis. Und dass Balistreri darüber auf dem Laufenden war, noch mehr.
    »Reden wir über den Buchstaben E«, sagte Floris. »Und natürlich auch über das R.«
    Pasquali rückte den Knoten seiner Krawatte zurecht. Anscheinend hatte er das Pro und Kontra schon abgewogen. Wie immer vor allem politisch, nicht ermittlungstaktisch.
    »Wir könnten den Fall Samantha Rossi wieder aufnehmen, zumal er ja nie offiziell abgeschlossen wurde«, sagte er, als wäre er tatsächlich davon überzeugt. »Aber die Presse muss draußen bleiben. Nach außen hin darf es keine Verbindung zwischen den beiden Fällen geben.«
    »Das E auf Nadias Stirn wird sich nicht verheimlichen lassen, es war zu offensichtlich. Die Kollegen, die sie rausgezogen haben, konnten es deutlich sehen, und die von der Spurensicherung auch«, entgegnete Balistreri.
    »Abwarten. Und selbst wenn: Niemand weiß von dem R in dem anderen Fall. Außerdem ist ja noch gar nicht gesagt, dass es einen Zusammenhang gibt«, erwiderte Pasquali.
    »Wir haben es mit dem gleichen Modus Operandi zu tun«, sagte Balistreri. »Zwei

Weitere Kostenlose Bücher