Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist mein Stern

Du bist mein Stern

Titel: Du bist mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
Vom Netzwerk:
aber es dauert eine Weile, bis er ihn verkabelt hat, weil Johnny nicht stillhalten kann.
    Das Set beginnt mit »What You Are« in der neu arrangierten Version mit Orchester, und ich bin nervös, auch wenn er es angeblich nicht ist. Auf den Proben klang es großartig, aber ich wette, es ist was ganz anderes, wenn man vor einem Publikum von 80   000 Menschen spielt.
    »Mach nicht so ein ängstliches Gesicht.« Er steht vor mir, legt seine Hände an meine Hüften und sieht mir direkt in die Augen. Mein Herz macht einen Salto, als er einen Moment lang mein Gesicht betrachtet und mich angrinst. Seine Augen sehen komisch aus. Irgendwie unruhig. Er ist offensichtlich high, und plötzlich geht mir auf, dass er wahrscheinlich was genommen hat.
    »Ist alles in Ordnung, Johnny?«, frage ich wieder und diesmal vorsichtiger.
    »Ja, ja, ja! Entspann dich, Mädchen!«
    Er reibt wie wild mit seinen Händen über meine Hüften und schnieft, bevor er mich loslässt und wieder auf der Stelle auf und ab hüpft.
    »Auf geht’s!« Er sieht auf die Bühne hinaus.
    Das Orchester fängt an zu spielen, Johnnys Band steigt mit ein, und der neu arrangierte Song hat seine Premiere. Dann ist Johnny draußen auf der Bühne, setzt zu seiner ersten Songzeile an und treibt die Menge in Ekstase.
    In solchen Momenten kommt es mir immer ganz irreal vor, dass ich diesen Mann kenne,
den
Johnny Jefferson.
    Ich beobachte, wie er das Mikrophon mit seinen Händen liebkost, während der Song unmittelbar vor dem Refrain ruhiger wird. Seine Gitarre hängt an einem Riemen auf seinem Rücken, und er dreht sie nach vorn und bearbeitet sie, als hinge sein Leben davon ab. Ich gucke ihm voller Stolz zu, bis mir dieser unruhige Blick wieder einfällt und mich ein plötzliches Unbehagen befällt.
    Nach dem Konzert ist er noch aufgedrehter, und nach dem nächsten Auftritt in Nizza und an den beiden freien Tagen vor Barcelona ist es genauso.
    Widerstrebend erzähle ich Bill, dass ich mir Sorgen mache.
    »Und?«, sagt er.
    »Was soll das heißen ›und‹?«, frage ich.
    »Was ist denn dabei? Hatten wir das nicht schon mal, als es um seine Sauferei ging?«
    »Ja, ja«, erwidere ich frustriert. »Ist mir egal, ob du mich für etepetete hältst, ich mache mir einfach Sorgen, Bill.«
    »Himmelherrgott nochmal, Mädchen! Hör auf damit! Was hättest du denn gern, was ich tun soll?«
    »Keine Ahnung – ihn davon abbringen.«
    »Ihn davon abbringen?« Er lacht. »Ihn davon abbringen? Wie zum Teufel soll ich das denn deiner Meinung nach anstellen? Er ist ein großer Junge. Er tut nicht das, was man ihm sagt. Und jetzt schwirr ab und hör auf, mich zu nerven.«
    Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass ich langsam echt sauer auf Bill bin.
    Anfang Dezember kommen wir in Barcelona an. Es ist der erste von drei Terminen in Spanien; die nächsten Stationen sind San Sebastián und dann Madrid.
    Wir wohnen im Stadtzentrum und haben den Abend vor dem morgigen Konzert im Camp Nou frei. Ich beschließe, einen Spaziergang zu machen, packe mich warm ein und verlasse das Hotel.
    Ich hab Johnnys frühere Alben auf mein iPhone geladen und höre sie allmählich alle durch. Ich hab ihm nichts davon erzählt – er hätte sich wahrscheinlich wieder über mich lustig gemacht –, aber seine Musik nimmt mich immer mehr ein. Ich setze meinen Kopfhörer auf und lausche seiner Stimme, während ich durch die Stadt schlendere. Gaudís Sagrada Família wird von Scheinwerfern angestrahlt, und die riesige, reich verzierte Kirche bietet einen spektakulären Anblick in der Dunkelheit. Mein Telefon klingelt, und die Musik verstummt zeitgleich.
    »Hallo?«
    »Meg, ich bin’s, deine Mutter.«
    »Hallo! Wie geht’s?«
    »Ach, nicht so gut, mein Schatz.«
    »Warum? Was ist passiert?«, frage ich beunruhigt.
    »Es ist wegen deiner Großmutter. Sie ist leider heute Nachmittag gestorben.«
    Ich werde von Kummer überwältigt. Ich habe meine Großmutter geliebt, und mir wird bewusst, dass ich ihr nicht einen einzigen Brief geschrieben habe, seit ich in Los Angeles gewesen bin. Ich fühle mich schrecklich und fange an zu weinen.
    »Ach, Meg, Meg, weine nicht, mein Schatz. Sie war sehr stolz auf dich, und das weißt du.«
    Was mich noch mehr zum Weinen bringt.
    »Was ist denn passiert?«
    »Es ging ihr nicht so gut, und sie kam ins Krankenhaus. Vor ein paar Tagen ist sie dann eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht.«
    »Warum hat mir denn keiner was gesagt?«, beklage ich mich.
    »Wir wollten dich nicht

Weitere Kostenlose Bücher