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Du bist nie allein

Du bist nie allein

Titel: Du bist nie allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Sparks
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Marshall schließlich.
    Jennifer zögerte. »Können Sie mir etwas über ihn erzählen?«
    »Er ist geisteskrank.«
    Ihre Worte kamen abgehackt, als wahre sie nur mühsam die Fassung. »Alle hatten Angst vor ihm, selbst Jessica. Er ist gewalttätig und gefährlich… und er ist schlau. Jessica hat einmal vergeblich versucht, ihn zu verlassen. Er hat sie ständig geschlagen. Dann ging sie eines Abends zum Einkaufen in den Supermarkt, und wir haben sie nie wieder gesehen. Jeder wusste, dass Richard an ihrem Verschwinden Schuld ist, aber man hat sie nie gefunden.« Elaine Marshall begann zu weinen. »O Gott… es ist so schwer… Sie können sich nicht vorstellen, wie es ist, nicht zu wissen… Sie ist fort, aber trotzdem existiert noch ein Fünkchen Hoffnung, an das man sich klammert. Gleichzeitig versucht man, die Trauer zu verdrängen, aber dann passiert etwas, und alles kommt wieder hoch…« Jennifer lauschte dem Schluchzen am anderen Ende.
    »Wie war er zu Beginn der Beziehung?«, fragte sie dann behutsam.
    »Was spielt das für eine Rolle? Er ist böse…« »Bitte«, sagte Jennifer. »Wir müssen so viel wie möglich über ihn wissen, wenn wir eine Chance haben wollen, ihn zu fassen.«
    »Und Sie glauben, dass ausgerechnet Ihnen das gelingt?
    Niemals! Wir suchen ihn schon seit Jahren. Wir haben Privatdetektive engagiert, wir haben die Polizei gedrängt, nicht lockerzulassen…«
    Elaine Marshalls Stimme verlor sich.
    »Bitte«, versuchte Jennifer es erneut. »Können Sie mir sagen, was für ein Mensch er war, als die beiden sich kennen lernten?«
    Elaine Marshall atmete tief durch und suchte offenbar nach den richtigen Worten.
    »Oh, ganz wie man es sich bei einer romantischen Liebesbeziehung vorstellt.«
    Ein trauriger Tonfall stahl sich in ihre Stimme. »Er war charmant und sah gut aus und machte Jessica den Hof, bis sie sich Hals über Kopf in ihn verliebte. Wir mochten ihn anfangs alle. Nach einem halben Jahr sind sie zusammen auf und davon gegangen, haben geheiratet, und nach der Heirat änderte sich alles. Er wurde immer besitzergreifender und hatte es nicht gern, wenn Jessica uns anrief. Ziemlich bald ging sie kaum noch aus dem Haus, aber bei den seltenen Gelegenheiten, zu denen wir sie trafen, hatte sie immer irgendwo Blutergüsse. Natürlich versuchten wir ihr die Augen zu öffnen, aber es hat lange gedauert, bis sie uns zuhörte.«
    »Sie sagen, Jessica habe einmal versucht, sich von ihm zu trennen…«
    »Weil sie endlich einsah, dass es richtig war. Sie floh nach Kansas City, um dort neu anzufangen, aber er hat sie aufgespürt. Keine Ahnung, wie er das angestellt hat, aber er fand sie und nahm sie mit zurück. Und sie blieb ein paar Wochen bei ihm. Ich kann nicht erklären, warum. Er hat eine unheimliche Macht über sie ausgeübt. Trotzdem sind Mom und ich bei den beiden vorbeigefahren und haben Jessica regelrecht aus dem Haus geschleift. Sie zog wieder bei unseren Eltern ein und versuchte, ihr Leben allein auf die Reihe zu kriegen. Nach einer Weile schien es ihr besser zu gehen. Und dann kam der Abend, an dem sie verschwand.«
    Kurze Zeit darauf war das Gespräch beendet, doch Jennifer klangen die Worte von Elaine Marshall noch in den Ohren.
    Er hat sie aufgespürt.
    Mabel stand auf und duschte. Trotz ihrer Erschöpfung hatte sie nicht gut geschlafen, weil sie wegen Mike und Julie so unruhig war. Sie nahm ihre Autoschlüssel und war schon zur Tür hinaus, als ihr einfiel, was Julie im Salon gesagt hatte, kurz bevor sie mit Mike in Emmas Wagen stieg.
    Was, wenn er uns gleich von hier aus folgt?
    Mabel blieb wie angewurzelt in der Auffahrt stehen. Was, wenn Richard vorhatte,
ihr
zum Strand zu folgen? Wenn er sie gerade beobachtete?
    Mabel war nicht gewillt, ein Risiko einzugehen. Nach kurzem Zögern machte sie kehrt und ging ins Haus zurück.
    Nachdem Jennifer die Angaben zu Robert Bonham sortiert und noch ein paar Anrufe erledigt hatte – unter anderem einen weiteren bei Elaine Marshall –, fasste sie ihre Erkenntnisse schriftlich zusammen. Sie erklärte Pete, was sie vorhatte, und ging dann mit ihm zu Morrison ins Büro.
    Ihr Vorgesetzter überflog Jennifers Bericht. Dann sah er sie an.
    »Ist das gesichert?«
    »So gut wie alles. Wir müssen noch ein paar Anrufe erledigen, aber ansonsten ist alles, was uns vorliegt, verifiziert.«
    Morrison lehnte sich zurück.
    »Was schlagen Sie vor?«
    Jennifer räusperte sich. »Bis wir ihn haben, ist es wohl am besten, wenn jemand von uns zu Mike und Julie

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