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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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Blick auf der Welt.
    Eine Chance gab es noch.
    »Gehen Sie schon lange ins Sport Center?«
    »Seit fünf Jahren.«
    »Fabio Ajello auch?«
    Kurzes Zögern. Lügen oder nicht lügen? Sie entschied sich dagegen.
    Fitnessclubs führen Mitgliederkarteien.
    »Ich glaube, er war schon als Kind in der Wasserballmannschaft des Clubs.«
    »Und wo sind Sie sich begegnet? Er war ein Junge und Sie eine erwachsene Frau.«
    »Ich habe Signora Ajello kennengelernt, seine Mutter, und durch sie dann Fabio. Als Fabio schon größer war, hat er mir Schwimmunterricht gegeben. Und eines Tages hat er mich dann mit seinem Vater bekannt gemacht.«
    »Der einige Jahre später die Anteile an der ENT , die zuvor Ihrem Mann gehörten, übernommen hat.«
    Sie schwieg. Das war so ihre Art. Ausweichmanöver statt Lügen. Nur wenige Privilegierte konnten sich das, wenn die Kräfteverhältnisse ungleich verteilt waren, erlauben. Balistreri stellte sich den seligen Sandro Corona beim Streit mit dieser Frau vor und hatte Mitleid mit ihm.
    »Ajello kommt ja aus diesem Business. War er zufällig derjenige, der den Kontakt zwischen Ihrem Mann und der ENT hergestellt hat?«
    Sofort verfluchte er sich. Seine beste Karte, das letzte Ass im Ärmel, und er hatte es viel zu früh ausgespielt. Und das nur aus machohafter Solidarität mit einem Toten, den er nicht einmal kannte.
    Moralisch zugrunde gerichtet von dieser Schlampe. Vielleicht auch physisch.
    Ornella Corona lächelte jetzt nicht mehr. Sie erwog ihre Möglichkeiten. Eine war offensichtlich. Sie konnte sagen: Das geht Sie nichts an, Dottor Balistreri, was hat das alles mit Camarà zu tun?
    Natürlich war sie zu raffiniert für einen solchen Fehler. Sie wählte ihre übliche Masche und wich aus. »Ich habe nicht den blassesten Schimmer.«
    Sie bestätigte nicht, dass sie Ajello vor 2002 kennengelernt hatte. Sie bestätigte nicht, dass sie ihm ihren Mann vorgestellt hatte. Sie bestätigte nicht, dass Ajello derjenige war, der Sandro Corona mit der ENT zusammengebracht hatte. Und vor allem bestätigte sie nicht, dass er auch den Abschluss der Lebensversicherung angeregt hatte, von der sie sich diese schöne Wohnung hatte kaufen können.
    Ihre Antwort war weder Einspruch noch Bestätigung. Er konnte nun präzisere Fragen stellen, nachhaken, weiterbohren, sie in die Ecke treiben, was ihr mehr als bewusst war, als sie ihm ungeniert ihren schönen Busen unter die Nase hielt. Der Anblick ließ ihn unweigerlich an Linda Nardi denken, an die vertikale Falte, die sich sofort in ihre Stirn grub, wenn er es wagte, den Blick in diese Richtung zu lenken.
    Sie stand auf und schwankte leicht. »Mir ist schwindlig, Dottore. Ich lege mich ein bisschen hin. Wir können ja im Schlafzimmer weiterreden.«
    Er folgte ihr und hatte schon eine Vorstellung, was ihn erwartete. Das große runde Bett, der riesige Spiegel an der Wand gegenüber. In früheren Zeiten hätte er ihr vor dem Spiegel Handschellen angelegt, ihr die Leggings bis zu den Kniekehlen runtergezogen und sie mit dem Gürtel ausgepeitscht, bis aufs Blut. Denn das war es, was sie wollte.
    Er blieb an der Türschwelle stehen.
    An der Schwelle eines Gewissens, das ich verachte …
    »Ruhen Sie sich aus, Signora, ich finde schon allein hinaus.«
    Ornella Corona war nur ein Abzweig auf einem Weg, der aus weiter Ferne kam. Und als er draußen an der frischen Luft die Plakate mit dem Gesicht des stellvertretenden Bürgermeisters Augusto De Rossi sah – »Nur Integration stoppt die Gewalt« –, hatte er keinen Zweifel mehr. Der Mann mit der Zeitung lehnte seelenruhig an einer Ampel, rauchte eine Zigarette und beobachtete ihn.
    »Sie sind alle drüben und vernehmen den Schäfer. Sein Verteidiger und der Staatsanwalt sind auch da«, informierte ihn Margherita.
    Sie war etwas verlegen, aber fröhlich, was Balistreri rührte. Auf ihrem Schreibtisch stand eine Blume in einem halb mit Wasser gefüllten Glas.
    »Gut. Hat Mastroianni die Sache mit Ramona in die Wege geleitet?«
    »Er konnte sich mit der Iordanescu und der rumänischen Polizei darauf einigen, dass das Mädchen übermorgen gegen Abend mit dem Flugzeug nach Italien zurückkommt.«
    »Neuigkeiten vom Zwerg?«
    »Ispettore Coppola ist auch drüben beim Verhör. Den amerikanischen Touristen konnte er noch nicht erreichen.«
    »Und war er bei Carmen, der Freundin von Camarà?«
    »Ja«, antwortete Margherita. »Er hat Ihnen den Bericht per E-Mail geschickt.«
    »Du hast doch Zugang zu meinem Postfach. Was steht denn

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