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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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schüttelte. »Hier in Rom herrscht eine Hundekälte. Du wärst besser in Dubai geblieben und hättest schön Urlaub gemacht, Balistreri.«
    Piccolo wartete nicht weit vom Billardcafé. Obwohl es kalt war, stand sie mit offener Lederjacke da. Ihr Gesichtsausdruck schwankte zwischen euphorisch und verlegen, genau die Miene, die Balistreri am meisten fürchtete.
    »Ich hoffe, Sie haben nicht wieder irgendwelche Keller durchwühlt.«
    »Ich hatte Besseres und Schlechteres zu tun, Dottore. Gehen wir in eine Bar, dann erzähle ich es Ihnen bei einem schönen heißen Tee.«
    Als sie saßen, holte sie einen Notizblock hervor. »Mir sind da so gewisse Zweifel gekommen, also habe ich es nachgeprüft.«
    »Zweifel an was?«, fragte Balistreri mit einer ängstlichen Vorahnung.
    »An Colajacono und Tatò.«
    Balistreri war erleichtert. Er musste seine Leute schützen, und nach Morandis Bemerkung soeben war er sicher, dass es eine ernsthafte Bedrohung gab. Allerdings in Zusammenhang mit den Ermittlungen zur ENT . Bei ihren Ermittlungen in der Halbwelt der Prostituierten, Zuhälter, Zigeuner, Schäfer und rassistischen und gewalttätigen Polizisten behinderte sie niemand. Da konnten sie tun und lassen, was sie wollten.
    »Aha, dann lassen Sie mal hören.«
    »Also, fangen wir mit dem unheilvollen 24. Dezember an. Am Morgen des 24. teilte Colajacono seinen Beamten Marchese und Cutugno kurz vor Schichtende um neun Uhr mit, dass sie in der folgenden Nacht freibekämen, eine Art Weihnachtsprämie. Sie wunderten sich, nahmen das Angebot aber dankbar an. Colajacono benachrichtigte seinen Vertrauten Tatò, dass sie die beiden jungen Kollegen gemeinsam vertreten würden. Bis hierher alles klar?«
    »Ich hätte schon noch ein paar Fragen. Und Lust zu rauchen, aber das geht hier nicht. Also werde ich mich vorerst damit begnügen zuzuhören.«
    »Gut. Warum übernimmt er selbst die Schicht? Um mit gutem Beispiel voranzugehen, behauptet er. Man muss den jungen Kollegen zeigen, dass ein anständiger Chef sich auch mal für seine Untergebenen aufopfert. Stimmt das? Sagen wir mal, ja, es passt in Colajaconos Profil. Aber warum zieht er ausgerechnet Tatò, seinen treuesten Mitarbeiter, mit hinzu? Weil sie beide alleinstehend sind, behauptet er, und auch das könnte man gelten lassen. Einverstanden, Dottore?«
    Balistreri war in Gedanken schon weiter, angetrieben von der Aussicht, endlich irgendwo rauchen zu können. »So weit, so gut, Piccolo. Sehen wir uns das Alternativszenario an. Es hat einen bestimmten Grund, dass Colajacono diese Nachtschicht übernehmen will, und es hat auch einen Grund, dass Tatò dabei sein soll. Dann müssten wir allerdings nachweisen, dass die Gründe, die sie uns genannt haben, falsch sind. Oder einen Beweis für den tatsächlichen Grund finden.«
    »Als ich Tatò befragt habe, war er anfangs sehr nervös, dann entspannter und am Ende wieder ziemlich nervös.«
    »Sie meinen, er hat am Anfang und am Ende Ihrer Befragung gelogen?«
    »Zu Beginn sprachen wir über Colajaconos Initiative, gemeinsam diese Nachtschicht zu übernehmen. Ich hab mir mal den privaten Hintergrund der beiden angesehen. Colajacono hat hier in Rom wirklich niemanden. Seine Eltern sind verstorben, und die nächsten Angehörigen leben woanders. Tatò stammt aus dem Süden, auch seine Eltern wohnen nicht in Rom. Aber er hat eine jüngere Schwester hier, die allein lebt. Sie ist Verkäuferin in einem Supermarkt.«
    »Aber wir wissen nicht, ob sie für gewöhnlich Weihnachten miteinander feiern …«
    »Doch«, antwortete Piccolo triumphierend. »Auch das wissen wir jetzt. Seit Tatò in Rom ist, haben sie Heiligabend immer zusammen verbracht. Ich habe Mastroianni in den Supermarkt geschickt, in dem sie arbeitet. Sie war sehr enttäuscht, als ihr Bruder ihr mitteilte, dass er nicht kommen könne. Es gab fast Streit deswegen.«
    Balistreri sah sie verblüfft an. »Ich muss eine rauchen, gehen wir.« Durch den Flug hatte er noch zwei Zigaretten gut, und er brauchte jetzt dringend eine.
    Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Die Lampen in den Schaufenstern und die Scheinwerfer der Autos leuchteten. In den Supermärkten, Geschäften und Bars der römischen Peripherie wimmelte es von Menschen. In dieser Gegend gab es viele Einwanderer und ebenso viele Hassparolen gegen die Roma-Lager. An diesem Abend würde der Kommunalausschuss eine Entscheidung treffen, und wenn die Gerüchte stimmten, hing alles an einer einzigen Stimme.
    Der Gedanke, der Balistreri

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