Du bist das Boese
drin?«
Margherita lief rot an wie eine Tomate. »Mir wäre lieber, wenn Sie das selbst lesen, Dottore.«
Als er allein war, steckte er sich eine Zigarette an und öffnete die E-Mail vom Zwerg. Betreff : Camaràs Harnwegserkrankung. »Nach einigem Drängen hat mir der behandelnde Arzt eine Kopie des Attests ausgehändigt. Symptome: Juckreiz, Brennen, Schwellung, häufiger und dringlicher Harndrang. Diagnose: akute Prostatitis. Therapie: Antibiotika, systemisch und lokal. P.S.: Von einem befreundeten Andrologen habe ich erfahren, dass diese Krankheit häufig durch ungeschützten Analverkehr übertragen wird. Die mangelnde Hygiene von Farbigen lässt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion steigen. « Letztere Unterstellung kam natürlich vom rassistischen Polizisten, nicht vom Andrologen. Aber das Bild fügte sich allmählich zusammen.
Camaràs Prostatitis und Nadias kleiner Diebstahl sind dem Mörder in die Quere gekommen.
Er rief Corvu und Piccolo in dem Raum an, in dem sie Vasile verhörten. »Lasst Coppola, Mastroianni und den Staatsanwalt alleine weitermachen. Ich brauche euch. Nachher stoßen wir gemeinsam wieder dazu.«
Er las ihnen Coppolas E-Mail über Carmen und Camarà vor.
»Ich verstehe den Zusammenhang nicht, Dottore. Wir haben doch schon das Feuerzeug, das eine Verbindung zwischen Nadia und dem Bella Bluherstellt«, sagte Corvu verwirrt.
»Stimmt, aber das Feuerzeug stellt keine Verbindung zwischen Nadia und Camarà her. Warum musste Camarà sterben?«
Wenn es um Intuition ging, war Piccolo schneller.
»Weil er Nadia an jenem Abend gesehen hat …«
»Das glaube ich nicht«, widersprach Corvu. »Nadia wird direkt durch den Hintereingang in den Clubraum gelangt sein.«
»Richtig«, bestätigte Balistreri. »Nadia und Camarà begegnen sich, als er zur Toilette geht und Nadia genau in diesem Moment durch den Hintereingang den Club betritt. Die Türen befinden sich auf demselben Korridor. Camaràs Pech ist, dass Nadia nicht die Einzige ist, die dort herumläuft. Noch jemand anders sieht ihn. Und in dem Moment ist sein Schicksal besiegelt.«
»Warum denn? Das scheint mir auf sehr wackeligen Beinen zu stehen«, entgegnete Corvu. »Wegen so etwas begeht man doch keinen Mord.«
Wieder ging Giulia Piccolo wütend dazwischen. »Es sei denn, dieses Schwein wusste schon, dass er Nadia am nächsten Tag umbringen würde. Deshalb wollten sie auch das Feuerzeug wiederhaben.«
Ruhig, Mädchen, ruhig. Wer sich seiner Sache zu sicher ist, macht große Fehler.
Noch ein anderer Punkt musste sofort geklärt werden. Die gefährlichste Verbindung von allen. Sie gingen zu dritt in den Vernehmungsraum. Nachdem er den Staatsanwalt und den Pflichtverteidiger begrüßt hatte, bemerkte Balistreri den Gips an Vasiles Handgelenk, das Colajacono zerquetscht hatte. Er bat den Staatsanwalt um die Erlaubnis, eine Frage zu stellen, und wandte sich Vasile zu.
»Als du die Giulia zurückbekommen hast, war da außer dem kaputten Scheinwerfer noch irgendetwas anders?«, fragte er Vasile.
»Nein, nichts …«, murmelte der.
»Roch es im Auto anders?« Er registrierte Corvus Verblüffung. Dann sah er ihn bleich werden. Irgendwann, verhalten, die Stimme des Schäfers.
»Ja, gestunken wie Zigaretten. Mehr als früher, ganz viel. Ich rauche nur, wenn einer Zigarette anbietet.«
»Aber Zigarettenstummel lagen keine drin, stimmt’s? Weil Rauch keine DNA -Spuren hinterlässt, Kippen aber schon.«
Von Corvu waren leise Flüche auf Sardisch zu vernehmen.
Er wandte sich dem Staatsanwalt und dem Verteidiger zu. »Sie können nun weitermachen. Wir müssen uns leider wieder entschuldigen.«
Seine Mitarbeiter folgten ihm zurück in sein Büro.
»Dottore, Entschuldigung, das war mein Fehler.« Corvus Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Es tut mir leid. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte.«
Balistreri wusste es sehr wohl.
Der Natalya-Effekt.
Balistreri konnte dem beschämten Corvu das Schlimmste nicht ersparen. »Einer der drei Roma hat ausgesagt, dass der Unsichtbare während der Vergewaltigung von Samantha Rossi geraucht hat.«
Corvu und Piccolo waren fassungslos. »Das ist doch nicht möglich«, riefen sie beide.
Die drei Aktenordner standen noch auf seinem Schreibtisch: Samantha Rossi, Nadia X, Marius Hagi.
Das ist erst der Beginn der Partie. Bislang liegen drei Karten auf dem Tisch. Das entscheidende Blatt muss erst noch aufgedeckt werden.
Abend
Ihm war klar, dass er Pasquali möglichst nicht verärgern oder
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