Du bist in meinen Traeumen
hinterlassen.
Schon allein deshalb, um nach einem langen, hektischen Arbeitstag in die Ruhe und Beschaulichkeit einer aufgeräumten Wohnung zurückkehren zu könne n.
Wie stets empfand sie auch jetzt beim Anblick der hellen Eichendielen und schlichten weißen Musselinvorhänge eine tiefe Befriedigung. Sie war eine überzeugte Anhängerin des derzeit speziell bei Städtern sehr beliebten “Minimalismus”, wonach die Schönheit eines Raums nur bei spärlicher Möblierung voll zur Geltung kam.
“Aber es sieht hier ja schrecklich kahl aus!”, hatte ihre ältere Schwester entsetzt ausgerufen, als sie Samantha vor zwei Jahren zum ersten Mal in ihrem neuen Apartment besucht hatte.
Edwina hatte nicht fassen können, wie man ein Wohnzimmer gemütlich finden konnte, dessen gesamte Einrichtung aus einer modernen Eichenkommode, zwei großen Couchen, einem bequemem Ledersessel und einem gläsernen Beistelltisch bestand. “Ehrlich gesagt, Sam, ich würde durchdrehen, wenn ich hier wohnen müsste.”
Zwar hatte Samantha ihrer Schwester zu erklären versucht, weshalb sie Räume mit spärlichem Mobiliar bevorzugte, doch Edwina hatte nur verständnislos die Schultern gezuckt und gemeint: “Wahrscheinlich hast du dieses Faible für kühles skandinavisches Design von unserer schwedischen Großmutter geerbt. Nun ja, jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden.
Hauptsache, du fühlst dich hier wohl.”
Sogar außerordentlich wohl, dachte Samantha, als sie nun die Wohnungstür abschloss und dann mit dem Aufzug nach unten fuhr, um in das vor dem Haus bereitstehende Taxi zu steigen.
Seit die Londoner Innenstadt jeden Morgen im Berufsverkehr zu ersticken drohte, hielt Samantha jeden für verrückt, der noch mit dem eigenen Wagen ins Büro fuhr. Da sie selbst im Stadtteil Clerkenwell und dadurch nicht weit von ihrer Arbeitsstätte nahe der St. Pauls Kathedrale entfernt wohnte, kostete eine Fahrt im Taxi nicht allzu viel.
“Guten Morgen, Miss Thomas”, begrüßte der Taxifahrer seine Stammkundin freundlich, als sie im Fond des Wagens Platz nahm. “Scheint heute wieder ziemlich heiß zu werden.
Meine Frau glaubt, dass dies der heißeste Juni seit Jahren werden wird.”
“Da hat sie wahrscheinlich Recht, Joe”, antwortete Samantha zerstreut und holte einen Notizblock aus ihrem Aktenkoffer.
Normalerweise nutzte sie die morgendliche Taxifahrt zu einem Blick in den Terminkalender und einigen entsprechenden Notizen, doch heute Morgen hatte sie Schwierigkeiten, sich auf die Arbeit zu konzentrieren.
Sie lehnte sich zurück, atmete tief durch und versuchte das leichte Übelkeitsgefühl zu ignorieren. Kein Wunder, dass mir dieses unverdauliche Mahl von gestern Abend noch im Magen liegt, sagte sie sich missmutig. Sie war bei einer frisch verheirateten Freundin, deren Kochkünste noch erheblich der Verbesserung bedurften, zum Essen eingeladen gewesen.
Vielleicht hätte ich ihr zur Hochzeit ein Kochbuch für Anfänger schenken sollen, überlegte Samantha ironisch.
Unwillkürlich zog sie Vergleiche mit dem köstlichen Vier-Gänge-Menü im Hotel “Vier Jahreszeiten” in New York. Sechs Wochen waren inzwischen seit jenem unvergesslichen Wochenende mit Matt vergangen, und im Rückblick erschien ihr alles fast schon wie ein Traum. Noch nie hatte sie ihre sexuellen Gefühle so hemmungslos und lustvoll ausgelebt wie in diesen drei Nächten mit Matt. Sie hatte sich so unbeschwert und glücklich gefühlt, befreit von den Mühen des Alltags und irgendwie … Hilflos zuckte sie die Schultern, da ihr kein passendes Wort für ihren damaligen Gemütszustand einfiel.
Samantha verlor sich in Erinnerungen an den
Samstagmorgen, als sie nochmals ins Bett gegangen waren und sich leidenschaftlich geliebt hatten. Sie wäre zufrieden gewesen, den Rest des Tages am Kamin zu verbringen, die herrliche Aussicht zu genießen und irgendwann vielleicht einen Spaziergang durch den nahe gelegenen Park zu machen. Matt hingegen hatte andere Pläne.
“Raus aus den Federn, du Faulpelz!”, sagte er und zog ihr die Bettdecke weg. “Wir haben heute ein dicht gedrängtes Programm.”
Als sie eine halbe Stunde später das Haus verließen und in die vor dem Eingang bereitstehende schwarze Limousine stiegen, fuhren sie als Erstes zu einem bekannten Schuhgeschäft.
“Ehe wir mit unserer Tour beginnen, brauchst du erst einmal bequeme Schuhe”, meinte Matt und bestand später darauf, die sündhaft teuren Mokassins zu bezahlen, für die sie sich entschieden
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