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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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tödlichen Verkehrsunfalls geworden war. Kein Hinweis auf die Verabredung bei ihm zu Hause, den unfallflüchtigen SUV und den Unbekannten, der sie am Flughafen abgeholt hatte.
    Nicht nur Belhrouz’ Unfall bereitete ihm Sorgen. Er machte sich auch Gedanken, woher dieser Fahrer gewusst hatte, mit welchem Flugzeug sie ankamen und wo sie hinwollten. Wir wissen immer, wo du bist, mit wem du dich triffst und worüber du sprichst. Ohne Zweifel war ihre Unterhaltung mit Belhrouz sowohl in den Räumen der ENT als auch beim Abendessen belauscht worden. Damit war das Schicksal des jungen Anwalts besiegelt gewesen.
    Das war eine offene Warnung von jemandem, der sich unantastbar wähnte. Sie wussten, dass er den Stil kannte, weil er ihn selbst jahrelang praktiziert hatte. Die Bedrohung war real und konkret. Wer in den innersten Zirkel eindrang, begab sich in größte Gefahr. Er durfte keine Unbeteiligten in dieses Spiel mit hineinziehen. Und er musste sich entscheiden: Wahrheit oder Leben.
    Früher hätte ich darüber gar nicht nachdenken müssen. Heute aber ertrage ich nicht noch mehr Sünden, die es zu büßen gilt.
    Piccolo holte sie am Flughafen Leonardo da Vinci ab, Nadias Akte unterm Arm. Sie hatte diesen euphorischen Blick, der für Balistreri gleichbedeutend war mit großem Ärger. Der Verkehr auf dem Weg in die Stadt war nicht so dicht wie sonst. Die Schulen waren geschlossen und die Büros nur zur Hälfte besetzt. Wer Geld besaß, war zum Skifahren in den Alpen, der Rest vergnügte sich im hügeligen Umland von Rom.
    Balistreri lieferte Piccolo eine zensierte Zusammenfassung der Vorkommnisse in Dubai. Dann berichtete sie selbst.
    »Die ersten Ergebnisse der Obduktion haben ergeben, dass Nadia sofort gestorben ist, noch am Abend des 24. Dezember. Sie hatte Geschlechtsverkehr ohne Anzeichen von Gewalteinwirkung. Danach wurde sie erdrosselt. Der zweite Schäfer bestätigt Vasiles Aussage. Und jetzt, wo er weiß, dass es um Mord geht, würde er wohl kaum noch lügen. Vasile hat Nadia nicht in der Via di Torricola abgeholt.«
    »Dann«, folgerte Corvu, »hat also jemand anders Nadia abgeholt und zu Vasile gebracht. Der hat sich betrunken, mit ihr geschlafen und sie erdrosselt.«
    »In dieser Version gibt es nur ein Problem«, bemerkte Piccolo.
    »Vasiles linkes Handgelenk«, sagte Balistreri.
    Piccolo sah ihn überrascht an. Corvu reagierte zuerst. »Wir wissen, dass er sich die Hand verrenkt hat, aber das war Colajacono bei der Festnahme.«
    Balistreri schüttelte den Kopf. »Nein, als Colajacono ihn beim Handgelenk packte, hat Vasile gebrüllt wie am Spieß. Colajacono ist zwar kräftig, aber ich vermute, dass Vasile vorher schon verletzt war …«
    »Dann hat er sich die Hand verrenkt, als er Nadia erdrosselt hat«, erwiderte Corvu.
    »Genau das war auch meine Hoffnung«, sagte Balistreri und sah Piccolo fragend an.
    »Leider trifft das auch nicht zu«, sagte Piccolo. »Der Arzt, der ihn untersucht hat, sagt, die Verrenkung sei mindestens zehn Tage alt. Das lässt sich anhand der Schwellung bestimmen. Vasile behauptet, er habe sich verletzt, als er mit Freunden auf einer Wiese Fußball gespielt hat, und der andere Schäfer bestätigt das. Er sagt, bei den letzten Diebeszügen habe immer er fahren und alles schleppen müssen …«
    »Das gibt’s doch nicht«, platzte es aus Corvu heraus. »Das würde ja heißen, dass Vasile sie gar nicht getötet haben kann. Dann müsste derjenige, der sie mitgenommen hat, sie auch umgebracht haben.«
    »So in etwa wird es wohl gewesen sein«, bestätigte Balistreri.
    Corvu blieb skeptisch. »Dottore, meinen Sie wirklich, dieser hypothetische Mörder besorgt sich auf so komplizierte Weise die Giulia, ohne sie dann zu benutzen, achtet sorgfältig darauf, nicht erkannt zu werden, als er Nadia abholt, überreicht sie dem Schäfer als Geschenk, wartet seelenruhig, bis sie mit ihm fertig ist, und erdrosselt sie dann?«
    »Mehr oder weniger. Vorher hat er noch dafür gesorgt, dass Vasile sich mit einer ordentlichen Menge Whisky abfüllt und einschläft«, ergänzte Balistreri. »Kommt euch das nicht irgendwie bekannt vor?«
    Piccolo und Corvu starrten ihn ungläubig an.
    »Ich weiß, wer es war«, sagte Piccolo schließlich.
    »Ich auch«, stieß Corvu hervor.
    »Ich nicht, und ihr beide würdet mir zwei unterschiedliche Namen nennen«, schloss Balistreri.
    Vorgefasste Meinungen und vermeintliche Gewissheiten. Die Katastrophe hat mich gelehrt, misstrauisch zu sein.
    Pasquali war nicht so aus

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