Du bist ok, so wie du bist: Das Ende der Erziehung (German Edition)
bei einem Kind unter Berücksichtigung der Bedürfnisse und der persönlichen Eigenart des Kindes erwünschtes Verhalten zu entfalten oder zu stärken. Erziehung ist ein Bestandteil des umfassenden Sozialisationsprozesses; der Bestandteil nämlich, bei dem von Erwachsenen versucht wird, bewusst in den Prozess der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern einzugreifen – mit dem Ziel, sie zu selbstständigen, leistungsfähigen und verantwortungsvollen Menschen zu bilden.« (Klaus Hurrelmann, »Mut zur demokratischen Erziehung«)
Dieser Definition von Erziehung folgen im Grundsatz alle Erziehungsstile, die sich mittlerweile ausgebildet haben, die in Mode und auch wieder aus der Mode gekommen sind. Noch immer gilt Rousseaus Aphorismus: »Man veredelt die Pflanzen durch die Zucht und die Menschen durch Erziehung.«
In der Regel unterscheidet man zwischen drei Erziehungsstilen: dem autoritären, dem antiautoritären und dem demokratischen, der auch autoritativer Stil genannt wird. Experten differenzieren noch feiner und definieren insgesamt sieben unterschiedliche Stile. Zu den genannten kommen noch hinzu: der autokratische Erziehungsstil, der mit dem autoritären verwandt ist. Die Persönlichkeit und die eigenen Initiativen des Kindes werden hier durch die Eltern bewusst unterdrückt. Der kindliche Gehorsam ist das leitende Prinzip. Der egalitäre Erziehungsstil folgt demgegenüber der Überzeugung, dass Kinder dieselben Rechte wie ihre Eltern haben, allerdings auch dieselben Pflichten. Des Weiteren unterscheidet man den negierenden und den permissiven Erziehungsstil. Beide Stile sind gekennzeichnet durch eine sehr hohe Toleranz, bewegen sich allerdings an der Grenze zur Vernachlässigung, weil Eltern zwar in der Regel die physischen Bedürfnisse ihres Kindes befriedigen, den emotionalen aber kaum Beachtung schenken. Sie haben an der Entwicklung und dem Verhalten ihres Kindes wenig Interesse.
Die drei wesentlichen Erziehungsstile sollen an dieser Stelle ein wenig ausführlicher vorgestellt werden.
Der autoritäre Erziehungsstil
Das oberste Prinzip des autoritären Erziehungsstils ist die Kontrolle. Eltern stellen Regeln auf, formulieren Verhaltenserwartungen an das Kind und kontrollieren, ob sich das Kind diesen Regeln und Erwartungen gemäß verhält. Der Handlungsspielraum innerhalb dieser Regeln ist sehr begrenzt. Wenn ein Kind aus diesem strengen Korsett ausbricht, wenn es die von den Eltern aufgestellten Normen verletzt, reagieren die Eltern mit körperlicher oder psychischer Strafe und anderen Sanktionen.
Der autoritative oder demokratische Erziehungsstil
Der autoritative oder demokratische Stil gilt als die moderateste Methode, Kinder zu erziehen, und als Mittelweg zwischen der autoritären und der verständnisvollen Haltung Kindern gegenüber. Er wird heute von vielen Eltern vertreten. Die Eltern sind hier darum bemüht, die kindlichen Bedürfnisse im Blick zu haben und ihnen nach Möglichkeit nachzukommen. Trotzdem aber üben sie Kontrolle aus und stellen klare Regeln auf, die eingehalten werden müssen.
Der antiautoritäre Erziehungsstil
Dieser Erziehungsstil ist in Deutschland in den sechziger und siebziger Jahren entstanden. Die Eltern sehen fast durchweg davon ab, Kinder zu sanktionieren oder zu maßregeln. Sie lassen ihr Kind gewähren, gestehen ihm den größtmöglichen Freiraum zu. Kinder erleben hier ihre Eltern nicht als präsent, erfahren kaum Führung und haben dadurch wenig Orientierung. Oft sind sie sich selbst überlassen, was sie überfordern kann.
Anschaulich werden die Unterschiede dieser drei Erziehungsstile, wenn man vergleicht, wie Eltern jeweils in einer Konfliktsituation reagieren würden.
Eltern, die autoritär erziehen, würden sagen: Du bringst jetzt sofort den Müll runter, sonst kannst du das Spielen am Computer vergessen.
Eltern, die autoritativ oder demokratisch erziehen, würden sagen: Solange du den Müll nicht runtergebracht hast, kannst du nicht am Computer spielen.
Eltern, die antiautoritär erziehen, würden sagen: Geh ruhig an den Computer, den Müll kannst du später irgendwann runterbringen.
Neben diesen drei vorgestellten und oben kurz erwähnten Erziehungsstilen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Variationen. Sie unterscheiden sich vornehmlich nach dem Grad des Gehorsams, der jeweils von den Kindern verlangt wird, und nach dem Grad der Macht, den Eltern anwenden, um diesen Gehorsam einzufordern.
Symptom erkannt – Symptom gebannt!
Das Prinzip bleibt – da
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