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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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sich brillante Köpfe ausgedacht. Aber das hier hat keinerlei Profil. Das haben Nieten, Profiteure und ganz gewöhnliche Gauner zusammengeschustert.
    Er sah sich im Bus um, der nur mit älteren Fahrgästen und Einwanderern besetzt war. Kein verdächtiger Spitzel. Sie wussten also längst, zu wem er fuhr, und offenbar war diese Fährte für sie nicht von Interesse. Diesen Leuten ging es um die ENT , nicht um das Billardcafé von Hagi und seinen Jüngern.
    Im Café gab es einen neuen Barmann. Hagi erwartete Balistreri mit Morandi im Billardsaal, der für die Öffentlichkeit geschlossen war. Er hustete mehr als sonst, aber seine Augen leuchteten, heiter und entschlossen. Rudis Abwesenheit wurde nicht weiter kommentiert. Er bot ihm einen Kaffee an, und sie setzten sich an einen der Billardtische.
    »Spielen Sie?«
    »Als Junge haben wir im Jugendzentrum der Gemeinde gespielt, aber ohne Queues, die waren verboten.«
    »Bei uns in Gala ţ i galt es als tuntig, ohne Queue zu spielen.«
    Hagi hatte keine Eile, und Balistreri wollte ihn nicht drängen. Nachdem sich die Spur zur ENT zerschlagen hatte, mussten sie ohnehin auf die Ergebnisse der Kriminaltechniker und auf Ramona Iordanescus Rückkehr warten.
    Es war Hagi, der das Thema anschnitt. »Ich mache mir Sorgen um Mircea. Sie sind überzeugt, dass er etwas mit Nadias Tod zu tun hat. Darf ich fragen, wie Sie zu dieser Annahme kommen?«
    Und darf ich fragen, warum du das wissen willst? Gehört das zu deiner Mission als Beschützer dieser zwei Verbrecher?
    »Vorher möchte ich Sie etwas fragen. Wenn Ihre Antwort mir ehrlich erscheint, werde ich Ihnen auch eine Antwort auf Ihre Frage geben.«
    »Nur zu, Balistreri«, sagte Morandi und strich über seine goldene Rolex. »Ich werde dann entscheiden, ob mein Mandant antworten möchte oder nicht.«
    Balistreri wandte sich an Hagi. »Mircea und Greg wurden ein Jahr, bevor Sie die beiden nach Italien holten, des zweifachen Mordes angeklagt. Die Opfer waren zwei Pensionäre des Innenministeriums.«
    Hagis undefinierbare Aura, die sich immer auf der Kippe zwischen Messias und Mephisto bewegte, verstärkte sich noch. Er schwieg.
    »Durch die Unterstützung des besten Strafverteidigers von ganz Rumänien wurden sie aus der Haft entlassen und später sogar freigesprochen. Ich frage mich, wer diesen Anwalt bezahlt hat.«
    Hagi wartete nicht auf Morandis Erlaubnis. »Den habe natürlich ich bezahlt. Ich habe Ihnen doch bereits erklärt, dass ich den Eltern der beiden Jungs mein Leben verdanke. Als sie mich darum baten, war es meine Pflicht, ihren Söhnen zu helfen. Ich hatte eine Schuld zu begleichen.«
    »Obwohl sie jemanden ermordet hatten?«
    »Es lagen keine Beweise gegen sie vor. Ein einziger Zeuge hat behauptet, er habe sie in der Nähe des Hofes gesehen, und dieser Zeuge hat seine Aussage widerrufen. Sie wären so oder so freigesprochen worden, wenn auch erst nach zehn Jahren Gefängnis. Bei uns gibt man nicht viel auf rechtsstaatliche Prinzipien.«
    Hagi, der vom Husten geschüttelt wurde, musterte den Chef der Sondereinheit.
    Balistreri erinnerte sich an seine letzte Begegnung mit Linda Nardi und an die eine Sache, die für den Rumänen tabu war. Er sagte: »Hätte Ihre Frau Alina das gutgeheißen, wenn sie noch am Leben gewesen wäre?«
    Marius Hagis Gesichtsausdruck wurde härter. »Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass dieses Thema Sie nichts angeht, Balistreri.«
    »Sie wollten dieses Gespräch, nicht ich. Und jetzt geht es nicht mehr nur um eine Vermisste, Signor Hagi. Wir haben es hier mit mindestens einem Mord zu tun.«
    Der Mann bedachte ihn mit einer seiner Grimassen. »Und was hat meine 1983 verstorbene Frau mit dem Tod von Nadia im Jahr 2006 zu tun?«
    Was Hagis fiebrige Augen ausstrahlten, war nicht leicht zu entziffern. Angst bestimmt nicht. Eher eine spöttische Drohung. Balistreri stand auf und machte Anstalten zu gehen.
    »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet«, ermahnte ihn Hagi.
    »Sie meine auch nicht.«
    »Dann zügle ich eben meine Neugierde. Auf Wiedersehen, Balistreri.«
    Er verabschiedete sich, hustete wieder und steckte sich die soundsovielte Zigarette an.
    »Ich begleite dich noch nach draußen, Balistreri«, schlug Morandi vor.
    Und hier, auf dem Gehweg vor dem Billardcafé, umgeben von harmlosen Hausmütterchen mit Einkaufstüten, wurden Balistreris schlimme Befürchtungen schließlich bestätigt.
    Morandi war bestens aufgelegt, fast liebenswürdig, als er ihm zum Abschied die Hand

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