Du bist in meinen Traeumen
plötzlich, und Matts tiefe Stimme war nun klar zu hören. “Tut mir Leid, dass ich mich eine Weile nicht melden konnte, aber ich hatte eine Menge geschäftliche Schwierigkeiten zu bewältigen.”
“Wo genau bist du jetzt?”
“Nun …” Er lachte leise. “Mein Körper befindet sich noch in Fernost, aber mit den Gedanken bin ich bereits bei dir. In einer halben Stunde steige ich in die Maschine nach Zürich; fliege dann von dort weiter nach London und komme am späten Freitagnachmittag in Heathrow an. So können wir zumindest das Wochenende zusammen verbringen. Einverstanden?”
“Oh Matt, das ist ja wundervoll!”, sagte sie atemlos und vergaß völlig, dass sie noch gestern erwogen hatte, ihn nie mehr wieder zu sehen. Ihre momentane Hochstimmung erlitt jedoch einen erheblichen Dämpfer, als ihr jäh einfiel, dass sie für das Wochenende bereits andere Verpflichtungen hatte.
“Ich … an diesem Wochenende geht es bei mir leider nicht.
Ich fahre nach Gloucestershire. Rosie hat Geburtstag.”
“Wer, zum Teufel, ist Rosie?”, fragte Matt, hörbar verärgert.
Samantha seufzte laut auf. “Sie ist die jüngste Tochter meiner älteren Schwester, und ich bin ihre Taufpatin. Wir haben uns seit einer Ewigkeit nicht gesehen, und ich habe ihr fest versprochen, an ihrer Geburtstagsparty teilzunehmen.”
“Das verstehe ich ja”, meinte Matt. “Was hältst du davon, wenn ich dich begleite?”
“Du meinst, es würde dir nichts ausmachen, mit mir zu meiner Schwester aufs Land zu fahren?”, fragte sie überrascht.
“Nein, warum auch?”
“Nun …” Sie zögerte, da ihr auf Anhieb mindestens ein halbes Dutzend Gründe einfielen, die gegen seinen Vorschlag sprachen.
Zum einen war sie sich über ihre Gefühle für ihn noch nicht im Klaren, und was er für sie empfand, wusste sie erst recht nicht. Außerdem würde ihre ältere Schwester Edwina in Matt ein Geschenk des Himmels sehen und keinen Trick unversucht lassen, um ihn mit ihrer Schwester zu verkuppeln. Oder, noch schlimmer, er war ihr auf den ersten Blick unsympathisch, und dann würde sie ihn mit eisiger Kälte behandeln und ihm den Aufenthalt in jeder Hinsicht verleiden.
Abgesehen davon hatten sie es ja nicht nur mit Edwina zu tun, sondern außerdem noch mit Samanthas jüngerer Schwester Georgie, die mit ihren unbedachten und taktlosen Bemerkungen schon zahllose peinliche Situationen heraufbeschworen hatte.
“Was ist los, Sam? Wo liegt das Problem?”
“Es gibt kein Problem, Matt. Es ist nur so …” Sie verstummte, als ihr siedend heiß einfiel, dass sie ihm bisher verschwiegen hatte, schon einmal verheiratet gewesen zu sein. Georgie würde die Katze sicher aus dem Sack lassen, denn sie hatte noch nie den Mund halten können.
“Sam, was soll der Unsinn?” Es war nicht zu überhören, dass er allmählich die Geduld verlor. “Willst du mich nun sehen oder nicht?”
“Natürlich will ich dich sehen”, versicherte sie.
“Aber du möchtest mich nicht deiner Familie vorstellen, stimmt’s? Vielleicht willst du auch nur deiner Schwester keinen zusätzlichen Gast aufbürden, oder du befürchtest, einer deiner anderen Freunde würde dort auftauchen, und es könnte zu Komplikationen kommen?” Sein Lachen klang zynisch. “Ich hoffe, dass nicht Letzteres der Fall ist.”
“Mit Sicherheit nicht”, entgegnete sie fest und beschloss, das Wagnis einzugehen. Schließlich war es ihr Beruf, Risiken einzugehen, um etwas zu gewinnen. Na also. Und wenn es schief ging, hatte sie eben Pech gehabt.
“Es ist nur so, dass ich mir dich nicht inmitten von lärmenden Siebenjährigen vorstellen kann, die fröhlich ,Happy Birthday’
schmettern, kindliche Spiele wie Topf schlagen und Flaschendrehen spielen wollen und sich mit Schokoladentorte beschmieren”, sagte sie, ein wenig beschämt wegen der kleinen Notlüge. “Aber wenn du dich dem gewachsen fühlst, bist du herzlich eingeladen, mit uns einen unvergesslichen Geburtstag zu feiern.”
Matt lachte. “Du scheinst mich völlig falsch einzuschätzen, Liebling. Ich liebe Kindergeburtstage!”, versicherte er und nannte ihr dann Flugnummer und Ankunftszeit der Maschine aus Zürich. “Bis Freitag, mein Schatz.”
4. KAPITEL
Ein Schild kündigte die Ausfahrt nach Gloucestershire an, und Samantha reihte sich mit ihrem Wagen in die Schlange der abbiegenden Autos ein.
Zum Glück hatte sich der Verkehr auf der Autobahn in erträglichen Grenzen gehalten, so dass sie noch vor Einbruch der Dunkelheit bei ihrer
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