Du bist mein Stern
der Seite an.
»Bist wohl ein richtiger Naturfreak, was?«
»Nein!«, antwortet er und schüttelt den Kopf.
»Bist du doch, oder?«, necke ich ihn. »Der supercoole Rockgott Johnny Jefferson im Einklang mit der Natur.«
»Hast du mich gerade einen supercoolen Rockgott genannt, Meg?«
»Nein.«
»Doch, hast du.«
»Nein, da musst du dich verhört haben. Ich hab nie irgendwas in der Art gesagt.«
Er lacht. »Gib mir noch ein Stück Käse, Kleines.«
»Du hast gleich keinen Appetit mehr aufs Abendessen«, mahne ich, reiche ihm ein Stück und schneide mir selbst auch noch eins ab.
»Was soll’s«, sagt er. »Gib mal die Chips rüber.«
Wir sitzen noch eine Dreiviertelstunde da und verputzen unsere Snacks und unseren Wein, bis es Zeit wird, entweder den Tisch abzubestellen oder zum Essen zu gehen.
»Bestell das Essen ab«, entscheidet Johnny. »Lass uns stattdessen in den Whirlpool gehen!«
»Okay!«
»Der Wein ist alle. Bleibst du bei weiß?«, fragt er.
»Ja, und du bei rot?«
»Ja. Dann bring mir doch deinen Rotwein mit, und ich hol dir meinen weißen. Wir treffen uns in fünf Minuten wieder hier.«
Wir gehen auf unsere Zimmer. Der Wein ist mir schon zu Kopf gestiegen, wie ich feststelle, als ich die Stufen zu meinem Baumhaus hochsteige. Ich werfe die leeren Flaschen und Snack-Verpackungen weg, stelle meine Rotweinflasche an die Tür und krame dann meinen Bikini raus. Ich ziehe den weißen Hotelbademantel aus Frottee und Badelatschen an und bestelle per Telefon das Dinner ab, bevor ich mich wieder auf den Weg zum Pool mache. Es sind keine anderen Hotelgäste mehr da – wahrscheinlich sind sie jetzt alle im Restaurant.
Johnny ist schon im Wasser. Er lehnt am Rand und schaut aufs Meer hinaus. Seine Arme liegen auf dem Beckenrand, die unter Wasser angebrachten Strahler tauchen seinen Rücken in ein warmes Licht.
Er dreht sich um, als er mich bemerkt, und beobachtet mich, während ich seine Rotweinflasche neben meine Weißweinflasche stelle und meinen Bademantel abstreife.
»Ich hab gerade noch einen Wal gesehen«, erzählt er, als ich ins Becken steige.
»Ehrlich?«, frage ich fröhlich. »Gott, ist das heiß«, sage ich, als mein Fuß ins Wasser taucht.
Er watet zur anderen Seite, um uns Wein einzuschenken, und reicht mir mein Glas, sobald ich bis zu den Schultern untergetaucht bin.
»Danke.«
Wir bewegen uns beide zur gegenüberliegenden Beckenseite, um aufs Meer sehen zu können. Die Sonne ist fast untergegangen und es ist wunderschön.
Wir genießen eine Weile schweigend den Anblick, und mein Körper gewöhnt sich allmählich an die Hitze. Das Wasser im Pool ist so warm wie in einer Badewanne.
»Das ist schön«, sagt er schließlich und stößt langsam die Luft aus.
»Ja, der Wahnsinn«, erwidere ich zustimmend. »Danke, dass ich mitkommen durfte.«
»Na klar.« Er zieht eine Grimasse, wendet sich dann zu mir hin und stößt zum zweiten Mal an diesem Abend mit mir an. »Cheers!«
»Cheers!«, erwidere ich. »Was hast du für ein Gefühl wegen der Tour?«
»Ach, Nutmeg, lass uns nicht über die Arbeit reden … «
»Okay.« Ich sehe ihn von der Seite an. »Worüber möchtest du denn reden?«
»Meinst du, ich kriege Ärger, wenn ich hier drinnen rauche?«
»Na ja, ist ja niemand da … «
Er zwinkert mir frech zu und reicht mir sein Glas, während er aus dem Pool steigt. Er trägt eine dunkelblaue Badehose, die fast bis zu den Knien geht. Er trocknet sich die Hände an einem der vielen neben dem Pool bereitliegenden frischen Handtücher ab, wühlt dann in den Taschen seines Bademantels nach den Zigaretten und steckt sich eine an. Sein durchtrainierter Körper glänzt vom Wasser, und seine Tattoos schimmern dunkel auf seiner gebräunten Haut. Mir fällt auf, dass ich dem Sonnenuntergang den Rücken zugewandt habe, um Johnny zu betrachten, und muss mich zwingen, meinen Blick von ihm abzuwenden, als er zurück in den Pool steigt.
Er streckt die Hand nach seinem Glas aus; die brennende Zigarette steckt zwischen seinen Lippen. Plötzlich würde ich supergern auch eine rauchen.
»Lässt du mich mal ziehen?«, frage ich.
Er inhaliert tief, schüttelt den Kopf und sieht mich böse an.
»Nein«, antwortet er, noch bevor er den Rauch wieder ausstößt.
»Warum nicht?«, frage ich ein wenig gekränkt.
»Du rauchst nicht«, sagt er.
»Doch manchmal«, erkläre ich ihm.
»Wann hast du zuletzt geraucht?«
»Keine Ahnung, an der Uni?«
»Siehst du. Du rauchst nicht«, sagt er, inhaliert
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