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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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Balistreri nicht nur missbilligen, sondern scharf kritisieren. Sie war vorbereitet, und sie hatte eine Waffe, eine kleine zwar, aber die Sache war doch gefährlich. Diese Seite ihres Charakters kannte sie, seit sie ihrer Mutter Fragen gestellt hatte, die stets ohne Antwort geblieben waren.
    Linda sucht nach der Wahrheit. Auch wenn diese Wahrheit sehr wehtun könnte.
    Das Reisebüro Marius-Travel war über die Mittagspause geschlossen. Durch die Glastür sah Linda zwei junge Männer, die Brötchen aßen und Bier tranken. Das mussten Mircea und Greg sein. Zwei ganz normale Angestellte. Niemand würde vermuten, dass sie Mädchen auf den Strich schickten. Oder noch Schlimmeres taten.
    Als sie klopfte, warf der Größere der beiden ihr einen abschätzigen Blick zu. Sie setzte eins dieser Lächeln auf, die sie sich vor vielen Jahren abgewöhnt hatte, aber noch bestens beherrschte. Ein Lächeln, das Männer zu interpretieren pflegten, wie es ihnen beliebte.
    Mircea ließ sie herein und schloss gleich wieder hinter ihr ab. Die beiden betrachteten sie mit einem anzüglichen Grinsen.
    »Wir haben noch geschlossen«, sagte Greg. »Aber vielleicht können wir ja trotzdem etwas für Sie tun …«
    Linda zeigte ihren Presseausweis. »Ich würde gern mit Mircea reden.«
    Sie stutzten, doch dann kicherte Mircea und bedeutete ihr, am Schreibtisch im hinteren Teil des Raumes Platz zu nehmen. Linda war klar, dass sie dort von draußen nicht zu sehen sein würden, doch das konnte sie nun auch nicht ändern. Mircea nahm gegenüber von ihr Platz. Greg setzte sich neben sie und blockierte jeden Fluchtweg. Sie sah, dass der Schlüssel nicht mehr im Schloss steckte.
    »Worüber wollen Sie denn mit mir reden, Frau Journalistin?«
    »Über Ihr Abendessen mit Nadia. Am 23. Dezember«, sagte Linda ruhig. Es gab viele Gründe, warum sie sich nicht vor den beiden fürchtete. Die Jungs waren gefährlich, sicher. Sie kannte aber keine Angst mehr, das war ein für alle Mal vorbei.
    »Und was bekomme ich dafür?«, fragte Mircea und glotzte ihr provokant auf den Busen, ohne der vertikalen Falte auf ihrer Stirn Beachtung zu schenken.
    »Wenn Sie mir nützliche Informationen für meinen Artikel liefern, habe ich ein Geschenk für Sie.«
    »Was für ein Geschenk denn? Geld?«
    Es kostete sie einige Überwindung, aber sie schaffte es, noch einmal dieses Lächeln aufzusetzen.
    »Also gut«, sagte Mircea. »Keine große Sache. Nadia und ich sind mit der U-Bahn hingefahren, gegen neun. Wir haben gegessen, dann gab es Streit, also hab ich sie sitzen lassen und bin zu Greg, der in einer Spielhalle in der Nähe war. Dann bin ich mit ihm in die U-Bahn, und um Mitternacht waren wir im Billardcafé. Dieser albanische Barmann und Ramona, das andere Mädchen, können das bestätigen.«
    »Warum gab es Streit?«
    Er sah sie herausfordernd an. »Nadia zickte rum, sie sei müde und ich hätte ihr einen ruhigen Abend versprochen. Sie hatte keine Lust zu vögeln, und ich verplempere keine Zeit mit Tussis, die nicht vögeln wollen.«
    »Die lädst du doch normalerweise gar nicht erst zum Essen ein, oder?« Ihr Ton war immer noch freundlich und verständnisvoll, als hätte ihr ein Kind erklärt, warum es heimlich Schokolade aß. Dabei sprach Mircea lediglich aus, was alle Männer dachten.
    »Klar, ich kann mit meinem Geld und meiner Zeit was Sinnvolleres anfangen.«
    »Dann hättest du sie besser gleich um halb zwölf an der Piazza del Popolo abgeliefert.« Sie sagte das leise, als ginge es um eine banale Selbstverständlichkeit, doch sie wusste, dass sie eine gefährliche Grenze überschritt.
    Ein leichtes Zögern, ein flüchtiger Blick zu Greg. Der Stuhl knarzte.
    Das ist die Wahrheit. Du warst nur der Mittelsmann.
    »Versteh ich nicht«, sagte Mircea schließlich.
    »Gut, anderes Thema. Kennst du einen Nachtclub namens Bella Blu?«
    Erleichterung, entspanntere Züge. »Nie gehört«, antwortete Mircea schnell.
    »Gut, reden wir über ein anderes Lokal, das Cristal. Das kennst du doch, oder Mircea?«
    »Sicher«, antwortete Mircea gelöster. »Da gehen Greg und ich ab und zu hin.«
    »Da gibt es schöne Mösen wie dich«, meinte Greg mit einem Augenzwinkern präzisieren zu müssen.
    »Du warst mit Ramona dort«, sagte Linda zu Mircea. Die Gefahr spürte sie deutlich. Sie näherte sich der fatalen Zone, aber sie musste weitermachen. Sie versuchte, nicht zur Tür zu sehen, holte unauffällig ihr Handy mit der vorbereiteten SMS aus der Tasche und steckte es in ihre

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