Du bist die pure Sinnlichkeit
einander zu lieben. Als ich mit Kyle schwanger wurde, warf Ryan mir vor, ich hätte es absichtlich getan, um wieder einen Mann in die Falle zu locken. Er sprach schon damals davon, das Sorgerecht für Kelsey einzuklagen, aber er tat es nicht. Ich weiß, daß ich diesmal nicht solches Glück haben werde.”
„Sie haben sich im Laufe der Jahre genug allein um das Kind kümmern müssen”, meinte Alexa beruhigend. „Ich bin zwar keine Anwältin, aber ich sehe einfach keinen Grund, weshalb ein Gericht heute Ryan das Sorgerecht zusprechen sollte.”
„Ryans Anwalt könnte meine labile private Situation anführen”, erwiderte Melissa bitter. „Ich lebe mit einem Mann, mit dem ich nicht verheiratet bin, und ich habe ein Kind mit ihm. Ich muß arbeiten – ich bin Empfangsdame im Hyland’s Restaurant
weil Jack und ich auf zwei Einkommen angewiesen sind. Wir können uns nur mit Ach und Krach über Wasser halten, und Ryan ist wohlhabend. Und dann ist da noch Ryans Trumpfkarte. Mit der wird er bestimmt das Sorgerecht für mein kleines Mädchen erhalten: seine nicht berufstätige Frau.”
„Seine Frau?” erkundigte Alexa sich atemlos.
„Ryan wird heiraten.” Melissa begann aufs neue zu weinen. „Und seine Frau wird die ganze Zeit zu Hause sein, um sich mit Kelsey zu beschäftigen. Da kann ich nicht mithalten. Mein Anwalt, den ich mir durch die Prozeßkostenbeihilfe leisten kann, kennt eine Reihe von Fällen, in denen die Exfrau das Sorgerecht verlor, weil sie arbeiten mußte, und der Vater der Kinder eine neue Frau hatte, die sich ganztags um die Kinder kümmern konnte.”
Ryan würde heiraten! Alexas Gedanken überschlugen sich. Diese Neuigkeit hatte geradezu eine körperliche Wirkung auf sie, und ihr wurde abwechselnd kalt und heiß.
Ihr fiel wieder ein, wie er sie – erst gestern! - in die Arme genommen und geküßt hatte.
Zorn durchfuhr sie, und sie fühlte sich, als hätte man ihr einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet. Er wollte eine andere Frau heiraten und hatte es dennoch gewagt, sie zu küssen! Sie atmete tief ein und plötzlich fühlte sie sich, als hätte sie übermenschliche Kräfte.
Nie zuvor hatte es sie so sehr nach Rache gedürstet.
1
„Sie werden Ihre Tochter nicht verlieren”, versprach Alexa mit solcher Bestimmtheit, daß Melissa aufhörte zu weinen und sie hoffnungsvoll anblickte. „Ich werde alles tun, um Ihnen zu helfen. Alles wird gut werden. Darauf können Sie sich verlassen.”
„Hoch! Hoch! Pferd reiten!” forderte der zweieinhalbjährige Franklin, während er versuchte, auf das große, bunte Karussellpferd in Kelseys Zimmer zu klettern.
Alexa hob ihren Neffen mindestens zum fünfundreißigsten Mal an diesem Morgen hoch. Saß er jedoch erst rittlings auf dem Pferd, fand er es wieder zu langweilig, denn es bewegte sich nicht und machte keine Geräusche. Also tat er so, als würde er wirklich reiten, und dann hatte er schnell keine Lust mehr. „Runter! Kein Pferd reiten mehr! Franklin runter!”
„Moment, ich bin in einer Minute bei dir”, rief Alexa vom anderen Ende des Zimmers, wo sie ihre Nichte Emily davon abzuhalten versuchte, das Puppenhaus zu demolieren.
„Hier ist ja mächtig etwas los”, meinte Ryan, als er das Zimmer seiner Tochter betrat und Alexa zwischen den beiden Kleinkindern hinund herhuschen sah. Er blickte sich in dem Zimmer um. „Wo ist Kelsey?” ‘
Alexa zwang sich, ruhig zu bleiben. Das war nicht leicht. Schließlich unterstützte sie gerade das gesetzeswidrige, unerlaubte Betreten eines Grundstückes. Außerdem wirkte ihr Widersacher heute morgen in dem schwarzen T-Shirt und den schwarzen Jeans besonders stark und bedrohlich. Fehlen nur noch ein schwarzer Umhang und Reißzähne, dann sieht er aus wie Dracula, dachte Alexa.
Sie holte tief Luft. „Kelsey fährt mit Dylan auf dem Schoß durch das Haus.” Sie zuckte bei dieser glatten Lüge zusammen. Das Kind, das auf Kelseys Schoß mitfuhr, war ihr kleiner Bruder Kyle, der heute die Rolle von Dylan spielte. Melissa begleitete die beiden auf ihrer Besichtigungstour durch das Haus.
Ryan lächelte, da er nichts von der Täuschung ahnte. „Kelsey erzählte mir, du würdest heute morgen die Drillinge zu Besuch mitbringen. Sie war ganz begeistert und konnte es kaum erwarten, die Drillinge zu sehen. Als ich ihr sagte, du seist selbst ein Drilling, war sie ganz aus dem Häuschen.”
„Ich erinnere mich daran, daß du Ben, Carrie und mich stets als ‘Wurf’ bezeichnet hast”,
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