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Du bist mein Stern

Du bist mein Stern

Titel: Du bist mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
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bereits zum Flughafen aufgebrochen.

Kapitel 19
    Auf Amsterdam folgt Zürich, danach Mailand und dann Rom. Jedes einzelne Stadion ist ausverkauft, und die europäischen Städte fangen an, zu einer einzigen zu verschmelzen.
    Mir bereitet das alles gar nicht so viel Vergnügen, wie ich gedacht hatte. Die Kombination aus permanentem Rumreisen und Nie-genau-Wissen, woran ich bei Johnny bin, macht mich irgendwie nervös.
    Ich befinde mich gerade im Backstagebereich des Osloer Vallehovin-Stadions und betrachte den Tisch voller Flaschen. Ich kann nicht fassen, wie viel Alkohol auf dieser Tournee schon geflossen ist. Dabei haben wir noch nicht mal die Hälfte hinter uns. Johnny trinkt von Abend zu Abend mehr Whisky. Ich hab Bill gegenüber bereits meine Besorgnis darüber geäußert, aber er hat mich nur ausgelacht.
    »Das ist doch noch gar nichts. Du hättest ihn mal vor sieben Jahren sehen sollen!«
    »Ich möchte einfach nicht, dass das noch mal passiert«, hab ich geantwortet.
    »Ich möchte einfach nicht, dass das noch mal passiert«, hat er mich nachgeäfft. »Hör dir doch mal selbst zu! Du klingst ja total etepetete. Ich hab dich eigentlich für abgeklärter gehalten, als ich dich eingestellt habe.«
    In Zukunft halte ich den Mund.
    Johnny kommt mit seiner Gitarre angeschlendert.
    »Da bist du! Wie findest du das hier?«
    Er war in den letzten Tagen total aufgekratzt – das komplette Gegenteil zu seinem Zustand am Anfang der Tournee. In dem Punkt hatte Bill zumindest schon mal recht.
    Er setzt sich neben mich und spielt ein paar Töne auf seiner Gitarre. »Das ist ein neues Intro für ›What You Are‹«, sagt er.
    »What You Are« ist einer seiner größten Hits.
    »Wozu?«, frage ich. Mir gefiel es so, wie es war.
    »Das alte langweilt mich.«
    »Du spielst es doch erst seit einem Monat!« Er hat den Song erst kurz vor der Tournee neu arrangiert.
    »Ja, und jetzt langweilt es mich«, sagt er wieder und betont jedes Wort, um ihm Nachdruck zu verleihen.
    »Okay, leg los«, gebe ich zurück, weil ich seinen Enthusiasmus nicht dämpfen möchte.
    Er fängt an zu spielen und erklärt mir über die Musik hinweg, was er vorhat. »Und hier setzen dann die Streicher ein, und damit meine ich nicht ein paar Streicher, sondern ich meine ein komplettes Orchester.«
    »Du willst
was
?«, sagt Bill, der gerade reinkommt.
    »Bill! Da bist du ja! Hör dir das mal an … «
    Er wiederholt dasselbe noch mal für Bill.
    »Ja, klingt gut, Johnny-Boy, aber wir können so spät kein ganzes Orchester in die Tour mehr einbauen.«
    »Doch, können wir«, erwidert Johnny und spielt weiter.
    »Wo sollen wir das denn herkriegen?«, schnaubt Bill.
    »Das ist deine Sache«, lautet Johnnys Kommentar. »Aber ich weiß, dass du das hinkriegst. Dafür bezahl ich dich ja«, fügt er hinzu und wirft Bill einen Blick zu.
    »Okay, ich guck mal, was ich machen kann.« Bill sieht mich wütend an. »Aber Terrence wird stinksauer sein.«
    Terrence ist unser Tourmanager und dafür zuständig, den ganzen Kram zu organisieren.
    »Du sollst nicht mal gucken, du sollst machen«, sagt Johnny in einem entschiedenen Ton.
    Bill stampft davon. Ich bin beeindruckt. Und begeistert. Bills Bemerkung von wegen ich wäre total etepetete, hat mich echt wütend gemacht, und ich bin froh, dass Johnny ihm ordentlich Arbeit aufgehalst hat.
    »Ich finde, das klingt echt gut«, sage ich und weise mit dem Kinn auf seine Gitarre.
    »Danke«, antwortet er.
    Dass Bill es schafft, so kurzfristig ein komplettes Orchester aufzutreiben, ist ein Beweis dafür, wie viel Macht Johnny in der Branche besitzt. Als wir vier Tage später in Kopenhagen sind, werden die Musiker eingeflogen. Ihnen bleiben nur wenige Tage, um sich vorzubereiten bis zum Auftritt im Münchner Olympiastadion. Ich hab ein stillgelegtes Theater für die Proben angemietet und sitze mit einer Zeitschrift in der hinteren Reihe. Aber ich lese nicht, ich schaue zu. Schaue zu, wie Johnny seine eigentliche Band und seine Background-Sänger zusammen mit einem brandneuen Orchester anweist.
    Zwischen Kopenhagen und München hätten eigentlich alle ein paar Tage Pause haben sollen, aber jetzt müssen sie stattdessen proben. Doch es scheint niemandem etwas auszumachen. Wenn Johnny so gut drauf ist, steckt das alle an. Mich eingeschlossen. Ich bekomme wieder ein ganz neues Gefühl von Respekt vor ihm, davor, was er zu leisten imstande ist. Was auch der Grund dafür ist, dass es so wehtut, solche Dinge, wie ich sie letzte Nacht

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