Du bist das Boese
Stelle.
»Hören Sie, Dottor Teodori. Ich möchte Ihnen nicht auf die Nerven gehen, aber eine gewaltsame Entführung auf einer Straße mitten in Rom ist sogar an einem Sonntagnachmittag, wenn kaum Leute unterwegs sind, sehr unwahrscheinlich. Das Mädchen hätte sich gewehrt, jemand hätte sie schreien gehört …«
»Junger Mann, auf Grundlage solcher Überlegungen bekommen Sie nie die Genehmigung, diese Honoratioren zu verhören.«
»Und dann ist da noch die geografische Nähe«, fügte ich hinzu und steckte mir eine Zigarette in den Mund.
»Ich möchte Sie bitten, hier nicht zu rauchen. Wovon sprechen Sie?«
Ich war mir immer noch nicht sicher, ob er tatsächlich so schwer von Begriff war oder ob er nur so tat. »Der Tiber fließt durch ganz Rom. Die Stelle, an der wir die Leiche gefunden haben, liegt nicht allzu weit von der Via della Camilluccia entfernt.«
»Genau. Das Mädchen verlässt das Büro, wird überfallen und gleich in der Nähe an den Fluss gebracht.«
»Wie denn? Im Auto? Und das bei absoluter Helligkeit, abends um halb sieben? Meinetwegen war Rom menschenleer, aber dass sie nicht schreit und keiner irgendetwas sieht?«
Das Telefon klingelte. Teodori ging dran. »Nein, nein, ich kann jetzt nicht hier weg. Sagen Sie dem Arzt, dass ich später ganz bestimmt noch vorbeischaue …«
Selbst sein Gesicht war gelblich. Er redete nur Mist daher, und wir hatten schon eine Menge Zeit verplempert, woran auch ich nicht ganz unschuldig war.
»Was meinten Sie noch gleich, Balistreri?« Er fuhr sich mit seinen verschwitzten Händen über das lichte weiße Haar.
»Wenn Sie mich fragen, hat sich das Verbrechen ganz anders abgespielt. Jemand, den sie kannte, hat sie mitgenommen, und sie sind in beiderseitigem Einverständnis an den Tiber runtergefahren. Vielleicht war Elisa davon ausgegangen, dass es bei einem Gespräch bleiben würde. Erst dort im Gebüsch zeigte sich dann die Brutalität des Mörders. Sie müssen sich die Genehmigung holen, Valerio Bona und alle Anwohner aus der Via della Camilluccia zu befragen.«
Teodori beschloss, bei dem jungen Mann mit der Brille anzufangen. Bei wem sonst.
Wir versuchten, Valerio Bona im Haus seiner Eltern zu erwischen, aber die sagten, dass er wie jedes Wochenende nach der Messe nach Ostia gefahren sei, um an einer Regatta teilzunehmen. Wir könnten versuchen, ihn nach dem Wettkampf im Jachtklub abzupassen. Die Mittagszeit rückte näher, und Teodori wollte auf keinen Fall riskieren, auf dem Weg nach Ostia im Stau stecken zu bleiben. Er wirkte erleichtert, als ich anbot, die Sache zu übernehmen.
»Natürlich wäre das eine informelle Sache ohne Anwalt. Er könnte sich auch weigern, etwas zu sagen«, stellte ich klar.
»Wir ermitteln in einem Gewaltverbrechen, nicht in einem Handtaschenraub. Wenn Bona Schwierigkeiten macht, kann er sein Wochenende vergessen und morgen früh zu einer offiziellen Vernehmung hier anmarschieren.«
So war sie, unsere schöne Justiz: Alles lief nach Plan.
Ich rief Angelo an. Nach dem Streit in der Via della Camilluccia hatten wir uns nicht mehr gesehen.
»Ich lade dich zum Abendessen ein.«
»Mir ist nicht danach, Michele.«
Es war höchste Zeit, einen Schritt zu tun, bevor der Graben unüberwindbar wurde. Ich wollte nicht aus dummem Stolz meinen Freund verlieren. »Ich habe mich geirrt, Angelo, und du hattest recht.«
Als Antwort erhielt ich ein Schweigen. Erst nach einer Weile vernahm ich wieder seine Stimme, etwas versöhnlicher jetzt. »Es ist nicht deine Schuld. Auch wenn du die Suche sofort eingeleitet hättest …«
Seine großmütige Seele eilte mir zu Hilfe. Wie immer.
»Das wissen wir noch nicht, Angelo. Als sie uns nach der ersten Halbzeit angerufen haben, war Elisa vielleicht noch am Leben. Vielleicht war sie es sogar nach dem Spiel noch.«
Ein Seufzer. Sein Kummer war bis ans andere Ende der Leitung zu spüren.
Ich wechselte das Thema. »Ich muss nach Ostia, um Valerio Bona zu befragen. Wir wollen wissen, wo er zu dem Zeitpunkt war, als Elisa das Büro verlassen hat.«
»Ich halte ihn für einen anständigen Jungen, Michele.«
»Auch anständige Jungen machen hin und wieder große Dummheiten.«
Schweigen. Das war seine Art zu widersprechen. Vielleicht dachte er, dass auch ich nur das schwächste Glied in der Kette suchte. Wir verabschiedeten uns.
Nach Ostia gab es einen bequemen Bummelzug, aber die Vorstellung, mich unter Touristen und Badegäste zu mischen, schien mir wenig verlockend. Ich verabscheute
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