Du bist in meinen Traeumen
abzuschließen. Das könnte spannend werden, findest du nicht auch?”
“Ich habe wirklich anderes zu tun!” Wieder einmal fragte sich Samantha, womit sie das schwere Los verdient hatte, mit einem degenerierten Adelsspross wie Henry Graham
zusammenarbeiten zu müssen.
Er war der einzige Sohn eines Vorstandsmitglieds der Minerva Utilities Management, und sein bisheriger beruflicher Werdegang zeichnete sich vor allem durch häufigen Stellenwechsel und einen bemerkenswerten Mangel an Ehrgeiz aus. Wirklich schade, denn auf den ersten Blick erweckte Henry den Eindruck eines sehr viel versprechenden jungen Mannes.
Er war ungefähr so alt wie Samantha, groß und blond und sah geradezu beneidenswert gut aus. Zudem war er stets außerordentlich geschmackvoll gekleidet, besaß Charme, ein ansteckendes Lachen und war ausgesprochen unterhaltsam. Nur mit Verstand schien er nicht übermäßig gesegnet zu sein.
Falls er überhaupt etwas in seinem hübschen Kopf hatte, dann höchstens ein unerschöpfliches Wissen über die Londoner High Society. Tatsächlich war er ein bekannter Londoner Gesellschaftslöwe und Liebling der Regenbogenpresse, dessen Name regelmäßig in den einschlägigen Kolumnen auftauchte.
Schon aus diesem Grund hatte Samantha sich heftig zur Wehr gesetzt, als ihr damaliger Chef Paul Urwin sie vor sechs Monaten in sein Büro gebeten und ihr mitgeteilt hatte, Henry sei ihr neuer Assistent.
“Das können Sie mir unmöglich antun, Paul!”, hatte sie gefleht. “Was soll ich mit einem Schwachkopf wie Henry Graham? Können Sie ihn nicht woanders unterbringen?”
“Tut mir leid, Sam”, hatte Paul bedauernd erklärt und sie informiert, der Vorstandsvorsitzende höchstpersönlich habe dies angeordnet. “Anscheinend hält er Sie als Einzige für hartgesotten genug, mit einem reichen Tunichtgut wie Henry fertig zu werden. Aus meiner Sicht”, hatte Paul nachdenklich hinzugefügt, “ist das sogar ein Riesenkompliment für Sie.”
“Ach ja? Nun, ich finde es keineswegs schmeichelhaft, als
,hartgesottene’ Frau bezeichnet zu werden!” Wütend war Samantha damals aus Pauls Büro gestürmt.
Entgegen ihren Befürchtungen war sie jedoch mit Henry von Anfang an erstaunlich gut ausgekommen. Er war ein netter Kerl, nur durfte man von ihm nicht erwarten, selbstständig zu arbeiten und ihm übertragene Aufgaben pünktlich zu erledigen.
Samantha hatte allerdings nicht ahnen können, dass er eine geradezu schwärmerische Neigung für sie entwickeln würde.
Nachdem sie ihm unmissverständlich klargemacht hatte, sich prinzipiell nie auf ein Verhältnis mit einem Kollegen einzulassen, konnte sie sich über seine exotischen Blumensträuße in aller Unschuld freuen und erlaubte ihm hin und wieder sogar, sie in eines jener vornehmen und sündhaft teuren Restaurants zum Essen auszuführen, die sie nur vom Hörensagen kannte.
Gleichzeitig aber gab sich Samantha hinsichtlich der beruflichen Qualitäten ihres Assistenten keinerlei Illusionen hin.
Als sie Henry nun auftrug, die Zahlen eines von ihr am Wochenende erstellten Berichts bis zum Nachmittag zu überprüfen, wusste sie nur zu gut, dass sie die Akte frühestens am Freitag wieder zu Gesicht bekommen würde. So wie sie Henry einschätzte, fand er es sicher spannender und profitabler, Wetten über Pauls eventuellen Nachfolger entgegenzunehmen.
Samantha hatte sich nicht geirrt. Während der nächsten Tage platzte Henry mehrmals in ihr Büro, um sie ungebeten über den neuesten Stand der Wettquoten auf dem Laufenden zu halten.
“Die meisten denken, Alistar macht das Rennen”, teilte er ihr am Mittwochmorgen mit und bezog sich dabei auf einen frisch verheirateten und wenig älteren Kollegen Samanthas.
“Warum auch nicht?”, antwortete sie zerstreut, da sie wirklich Wichtigeres zu tun hatte, als sich mit irgendwelchen Wetten ihres Assistenten zu beschäftigen. “Er wäre eine gute Wahl.”
“Das schon, aber ihm fehlt es an Charisma, falls du weißt, was ich damit meine.”
“Ich kenne die Bedeutung dieses Wortes, was man von dir wahrscheinlich nicht behaupten kann”, entgegnete sie bissig.
“Und jetzt lass mich mit diesem Unsinn in Frieden, und kümmere dich um deine Arbeit, Henry. Da wir gerade davon sprechen, hast du den Kauf dieser Pfandbriefe veranlasst?”
Wie erwartet, stieß sie mit ihrer Frage bei Henry auf taube Ohren. Er war vom Wettfieber gepackt und hatte kein Interesse an langweiligen Pfandbriefen.
“Viel Geld ist mit Alistar nicht zu
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