Du bist das Boese
Vatikan verlassen, was ebenfalls registriert wurde, und bin dann gegen zehn nach acht zu Hause eingetroffen. Rechtzeitig zum Finale … Conte Tommaso parkte gerade seinen Wagen, als ich aus dem Taxi stieg. Wir haben uns nur kurz zugewunken. Er hatte es wohl eilig, wegen der Gäste.«
»War seine Frau bei ihm?«
Der Kardinal überlegte kurz. »Nein, ich glaube nicht. Vor dem Anpfiff ging ich noch einmal auf die Terrasse. Und da sah ich auch das Motorrad kommen, das wird wohl um Viertel nach acht gewesen sein.«
»War Manfredi allein?«
»Ja, er trug wie immer seinen Helm. Er beeilte sich, weil das Spiel jeden Moment beginnen musste, und verschwand sofort in der Villa A.«
Ich war alles andere als zufrieden, wusste aber nicht, was ich noch fragen sollte. Also widmete ich mich Padre Paul.
»Wir haben uns am Sonntag gegen halb sechs hier vor dem Haus getroffen. Ich war auf dem Weg zum Kardinal, und Sie hatten es eilig. Sie wollten nach San Valente.«
Ein Blick zum Kardinal. Eine kaum merkliche Geste der Zustimmung. »Ich sofort nach San Valente. Anderer Mitarbeiter auf mich warten, Antonio. Er mit Kindern in unserem Bus in befreundeter Gemeinde, bis acht.«
»Und was haben Sie in diesen zwei Stunden gemacht?«
»Ich kochen. Um acht, wenn Antonio mit Kindern zurück, alles fertig für Essen vor Fernseher.«
»Und nach dem Spiel?«
»Ich und Antonio bringen Kinder in Bett. Danach wir auch schlafen.«
»Kannten Sie Elisa Sordi, Padre Paul?«
Ein Anflug von Furcht überschattete die blauen Augen, die kurz zu Cardinale Alessandrini hinüberblickten, um dann wieder zu mir zurückzukehren. »Sicher.«
»Hatten Sie die Gelegenheit, sich mit ihr zu unterhalten?«
Ich fühlte Alessandrinis Blick auf mir ruhen, schaute aber weiterhin Paul an. Hinter seinen Brillengläsern herrschte rege Bewegung. Er fuhr sich nervös mit der Hand durch die roten Locken.
»Manchmal Elisa hier bringen ihre Arbeit. Zwei-, dreimal.«
»Und worüber haben Sie mit ihr geredet?«
Es sah aus, als würde die Erinnerung ihn schmerzen. »Über meine Berufung«, stieß er schließlich hervor.
Ich musste mich sehr beherrschen, um nicht loszulachen. Valerio Bona ging mit ihr zur Messe, Padre Paul erörterte mit ihr seine Berufung, und Manfredi geleitete sie höflich zur Kaffeepause. Und irgendwer hat sie unter eine Brücke verschleppt, massakriert, misshandelt und in den Fluss geworfen. Womöglich hat er sich vorher noch bekreuzigt.
»War sie vielleicht daran interessiert, Schwester zu werden?«, fragte ich sarkastisch.
Zu meiner Verwunderung nahm Paul meine Frage völlig ernst. »Vielleicht. Sie viele Fragen dazu.«
Ich wandte mich an Alessandrini. »Wissen Sie etwas darüber, Eminenz?«
»Ich habe mit dem Mädchen höchstens ein paar Worte gewechselt, wenn sie mir irgendwelche Unterlagen hochbrachte. Und dann ging es nur um Dienstliches.« Der Kardinal schien einem Gedanken nachzuhängen. Es musste ein unangenehmer Gedanke sein, denn seine freundlichen, entspannten Gesichtszüge waren plötzlich wie erstarrt.
Ich wandte mich wieder Paul zu. »Haben Sie Elisa mal in ihrem Büro im zweiten Stock besucht?«
Seine geröteten Wangen und seine Verlegenheit waren nun nicht mehr zu übersehen. »Nicht besuchen. Sie mich anrufen, Samstag.«
»Sie meinen, am Tag vor ihrem Verschwinden?«
»Ja, gegen fünf. Sie wollen help zu tragen schwere Bücher oben zu Kardinal. Wir sprechen wenige Minuten, dann sie weg.«
»Worüber haben Sie geredet?«
»Über Arbeit. Sie gerne Arbeit, auch Sonntag, aber okay. Sie sagen komische Sache, sie wollen beichten bei mir. Ich sagen Nein, noch nicht Priester.«
»Und dann ist sie gegangen?«
Der junge Mann zögerte. »Ich machen Ciao, Ciao von Terrasse. Sie am Brunnen mit Signora Gina, mich sehen und beide machen Ciao.«
Das war also der Grund für seine kleine Beichte. Es gab eine Zeugin, die Pförtnerin, die sich vielleicht, wenn sie aus Indien zurück war, an diesen Gruß erinnern würde.
»Dann noch etwas passieren«, fügte Padre Paul nachdenklich hinzu.
Mein Instinkt sagte mir, worum es ging, bevor er es aussprach. »Elisa winken zu jemand auf Terrasse von Villa A.«
Ich sah das Staunen in Pauls Gesicht, und zum ersten Mal entdeckte ich eine Mischung aus Respekt und Angst in dem von Cardinale Alessandrini.
»Aber Sie schon wissen?«, murmelte Paul verwirrt.
»Gar nichts weiß ich. Jetzt glaube ich aber erst recht, dass sich in diesem kleinen Paradies ein Teufel eingenistet haben könnte.«
Paul
Weitere Kostenlose Bücher