Du bist das Boese
eingehen zu können, in seinem Büro zu rauchen, und steckte mir eine Zigarette an. Tatsächlich merkte er es nicht einmal.
»Das Opfer zeigt Spuren vielfältigster Gewalteinwirkungen, Hämatome durch Schläge, Schnittverletzungen, Verbrennungen durch Zigaretten und verschiedene Bisswunden. Leider war ihr Tod eine langwierige und qualvolle Angelegenheit. Mindestens eine halbe Stunde. Sie ist erstickt. Man hat ihr ein Stück Stoff oder ein Kissen aufs Gesicht gedrückt, bis sie keine Luft mehr bekam.«
»Zog sie sich die Verletzungen vor ihrem Ableben zu?«, erkundigte ich mich.
»Die von den Schlägen herrührenden Hämatome, ja. Und insbesondere auch die Fraktur des Jochbeins und der rechten Augenhöhle, die auf einen harten Schlag zurückzuführen sind. Was die Bisswunden, Schnitte und Verbrennungen angeht, lässt sich das wegen des Zustands der Leiche schlecht sagen. Im Übrigen könnten einige Verletzungen auch von Ästen oder Ratten stammen. Ein anderer Punkt ist viel wichtiger: Es gab keinerlei sexuelle Gewalteinwirkung.«
Mit einer gewissen Verwunderung nahm ich die Information zur Kenntnis. »Keine Penetration, in keine einzige Körperöffnung?«, hakte ich skeptisch nach.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Vanessa das Zimmer betreten hatte, um die Cappuccinotasse zu holen. Sie blieb stehen, grinste spöttisch und wartete darauf, dass Teodori meine Frage beantwortete. Es war nun bereits das zweite Mal, dass mir so etwas passierte, aber Teodoris Sekretärin war von einem ganz anderen Schlag als Elisa Sordi. Der obszöne Beigeschmack meiner Frage und unsere Verlegenheit amüsierten sie höchstens.
»Kann ich Ihnen etwas Gutes tun, Dottore?«, fragte sie und sah mir fest in die Augen, während sie Teodoris Tasse abräumte.
Ich musterte ohne jede Zurückhaltung ihre langen Beine, um mir Klarheit über meine Antwort zu verschaffen.
»Im Moment nicht, danke, Vanessa. Vielleicht komme ich später auf Ihr Angebot zurück.«
Das Mädchen verließ das Zimmer, und Teodori sagte leicht betreten: »Zum Glück waren Sie die ganze Zeit mit Ihrem Freund Dioguardi zusammen. So wie Sie sich Frauen gegenüber aufführen, müsste ich Sie glatt zum Kreis der Verdächtigen zählen.«
Sein Ton war scherzhaft, aber nicht nur. Und ich konnte solche Witze nicht leiden, vor allem nicht, wenn sie von jemandem wie Teodori kamen.
»Dottor Teodori, ich bin keiner, der Frauen schlägt, aufschlitzt oder erstickt. Ich bin einer, der Frauen vor allem vögelt, und wie es scheint, hat unser Mann in jeder Hinsicht das Gegenteil getan.«
Teodori reichte mir den Obduktionsbericht. »Vielleicht, vielleicht aber auch nicht, Balistreri, denn es gibt noch eine weitere interessante Neuigkeit. Lesen Sie selbst.«
Anzeichen für einen Schwangerschaftsabbruch in den vorangegangenen zwei Wochen.
Eine wie alle anderen, nicht mehr und nicht weniger. Das war mein erster Gedanke, blasphemisch und grausam, begleitet von einem schändlichen Anflug von Erleichterung. Auch Elisa war keine Heilige. Und nicht ganz unbeteiligt an dem Ganzen.
»Wir müssen all ihre männlichen Kontakte unter die Lupe nehmen. In der Schule, in der Nachbarschaft, diesen Valerio Bona …«, sagte Teodori.
»Und in der Via della Camilluccia natürlich.«
Unglaublich, aber Teodori lächelte. »Sicher, auch in der Via della Camilluccia. Aber behutsam. Das übernehme ich persönlich.« Er setzte einen kühnen, unbeugsamen Blick auf.
Nun verstand ich das ganze Theater. Offensichtlich hatte Cardinale Alessandrini sein Versprechen gehalten. Der Druck aus den oberen Etagen des Vatikan durfte allerdings mit keinem Wort erwähnt werden, und so verkaufte Teodori das Ganze als seine eigene, mutige Entscheidung. Und mich ließ er wegen meiner Zweifel an diesen vortrefflichen Herrschaften lieber außen vor.
»Geht es Ihrer Tochter Claudia besser?«, fragte ich völlig unvermittelt. Er fuhr sichtlich zusammen. Und mied meinen Blick.
»Ich verstehe nicht, was meine Tochter damit zu tun hat«, fragte er unsicher.
»Nichts. Interessiert mich einfach, die Sache. Hatten die Ärzte gute Nachrichten für Sie? Oder Coccoluto und der Richter?«
Ich wollte ihm klar zu verstehen geben, dass ich Behinderungen von oben, die er wegen familiärer Probleme erdulden musste, nicht akzeptieren würde. Sein Privatkram scherte mich einen Dreck.
Nach einer langen Pause sah Teodori mich an.
»Dottor Balistreri, meine Tochter ist achtzehn Jahre alt. Vor sechs Jahren starb ihre Mutter an Krebs. Ich konnte
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