Du bist das Boese
Hass.
»Wenn das so ist, muss ich Sie jetzt durchsuchen«, sagte er und drängte sie mit dem Lauf seiner Pistole ins Innere des Wohnwagens, wo Adrian und Giorgi das Ganze verwirrt verfolgten.
Piccolo filmte weiter, hin und her gerissen zwischen der Genugtuung, dass ihr Plan funktionierte, und dem Wunsch dazwischenzugehen. Aber Linda war kategorisch gewesen: »Hör erst auf, wenn ich dir das Zeichen gebe.« Sie schlich mit der Kamera unter das Fenster des Wohnwagens.
»Wo hat meine schöne Journalistin denn ihre Kamera versteckt? Vielleicht zwischen ihren süßen Möpsen?«
Piccolo hörte das ordinäre Lachen der drei Männer, denn auch Adrian und Giorgi amüsierten sich jetzt. Sie konnte sehen, wie Linda den Kopf schüttelte. Dieses Zeichen war für sie bestimmt.
Nein, warte noch.
»Na gut, dann muss ich Sie wohl einer Leibesvisitation unterziehen, das wird Ihnen gefallen. Und danach mach ich noch ein schönes Filmchen, wie Sie diesen beiden netten Jungs hier einen blasen, und wenn Sie mir irgendwie blöd kommen, stelle ich das einfach ins Internet.«
Zitternd vor Wut filmte Piccolo, wie Colajacono der stocksteifen Linda Mantel, Pulli und Bluse auszog. Beim BH machte er halt.
»Gut, Jungs«, sagte Colajacono zu den beiden Rumänen. »Jetzt wollen wir doch mal sehen, ob sie die Kamera zwischen den Titten oder zwischen den Beinen versteckt hat.«
Linda Nardi sagte: »Nein, warten Sie. Ich sage Ihnen, wo sie ist.«
Das war das Zeichen. Piccolo versteckte die Kamera unter dem Wohnwagen, zückte ihre Pistole und riss die Tür auf.
»Hände hoch, alle drei!«, rief sie und richtete mit unbändiger Freude die Pistole auf sie.
Nicht schießen, Giulia, nicht schießen. Wir haben mehr davon, wenn er lebt.
Colajacono rang einen Moment um Fassung und sah bedauernd zu seiner Pistole, die er auf den Tisch gelegt hatte. Piccolos Blick bremste ihn. Es war klar, dass sie nur darauf wartete, auf ihn zu schießen. Allmählich begann er zu kapieren, in was für einer Scheiße er da gelandet war.
»Legt euch auf den Boden«, ordnete Piccolo an, während Linda sich schnell anzog und verschwand.
Piccolo ließ ein paar Minuten verstreichen, damit ihre Freundin Zeit hatte, das Lager mit der Kamera zu verlassen. Amüsiert hörte sie zu, wie Colajacono fluchte und obszöne Drohungen ausstieß.
»Du bist erledigt, Colajacono. Wir haben alles gefilmt, auch die versuchte Vergewaltigung einer Journalistin.«
»Widerliche Schlampe. Glaubst du, ich weiß nicht, was ihr miteinander treibt, du Fotzenleckerin?«
Piccolo lachte. »Ein Stück Scheiße wie du kann mich nicht provozieren. An dir mache ich mir nicht die Finger schmutzig, das erledigen schon deine Zellengenossen. Weißt du, was sie da drinnen mit Polizisten machen? Du wirst in den nächsten Jahren viele Schwänze lutschen. Und jetzt hoch mit dir, los.«
Colajacono stand auf. Er bebte vor Zorn.
»Die Aufnahme ist längst auf dem Weg in die Redaktion. Du hast genau bis morgen um Mitternacht Zeit, uns zu verraten, wer am 23. Dezember mit Nadia im Clubraum des Bella Blu war. Wenn du es uns sagst und deine Informationen stimmen, ist die Sache erledigt. Andernfalls kannst du dich im Fernsehen und im Internet bewundern.«
Colajacono glotzte sie verdattert an. »Mit wem Nadia im Bella Blu war? Woher soll ich das denn wissen?«
»Frag deinen Freund Mircea, der weiß es mit Sicherheit. Er hat sie zum Essen ausgeführt und anschließend irgendjemandem übergeben, der mit ihr im Bella Blu war und sie umgebracht hat.«
»Du schnallst es wohl immer noch nicht. Das war dieser Schäfer, Vasile.«
Piccolo schüttelte den Kopf. »Gib uns den Namen, den richtigen Namen. Sonst siehst du dich im Internet.«
Damit überließ sie den entgeisterten Colajacono sich selbst, damit er darüber nachdenken konnte, was auf ihn zukam.
Mittwoch, 4. Januar 2006
Vormittag
Durch die Zeitverschiebung von drei Stunden landeten sie noch vor dem Mittagessen in Rom.
Am Abend zuvor in Dubai hatte Balistreri sich entschlossen, dem SUV nicht zu folgen. Der Taxifahrer war ohnehin schon panisch gewesen, obwohl er zum Glück nicht durchschaut hatte, dass sie an dem Unfall beteiligt gewesen waren. Eine Verfolgungsjagd auf den Straßen Dubais war ausgeschlossen, das konnte viel zu leicht mit einem Schusswechsel oder einem diplomatischen Zwischenfall enden. In dem Bericht, den er Corvu schreiben ließ, wurde lediglich erwähnt, dass Belhrouz, nachdem er sich beim Abendessen betrunken hatte, Opfer eines
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