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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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nun an einem kleinen Tisch in der Bar, umgeben von Leuten, Qualm und Stimmengewirr.
    Das Foto, auf dem sie gemeinsam mit Nadia vor dem Petersdom zu sehen war, wurde der makellosen Schönheit der jungen Frau nicht gerecht. Ihre harten Gesichtszüge wurden durch ihre jugendliche Art sofort relativiert. Sie machte Mastroianni schöne Augen, was nicht verwunderlich war, und ließ sich zwei gefüllte Croissants bringen.
    »Für die würde ich sterben«, erklärte sie und wischte sich Creme aus dem Mundwinkel.
    »Du kannst so viele haben, wie du willst«, sagte Mastroianni.
    »Meinetwegen«, schaltete sich Balistreri ein. »Aber währenddessen unterhalten wir uns ein bisschen.«
    Ramona nickte, den Mund voller Blätterteig und Creme.
    »Du brauchst keine Angst zu haben. Morgen werden wir dich Commissario Colajacono gegenüberstellen. Gleich anschließend bringt Mastroianni dich zum Flughafen, und du kannst wieder nach Hause.«
    Er sah die Furcht in den Augen des Mädchens. »Der bekommt eine Anzeige wegen Beihilfe zum Mord an Nadia und wandert für ein paar Jahre ins Gefängnis«, beruhigte Balistreri sie.
    Mastroianni und Ramona fuhren auf. »Beihilfe zum Mord?«, flüsterte Mastroianni.
    Balistreri ignorierte ihn und wandte sich gleich wieder an Ramona.
    »Erzähl mir von dem Apartment in der Nähe des Cristal. Gab es in dem Zimmer eine Decke oder eine Zwischendecke?«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Ramona verwirrt. Mastroianni, der sich um sie bemühte wie um eine kleine Schwester, erklärte ihr die Frage.
    »Weiß nicht, woran sieht man?«
    »Am Licht. Gab es dort eine Deckenlampe oder Spots?«
    »Spots?«
    Mastroianni erklärte wieder.
    »Ja, ja, da waren Spots mit rosa Licht.«
    Für die Aufnahmen von oben. Echte Profis.
    »Gut, was ist dann passiert?«
    »Habe gemacht, was Colajacono gesagt. Eleganter Herr ins Cristal gekommen und mich eingeladen, mit ihm zu trinken. Dann ich in Apartment gebracht. Wollte Sklave sein, ich meine Arbeit gemacht, er sehr zufrieden, mir hundert Euro geschenkt, dann gegangen.«
    »Würdest du diesen Herrn wiedererkennen, wenn du ihn siehst?«
    »Jeden Zentimeter«, kicherte sie wie ein kleines Mädchen, während Mastroianni rot anlief.
    Balistreri zückte seinen Palm und öffnete die E-Mail, die Mastroianni ihm aus Ia ş i geschickt hatte. Seine Miene verfinsterte sich, als er sie noch einmal las.
    »Ramona, du hast gesagt, Colajacono wollte dir einreden, Nadia sei bestimmt bei dem Mann, in dessen Auto sie eingestiegen war. Hat er das genau so gesagt?«
    Er spürte, dass Mastroianni kurz davor war, sich einzumischen, und bedeutete ihm zu schweigen.
    »Ja sicher, genau so.«
    »Hattest du ihm gesagt, dass sie in ein Auto eingestiegen war?«
    Mastroianni knallte seine Tasse auf die Untertasse, aber Balistreri warf ihm einen drohenden Blick zu.
    Ramona schien angestrengt nachzudenken. »Ich gesagt, dass Nadia und ich zusammen arbeiten und nie in Auto steigen, wenn andere nicht da. Dann gesagt, dass ich weggefahren mit diesem Schlappschwanz und Nadia danach verschwunden. Ich gewartet, die anderen gefragt …«
    »Hast du ihm erzählt, was die anderen dir gesagt haben?«
    »Nein, sofort gesagt, soll nicht auf Eier gehen.«
    Mastroianni gab einen Laut von sich, irgendetwas zwischen einem Stöhnen und einem Röcheln. Aufgezehrt von einem langen Tag mit ungehorsamen und zerstreuten Mitarbeitern, verlor Balistreri die Beherrschung und knurrte ihm ins Ohr: »Wenn du es nicht mehr aushältst, geh aufs Klo zum Windelnwechseln.«
    Mastroianni stand leicht schwankend auf und ging zur Toilette.
    »Was ist los?«, fragte Ramona irritiert.
    »Nichts, er muss mal. Du hast ihm also nichts von einem Auto gesagt …«
    Das kommt davon, wenn man völlig unfähige Leute so ein Verhör machen lässt und es dann gemütlich als E-Mail in seinem Büro liest. Balistreri, du bist ein Vollidiot. Und dieser Trottel von Mastroianni meint, er müsste Frauen nicht einmal die richtigen Fragen stellen, damit sie ihm alles sagen.
    Unwillkürlich kam ihm in den Sinn, was Corvu sich bereits geleistet hatte, von Piccolo ganz zu schweigen. Streng genommen war Coppola der Einzige, der noch keinen Mist gebaut hatte. Sofort beschlich ihn eine leise Angst. Er nahm sein Handy, um den Zwerg anzurufen, aber genau in diesem Moment erhob sich Freudengeschrei von der Gruppe der Rumänen, gefolgt von Prosits und klirrenden Gläsern.
    Balistreri schaute zum Bildschirm des Fernsehers und erwartete, die Wiederholung einer Torszene zu sehen.

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