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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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um ihn in Verlegenheit zu bringen. Er schüttelte den Kopf. »Nein, nur gute Freunde.« Die Betonung auf nur verriet seine Enttäuschung darüber. Im Übrigen hatte ich Elisa Sordi ja mit eigenen Augen gesehen. Es war sicher nicht einfach gewesen, nur ihr Kumpel zu sein.
    »Wie lange kannten Sie Elisa schon?«
    Er zeigte aufs Meer. »Wir haben uns hier kennengelernt, letzten Sommer. Sie war mit einer Gruppe hier, um sich die Regatta anzuschauen, und einer ihrer Freunde hat uns vorgestellt.«
    »Und Sie fanden sie natürlich interessant.«
    Ich konnte deutlich die Feindseligkeit hinter den dunklen Brillengläsern spüren. »Elisa war wie ich, sie kam aus einem einfachen, gläubigen Elternhaus. Wir wohnten in derselben Gegend und waren fast Nachbarn. Am Sonntagmorgen sind wir meistens zusammen zur Messe gegangen.«
    Pärchen, die gemeinsam zur Messe gingen, waren mir schon in meiner Jugend ein Gräuel gewesen. Gingen sie zum Beten hin oder um zusammen gesehen zu werden?
    »Unterhielten Sie sich denn nur über Gott und wohltätige Werke, oder machten Sie auch andere Sachen miteinander, Signor Bona?«
    Er ignorierte meine Ironie. »Elisa war an tausend Dingen interessiert. Sie wollte alles wissen, über die Boote, den Wind, die Segel, alles. Ich nahm sie mit auf einen Segeltörn, und wir haben viel geredet. Das heißt, eigentlich sprach nur ich. Sie stellte Fragen und hörte zu.«
    Ich sah es förmlich vor mir. Er unbefangen und selbstsicher an seinem Ruder, sie zutraulich wegen seiner Schüchternheit an Land. Valerio Bona war der einzig mögliche Freund für ein Mädchen wie Elisa Sordi. Ein treuer Ministrant. Vielleicht war ihr nicht klar gewesen, dass eine solche Freundschaft für einen Achtzehnjährigen langfristig unmöglich ist. So schüchtern und tollpatschig er nach außen wirken mochte, im Grunde war auch er nur ein junger Mann mit Hormonstau.
    »Haben Sie sich danach häufig gesehen?«
    »Im Sommer sind wir fast jeden Tag mit meinem Roller hergekommen und mit dem Boot rausgefahren. Dann gingen wir spazieren, und um acht habe ich sie nach Hause gebracht. Elisas Eltern wollten, dass sie zum Abendessen wieder zu Hause ist. Sie sind sehr altmodisch …«
    »Zwischen Ihnen ist also nichts gewesen?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass wir gute Freunde waren. Ist das nichts in Ihren Augen?« Die Feindseligkeit überwog nun die Unsicherheit. Ich beschloss, ihn weiter in die Enge zu treiben.
    »Der gute Freund eines so hübschen, fast gleichaltrigen Mädchens? Und damit haben Sie sich zufriedengegeben, Signor Bona?«
    Er knetete seine Mütze zwischen den Händen und wich meiner Frage aus.
    »Elisa wollte ein bisschen Geld verdienen, um ihren Eltern nicht zur Last zu fallen, und ich habe ihr dabei geholfen.«
    »Wirklich? Und wie haben Sie das angestellt?«
    »Ich arbeite für Conte Tommaso dei Banchi di Aglieno. Irgendwann habe ich ihm von ihr erzählt, er hat sie Cardinale Alessandrini weiterempfohlen, und der hat sie dann zu Dioguardi geschickt.«
    Der reinste Kettenbrief: Fünf Ave Maria, und schon ist das Glück dir hold. »Was machen Sie für den Conte?«
    »Ich verwalte seinen Papierkram und seine Korrespondenz. Auf einem dieser neuen Personal Computer.«
    Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er keine großen Sympathien für den Conte hegte. Das war das Einzige, was ich mit ihm teilte. Und der richtige Moment, um das Thema zu wechseln.
    »Waren Sie auch am letzten Wochenende zu einer Regatta hier?«
    Er nickte.
    »Aber Elisa Sordi war nicht mit, richtig? Sie musste arbeiten.«
    Er nickte wieder.
    »Als ich auf Sie gewartet habe, habe ich einen Blick in den Regattakalender geworfen. Sie haben gewonnen, hab ich gesehen. Aber die Regatta war am Vormittag.«
    »Richtig, es sind drei Wettkämpfe. Zwei am Samstag und der dritte am Sonntagvormittag. Letzten Sonntag bin ich früh zur Messe gegangen, alleine, weil Elisa arbeiten musste. Danach bin ich hergekommen.«
    »Was haben Sie nach der Regatta gemacht?«
    »Ich bin gleich wieder zurück nach Rom. Am Abend war ja das Endspiel, und ich wollte nicht das Risiko eingehen, im Wochenendstau stecken zu bleiben. Ich bin ein großer Fußballfan.«
    »Sind Sie zu Elisa Sordi gefahren?« Einen Teil der Antwort kannte ich schon. Die Worte von Signora Gina waren mir noch gut in Erinnerung.
    Er zögerte. »Ich habe sie sofort, als ich wieder in Rom war, aus einer Telefonzelle angerufen. Gegen halb zwei war das. Ich wollte mit ihr Mittag essen, aber sie war nicht im

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