Du bist das Boese
Jacke.
»Kann sein, weiß ich nicht mehr.« Mircea sah sie finster an, und Greg rückte ihr immer mehr auf die Pelle.
»Du solltest sie zu einem Polizisten bringen, zu Colajacono. Und der sollte sie wieder zu jemand anderem bringen«, ergänzte Linda.
Greg sprang auf und zog den Vorhang der Glastür zu.
»Weiß Marius Hagi von der Sache mit dem Cristal und dem Bella Blu?«, fragte sie Mircea und sah ihm dabei fest in die Augen.
Er verlor die Kontrolle und packte sie brutal an der Hand.
»Du holst jetzt erst mal meinen Schwanz raus und bläst mir einen, du Schlampe.«
Sie sah ihm weiter in die Augen. »Das würde dir nicht gefallen.«
Irgendetwas an diesem Blick brachte Mircea dazu, ihre Hand loszulassen.
Bevor er sie erneut packen konnte, hatte sie die Sprühdose aus der Tasche gekramt. Das Pfefferspray erwischte ihn mitten im Gesicht. Als Mircea schreiend zurücktaumelte, hörte man jemanden gegen die Glastür hämmern.
»Wer zum Teufel ist das denn jetzt, Scheiße …«, fluchte Greg und schob den Vorhang zur Seite.
Den Muskelberg mit der Pistole in der Hand erkannte er sofort wieder, und er machte einen Satz nach hinten. Der Schlag, den sie ihm in den Solarplexus versetzt hatte, war ihm noch gut in Erinnerung. Er zog den Schlüssel hervor, öffnete brav die Tür und ließ Linda Nardi raus zu Giulia Piccolo.
Als sie nach ihrem Besuch beim Treuhänder zu Fuß zurückgingen, rief Corvu bei der Media City in den Vereinigten Emiraten an, ließ sich die Nummer von Belhrouz geben und erreichte ihn sogar persönlich. Er sprach überraschend gut Italienisch und sagte, kein Problem, sie könnten ihn am nächsten Tag in Dubai treffen.
Kurz darauf klingelte Corvus Handy. Er meldete sich mit gesenkter Stimme. »Ja schon. Aber heute Abend kann ich wirklich nicht mit dir in den Luna Park. Ciao, bis später.«
»Deine Nichte?«, riet Balistreri sarkastisch. Corvu errötete heftig.
Plötzlich blieb Balistreri vor einem Schaufenster stehen und band sich den Schuh zu. »Corvu, du hast doch ein gutes Personengedächtnis, oder?«
»Das ist eine meiner Spezialitäten. Ich bin ein wandelndes Archiv von Namen und Gesichtern.«
»Dann schau mal genau hin.«
Corvu starrte verstört in das Schaufenster mit sehr gewagter Damenwäsche. Es gehörte zu einem Geschäft für erotische Dessous. »Ich verstehe nicht, Dottore …«
»Du sollst nicht reinschauen, sondern auf die Scheibe«, sagte Balistreri und widmete sich seinem zweiten Schuh. »Auf der anderen Straßenseite, neben der Laterne.«
Corvu erstarrte. »Der mit der Zeitung?«
»Genau.«
»Der stand vorhin vor dem Laden, in dem wir unsere Pizza gekauft haben.«
Balistreri nickte und ging mit raschem Schritt weiter.
»Der Zwerg hatte vor seinem Besuch bei Ornella Corona auch das Gefühl, verfolgt zu werden«, fiel Corvu ein.
Und ich habe vor dem Bella Blu eine graue Limousine gesehen. Und noch ein paar andere Kleinigkeiten …
»Alles klar. Du gehst zurück ins Büro.«
»Und Sie, Dottore?«
»Ich komme später nach. Ich muss Pasquali erklären, warum wir verreisen. Aber vorher werde ich noch eine schöne Frau kennenlernen.«
Hundert Prozent unten. Die lässt einen machen, was man will, und feilt sich dabei die Fingernägel. Und wenn man fertig ist, macht sie mit dem Lackieren weiter.
Ein Blick auf Ornella Corona genügte Balistreri als Bestätigung dafür, dass der Zwerg auf diesem Gebiet unfehlbar war.
Sie hatte ihr glattes, schwarz glänzendes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der ihr bis zu den Hüften reichte. Ihr abwesender, gelangweilter Blick streifte ihn ohne jedes Interesse. An ihrem schmalen Handgelenk zwinkerte die Armbanduhr, ein Auge mit langen Wimpern.
»Sie sind also der berühmte Michele Balistreri, der Superpolizist, von dem alle reden.«
Das klang nicht ironisch, aber leicht enttäuscht, als hätte sie mehr erwartet.
»Möchten Sie meinen Ausweis sehen, Signora?«
»Nein. Sie entsprechen nur nicht meiner Vorstellung von einem nüchternen, analytisch denkenden Ermittler. Wie die aus den englischen Krimis, Sie wissen schon.«
»Sie hatten einen Mann mit Pfeife und Schnäuzer erwartet?«
Stattdessen steht da jetzt einer, der aussieht wie ein ausgedienter durchgeknallter Boxer.
Ornella Corona lächelte, und Balistreri fiel es nicht schwer, sich vorzustellen, wie viele Männer sie damit umgehauen hatte. Dabei war es gar kein richtiges Lächeln, eher ein »Du darfst ein bisschen mit mir spielen, aber wenn ich keine Lust mehr
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