Du bist die pure Sinnlichkeit
Paar sich wieder scheiden, und Ryan, der inzwischen kein Kind mehr war, bekam eine neue Stiefmutter. Doch er hatte nie erwähnt, daß sein Vater die Tochter seiner dritten Frau geheiratet hatte!
Melissa betrachtete verständnisvoll Alexas geschockten Gesichtsausdruck. „Nun können Sie verstehen, weshalb ich denke, daß Ryan kein Recht hat, mich dafür zu verdammen, daß ich ein Baby habe, ohne mit dem Vater des Kindes verheiratet zu sein. Nicht bei seinen eigenen bohemehaften Familienverhältnissen! Außerdem würde ich Jack sofort heiraten, wenn ich nur könnte.”
Alexa dachte an ihre eigene Familiensituation - liebevolle Eltern, eine enge Bindung an ihre Schwester und ihren Bruder, die ebenso ihre Freunde wie ihre Geschwister waren - und verglich sie mit Ryans Situation. Sie fühlte mit ihm. Wer konnte es ihm verdenken, daß er nicht alles über seine Vergangenheit preisgegeben hatte?
Die zwei Frauen erreichten Alexas Auto und blieben davor stehen.
„Jack Weber ist der einzige Mann, den ich je wirklich geliebt habe”, sagte Melissa traurig. „Er hat eine schlimme Scheidung hinter sich und traut sich nicht, noch einmal zu heiraten. Ich glaube, letztes Jahr hatte ich ihn fast soweit, doch dann verlor er seinen Job. Es hat seinen Stolz sehr getroffen, und der einzige Job, den er seither finden konnte, war Schichtarbeit in einem Fast-Food-Restaurant. Dann kam Kelseys Unfall. Jack fühlt sich schuldig, und Ryan macht ihm ebenfalls Vorwürfe.”
Sie brach in Tränen aus. „Ich weiß nicht, was ich tun soll, Alexa. Alles fällt auseinander. Und jetzt hat Ryan auch noch beschlossen, das Sorgerecht für Kelsey zu bekommen und…”
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„Ich glaube nicht, daß Sie sich deswegen Sorgen machen müssen”, unterbrach Alexa sie und legte ihr tröstend den Arm um die Schulter.
„Die Gerichte sprechen es in der Regel lieber der Mutter zu, nicht?”
„Ich hatte das Sorgerecht für Kelsey, seit sie ein Baby war”, schluchzte Melissa.
„Ryan und ich wurden geschieden, als sie vier Monate alt war. Er besuchte Kelsey jeden Mittwochabend und jeden Sonntagnachmittag, bis sie drei war, und dann übernachtete sie jeden zweiten Samstag bei ihm. Ich muß ihm zugute halten, daß er nie einen Besuch ausgelassen hat.”
Melissa hielt inne und runzelte nachdenklich die Stirn. „Außer für einige Monate vor etwa zwei Jahren. Ich nehme an, er hatte eine heiße Affäre damals, denn er sagte ein paar von Kelseys Samstagsbesuchen ab. Er ließ sie nur noch einmal im Monat bei sich übernachten und sah sie Sonntagnachmittags nur noch für wenige Stunden.”
Alexa wurde sehr still und erinnerte sich an jene seltsamen Samstagabende und Sonntagnachmittage, an denen Ryan plötzlich Verabredungen absagte oder sich weigerte, welche zu treffen. Er wollte den Grund dafür nicht nennen, und sie nahm das Schlimmste an, warf ihm vor, ein Verhältnis mit einer anderen Frau zu haben oder von Alexa gelangweilt zu sein. Sie wollte die ganze Zeit mit ihm verbringen und genau wissen, wo er war und was er tat.
Bei der Erinnerung an ihre eigene Unsicherheit zuckte Alexa zusammen. Sie war eifersüchtig und besitzergreifend gewesen, und es war immer schlimmer geworden, je mehr Ryan sich zurückzog und ihr auswich. Wenn er ihr doch nur etwas von seinem Kind gesagt hätte!
Sie hätte Verständnis gehabt. Hatte er das Gegenteil geglaubt? War sie ihm so egoistisch und so wenig selbstbewußt erschienen?
„Wie dem auch sei, ich glaube seine Affäre endete nach einiger Zeit, denn er kümmerte sich wieder regelmäßig um Kelsey.” Melissas Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Ich würde gern daran glauben, daß diese Frau ihn fallengelassen und ihm das Herz gebrochen hat, aber ich vermute, das ist unmöglich, weil er gar kein Herz hat.”
„Da ist so viel Feindschaft zwischen Ihnen und Ryan”, meinte Alexa sanft.
„Wie wahr. Man könnte meinen, wir hätten eine dieser feurigen Beziehungen voller Haßliebe und Leidenschaft gehabt.” Melissa schüttelte den Kopf. „So war es leider nicht. Wir sind uns über den Weg gelaufen, als wir beide in einer seelischen Krise steckten. Wir hatten nichts gemeinsam, ja, wir mochten einander nicht einmal sonderlich. Es war eine dieser Geschichten, die rasch wieder vorbei und vergessen sein sollten, und das wäre sie auch gewesen - wenn wir einmal besser aufgepaßt hätten.”
„Kelsey?” fragte Alexa leise.
Melissa nickte. „Ryan bestand darauf, mich zu heiraten, obwohl wir uns nicht einmal vormachten,
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