Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Costantini
Vom Netzwerk:
grundsätzliche betrifft bestimmt meinen Arsch, den du am liebsten vor die Tür setzen würdest. Du musst nur noch den Polizeipräsidenten davon überzeugen.
    »Ich würde gern mit der dringlichen Angelegenheit beginnen«, schlug der Präsident aus taktischen Überlegungen vor.
    Allen Anwesenden war klar, dass Pasquali am längeren Hebel saß, dennoch musste er nach außen hin gewisse Dinge wie Hierarchie, Alter und Gastfreundschaft respektieren. Und weil Pasquali in diesen Dingen Experte war, gestand er es dem Polizeipräsidenten mit einer höflichen Geste zu.
    »Der Polizeipräsident hat einen Anruf vom Präfekten und stellvertretenden Polizeichef erhalten …« Pasquali hielt inne, um Anzeichen von Reue, Angst oder wenigstens Unbehagen an Balistreris Miene abzulesen. Er war ein Meister der Pause, des Schweigens, der unberechenbaren Fragen. Ein großer Schauspieler.
    »Wie es scheint«, schaltete der Polizeipräsident sich vorsichtig ein, »ist einer Ihrer Mitarbeiter gemeinsam mit einem Kollegen …« Er suchte nach den richtigen Worten.
    »… in eine Polizeidienststelle eingedrungen«, ergänzte Pasquali.
    Balistreri zog eine Augenbraue hoch und runzelte die Stirn, als müsste er angestrengt in seinem Gedächtnis kramen. Er wandte sich direkt an den Polizeipräsidenten. »Verzeihung, hat der Präfekt das wörtlich so gesagt?«
    »Nein, nein«, beeilte sich Floris, das klarzustellen. »Es gibt eine Beschwerde über einen angeblich drastischen Einschüchterungsversuch gegenüber Vicecommissario Colajacono und die anschließende Entführung eines Beamten seiner Dienststelle.«
    »›Entführung‹ haben die gesagt?«, fragte Balistreri noch erstaunter.
    »Lass die Haarspalterei!«, ging Pasquali dazwischen. »Wir sind es, die ein paar Erklärungen von dir erwarten dürfen. Und mit ›wir‹ meine ich uns beide und den Präfekten.« Seine Stimme war sanft und ruhig. Sie war es gewöhnt, Befehle zu erteilen, ohne laut zu werden.
    Balistreri stand auf. Ihm war bewusst, dass er damit nicht nur Pasquali verärgerte, sondern auch den redlichen Polizeipräsidenten irritierte. Doch er musste Zeit gewinnen.
    Er ging zur Bar, wählte eine noch verschlossene Flasche Delamain und öffnete sie. Dann wandte er sich wieder den beiden zu: »Entschuldigung, ich muss jetzt erst mal einen Schluck trinken.«
    Mit seinem Cognac aus dem Jahr 1971 setzte er sich wieder hin. Vierzig Minuten waren noch zu überbrücken. Dreißig verwandte er darauf, ihnen die ganze Geschichte von Nadia und Ramona zu erzählen.
    »Und wo befinden sich Marchese und dieser Albaner jetzt?«, fragte der Polizeipräsident besorgt.
    Du bist ein anständiger Kerl.
    »Keine Angst«, beruhigte Balistreri ihn. »Sie sind bei uns sicher aufgehoben.«
    »Haben Sie den Polizisten etwa in Gewahrsam genommen?«, wollte Pasquali wissen.
    »Natürlich nicht. Er ist aus freien Stücken bei uns.«
    »Aber Sie haben ihn verhört?«, insistierte Pasquali und konnte einen gewissen Unmut nicht verbergen.
    »Er hat sich nur ein bisschen mit Corvu unterhalten, einem meiner Mitarbeiter. Über sardische Frauen, sizilianische Frauen …« Er versuchte, Pasquali zu beschwichtigen. »Ich hatte bestimmt nicht vor, dir etwas zu verheimlichen. Eigentlich wollte ich dich bei diesem Treffen informieren. Auch weil ich die Festnahme von Vicecommissario Colajacono in die Wege leiten möchte.«
    Pasquali war ein echter Kaltblüter. Balistreri sah, wie es in ihm arbeitete. Er wog ab, was dafür und was dagegen sprach – politisch, versteht sich, nicht ermittlungstechnisch. Ihm blieb nichts übrig, als sich im Beisein des Polizeipräsidenten zu dieser Frage zu äußern.
    »Der Polizeipräsident und ich werden das vorab mit dem Präfekten besprechen. Bis dahin unternimmst du gar nichts.«
    Obwohl in seinem Ton nicht die geringste Drohung mitschwang, war das ein klarer Befehl, der noch einmal verdeutlichte, wer von den drei Anwesenden das Sagen hatte.
    Das Telefon auf dem Tisch klingelte. Pasquali wirkte genervt, nahm ab und sagte: »Antonella, bei solchen Terminen möchte ich nicht …«
    Er verstummte. »Legen Sie das Gespräch in mein Büro«, sagte er schließlich. Das war ein Affront dem Polizeipräsidenten gegenüber. Nicht nur, dass er die Besprechung unterbrach, er wollte auch nicht, dass sie mithörten. Für jemanden wie Pasquali war das unerhört.
    Balistreri beschloss, dass dies der richtige Moment war, um dem Engel einen Besuch abzustatten. Nun konnte er sich die vierte Zigarette des

Weitere Kostenlose Bücher