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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
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nickte. »Junge mit Fernglas seltsam …«
    Alessandrini beschloss, dass es höchste Zeit war, dieses Gespräch zu beenden. »Das hier ist nicht das Paradies, Commissario Balistreri, aber die Hölle ist es auch nicht. Teufel werden Sie hier keine finden. Wie auch immer, ich werde wie versprochen dafür sorgen, dass auch der Conte mit der italienischen Polizei zusammenarbeitet. Und was Padre Paul und mich angeht, so haben wir Ihnen vermutlich alles gesagt.«
    Ich hatte noch eine Frage an Paul, aber es war mir nicht mehr vergönnt, sie jetzt zu stellen. Haben Sie Elisa Sordi an dem Sonntag gesehen, an dem sie starb?
    Als ich die beiden verließ, begann die unerbittliche Julisonne endlich am Horizont zu sinken. Ich sah hinauf zum Fenster im zweiten Stock, dem Fenster des Büros, in dem Elisa Sordi gearbeitet hatte. Die Blume, die seit Elisas Tod in der Vase dort stand, war verwelkt und ließ den Kopf hängen. Wie üblich blitzte in der Villa A das Fernglas auf. Von dort oben herrschte Manfredi über alles und jeden. Er sah, ohne gesehen zu werden, ideale Voraussetzungen. Auch das Fenster von Elisa Sordi sah er von dort. Und in diesem Augenblick mich. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, steckte mir eine Zigarette an, blies den Rauch durch die Nase und winkte ihm zu.
    Als ich durch den wundervollen Park lief, erfreute ich mich an meiner Zigarette, dem frischen Duft der Bäume und dem Vogelgezwitscher. Wir waren mitten in Rom, aber es war wie auf dem Land. Ich ließ meinen Blick zum Swimmingpool schweifen. Eine junge Frau lag im Badeanzug auf der Wiese und genoss die letzten Sonnenstrahlen. Ich hatte sie schon einmal gesehen, als sie am Sonntag zuvor mit dem Conte ins Auto gestiegen war. Sie mochte mein Alter haben, aber ihr Körper war der einer Zwanzigjährigen, schlank und sportlich. Ihre zarten Gesichtszüge sah ich im Profil. Plötzlich drehte sie sich um und schaute mich an. Ihre Augen waren grünblau.
    »Eigentlich ist Rauchen im Park verboten.« Ihr Ton war freundlich. Es war nicht als Vorwurf gemeint, eher als wohlwollender Hinweis. Instinktiv sah ich zur Terrasse der Villa A hinauf, doch die Bäume verdeckten mir die Sicht.
    Ich hätte sagen sollen, dass ich die Zigarette absichtlich angezündet hatte, um ihren arroganten Gatten und ihren Spitzel von einem Sohn zu provozieren. Vielleicht wären wir ins Gespräch gekommen. Stattdessen tat ich, was mir am wenigsten lag, und wurde diplomatisch. Ich murmelte eine Entschuldigung, trat die Zigarette aus, hob sie dann sogar wieder auf und steckte sie in die Tasche. Und verfluchte mich für diese Unterwürfigkeit, die der Conte mir einflößte und die ich nicht von mir kannte. Dabei war ich Menschen begegnet, die mindestens ebenso mächtig und gefährlich waren wie er. Aber in Conte Tommasos Geschichte und Wesen gab es etwas, das ich in einem dunklen Winkel meiner Seele befürwortete oder zumindest in meinen schlimmen Jahren befürwortet hatte: der kompromisslose Glaube an eine Idee, koste es, was es wolle. Gleichzeitig repräsentierte er vieles, was ich verabscheute, etwa die Loyalität gegenüber einem König, der sich vom Faschismus abgewandt hatte, und die Billigung der mittelalterlichen Feudalherrschaft über das Land und jene, die es bestellten.
    Jedenfalls hatte ich genug von dieser Angst und wollte nur weg. In der kühlen Luft des Sonnenuntergangs durchquerte ich mit meinem offenen Spider die Stadt. Eine Sondergenehmigung gestattete mir, auch in die verkehrsberuhigte Altstadt hineinzufahren. Auf der Piazza di Spagna parkte ich nonchalant neben einem Polizeiauto und zeigte den Beamten meinen Dienstausweis. Ich kaufte mir ein schönes Pistazien- und Schokoladeneis, lehnte mich an meinen Wagen, sah mich um und flirtete schamlos mit den niedlichen Touristinnen. Die gab es zwischen Barcaccia-Brunnen und Spanischer Treppe in Scharen, und einige sahen schon neugierig herüber zu dem roten Spider und dem dunkelhaarigen, braun gebrannten Typen, der sich nicht um die Carabinieri scherte und selig sein Eis schleckte.
    Sie kam aus der Via Condotti, eine elegante, braun gebrannte Platinblonde mit Stöckelschuhen, Guccitasche über der Schulter und einem kurzen Kostüm von Valentino. Vermutlich war sie etwa zehn Jahre älter als ich. Einen Moment später sah ich das Moped mit den beiden Jungen ohne Helm. Der hintere lehnte sich zur Seite, griff nach der Tasche und entriss sie der Frau mit einem Ruck. Einen Augenblick später hatte der Fahrer, begleitet von einer

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