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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corban Addison
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Geländewagen zu sichten, fuhr er an den Straßenrand und blickte sich verzweifelt um. Jede Sekunde, die verging, verminderte seine Aussicht auf Erfolg. Die Gegend nördlich des Middle River Loop wurde von Wald und sanft ansteigenden Feldern beherrscht. Aufmerksam ließ er den Blick über die Landschaft zu beiden Seiten der Straße gleiten, auf der Suche nach einem Flecken Schwarz vor dem Hintergrund aus Grün. Auf der Schnellstraße fuhren ein paar Autos vorbei, aber von dem Geländewagen war weiterhin nichts zu sehen.
    Wütend umklammerte Thomas das Lenkrad mit beiden Händen. Der Geländewagen hatte höchstens eine Minute Vorsprung, sodass er eigentlich noch nicht weit sein konnte, doch im Gegensatz zu ihm, Thomas, kannten sich die Entführer in der Gegend wahrscheinlich sehr gut aus.
    Nach einer Weile machte er kehrt und fuhr die Strecke zurück, die er gekommen war. Während seiner Abwesenheit waren vier Streifenwagen und ein Krankenwagen eingetroffen, die nun – alle mit blitzendem Blaulicht – die Zufahrt zu den Gärten belagerten. Hinter dem Krankenwagen standen zwei Polizeibeamte und sahen zu, wie sich eine Rettungssanitäterin um die Mutter des Mädchens kümmerte. Ein weiterer Beamter sprach in ein Funkgerät, während ein vierter ein Stück weiter hinten Fotos machte.
    Thomas trat auf den Beamten mit dem Funkgerät zu und wartete. Der Polizist redete ungerührt weiter und schien den Mann neben sich gar nicht zu bemerken. Plötzlich packte ihn jemand am Arm. Er drehte sich um, vor ihm stand die Mutter des Mädchens. Flehentlich sah sie ihn an.
    »Bitte sagen Sie mir, dass Sie sie noch einmal gesehen haben.« Mit diesen Worten schob sie die Sanitäterin weg, die gerade versuchte, sie zurück zum Krankenwagen zu führen. »Bitte sagen Sie mir, dass Sie wissen, wohin diese Leute meine Tochter gebracht haben.«
    Wortlos schüttelte er den Kopf.
    »O Gott!«, rief die Frau. »O mein Gott! Sie ist heute elf geworden. Ich war mit ihr auf dem Weg ins Kino, aber sie wollte vorher unbedingt noch in die Gärten.« Ohne Vorwarnung warf sie sich Thomas entgegen und trommelte mit beiden Fäusten auf seine Brust ein. »Ich hätte Nein sagen sollen!«, kreischte sie und brach dann in hemmungsloses Schluchzen aus. »Wie konnte das nur passieren?«
    Thomas hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Er wechselte einen Blick mit einem der Polizeibeamten, der daraufhin halbherzig einzugreifen versuchte.
    Schließlich fing sich die Frau von selbst wieder so weit, dass sie Thomas losließ. »Entschuldigen Sie«, sagte sie und trat einen Schritt zurück. »Ich kann nur …« Sie schlang die Arme um sich. »Abby ist alles, was ich habe. Ich kann sie unmöglich verlieren. Was soll ich nur tun?«
    Die Sanitäterin nahm die Frau an der Hand. »Kommen Sie, Miss Davis. Die Polizei tut alles in ihrer Macht Stehende. Nun müssen wir uns erst mal um Ihre Verletzungen kümmern.«
    Dieses Mal fügte sich die Frau ohne Widerstand.
    Thomas stand ganz steif da, tief bewegt und verstört zugleich. Der Beamte mit dem Funkgerät begann ihn zu dem Vorfall zu befragen, und er antwortete mechanisch, doch seine Gedanken drifteten ab in eine andere Zeit und an einen anderen Ort – einen kleinen Hügel auf dem Glenwood-Friedhof, wo er Blumen auf das Grab seiner Tochter pflanzte.
    Es dauerte eine Viertelstunde, bis er seine Aussage gemacht hatte. Währenddessen bog ein Zivilfahrzeug auf den Parkplatz ein, und ein großer Mann im Anzug stieg aus. Nachdem er mit einem der Streifenbeamten neben dem Krankenwagen gesprochen hatte, steuerte der Mann auf Thomas zu.
    »Ich bin Detective Morgan von der Polizei in Fayetteville. Wenn ich das richtig verstanden habe, sind Sie derjenige, von dem der Notruf kam?«
    »Das stimmt«, bestätigte Thomas.
    »Darf ich fragen, warum Sie versucht haben, dem Fahrzeug zu folgen?«
    Thomas zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich wollte helfen.«
    »Mein Kollege Velasquez hier sagt, Sie hätten die Entführer gesehen.«
    »Nur aus der Ferne. Ein ganz normal wirkendes Paar, mir ist nichts Besonderes an ihnen aufgefallen.«
    »Würden Sie sie bei einer Gegenüberstellung wiedererkennen?«
    »Das bezweifle ich. Vielleicht den Mann, aber die Frau eher nicht.«
    Der Detective musterte ihn neugierig. »Womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt, wenn ich fragen darf?«
    »Ich arbeite in Washington, D.C., als Anwalt. Warum?«
    Der Detective lächelte trocken. »Ein menschenfreundlicher Anwalt. Von Ihrer Sorte gibt es nicht allzu

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