Du bist ok, so wie du bist: Das Ende der Erziehung (German Edition)
Säugling und Mutter/Vater beitragen.
Feinfühliges Verhalten führt zur Entwicklung einer sicheren Bindung zur Bindungsperson (entsprechend weniger feinfühliges Verhalten zu einer unsicheren Bindung). Diese Form von Kommunikation und Interaktion ist die Voraussetzung von Dialog und die Grundlage von Beziehung!
Die elterliche Intuition ist ein wesentlicher Aspekt im Umgang mit Kindern – Eltern können sich in der Regel auf ihr eigenes Gefühl verlassen. Eine Blockade der intuitiven elterlichen Kompetenz führt dazu, dass sie entweder tatsächlich aufhören, selbst zu fühlen und zu denken, oder aber sie unterdrücken diese eigentlich natürlichen Impulse. Durch die chronische Erschöpfung, wie sie auch Luises Mutter beschreibt, entsteht zudem häufig ein ambivalentes Verhalten, welches das Kind zusätzlich verunsichert. Wenn wir uns auf funktionale Methoden verlassen, vergessen wir, dass der Mensch als soziales Beziehungswesen besondere Fähigkeiten ganz selbstverständlich in sich trägt. Diese werden zugunsten einer Methode zurückgestellt, sodass diese Beziehungsfähigkeit schließlich verkümmert.
Vernachlässigt werden bei der geschilderten Methode auch die individuellen Ursachen dafür, dass Kinder Einschlafprobleme haben. Das Eltern-Kind-Verhältnis wird vor allem von Angst und Druck geprägt. In der Beratung der Mutter wurden einige mögliche Ursachen für das Verhalten von Luise deutlich.
»Ganz am Anfang hatte Luise ständige Koliken und weinte jeden Abend zwei bis drei Stunden lang. Sie war auch oft krank. Ich machte mir Sorgen. Dann war es zeitweise besser bis sehr gut! Aber jetzt fängt es wieder an. Es ist ein Auf und Ab. Sie weint, möchte nicht allein sein und schläft nicht gut ein.« Luise sei eine Frühgeburt gewesen und sechs Wochen vor dem eigentlichen Termin zur Welt gekommen. Am Anfang sei sie ziemlich schwach gewesen und habe noch über zwei Wochen im Krankenhaus bleiben müssen. Leider habe sie Luise nach einigen Tagen verlassen müssen. Das hänge ihr selbst heute noch nach.
Luise und ihre Mutter stehen mit ihrem Thema hier stellvertretend für viele Eltern und Kinder mit solchen »Einschlafproblemen«. Das Verhalten von Kindern hat immer eine Ursache, auch wenn wir diese nicht oder nicht sofort verstehen. Um den jeweiligen Gründen näherzukommen und die Situation zu verstehen, sind drei Dinge wichtig.
Zum Ersten Informationen über die jeweilige Entwicklungsstufe des Kindes; hierfür können wir auf das Wissen der Evolutionsbiologie und der Entwicklungspsychologie zurückgreifen.
Der Schlaf
Es ist erstaunlich zu sehen, dass Babys in den ersten Tagen nach der Geburt in allen Lebenslagen sofort in den Schlaf finden. Dies ändert sich dann schlagartig ab etwa der dritten Lebenswoche. Nun braucht das Baby bestimmte Bedingungen, um einschlafen zu können. Zum Beispiel muss es – müde sein! Tatsächlich hat man festgestellt, dass Schlafprobleme oft darauf zurückzuführen sind, dass die Kinder einfach nicht müde sind, wenn sie ins Bett gelegt werden. Auch eine grundsätzliche Entspannung ist eine Bedingung für einen guten Schlaf. Entspannung stellt sich bei einem Kind ein, wenn alle Bedürfnisse befriedigt sind. Satt und nicht durstig zu sein, Wärme und Geborgenheit spielen hier eine wichtige Rolle. Das klingt einfacher, als es ist. Denn diese Bedürfnisse müssen von uns Eltern befriedigt werden, das heißt, dass wir aktiv mit Stillen, Tragen und Wiegen beschäftigt sind. Säuglinge müssen als schutzlose Wesen seit Urzeiten intensiv umsorgt und bewacht werden. Evolutionsbiologisch sind wir Menschen, wenn wir zur Welt kommen, nicht auf selbstständiges Schlafen programmiert. Geborgenheit, Bewegung und Berührung sind Voraussetzungen dafür, dass Babys einschlafen können. Säuglinge brauchen also vertraute Menschen um sich, die ihnen helfen, in den Schlaf zu finden.
Auch die Entspannung beim Schlafen hat entwicklungspsychologisch eine besondere Bedeutung: Der Schlaf bedeutet das Loslassen vom Tag und den Dingen, die uns tagsüber beschäftigen. Um gut in den Schlaf zu kommen, brauchen wir eine psychische und körperliche Grundentspannung. Wir Erwachsene haben das gelernt. Kinder haben hier noch keine oder wenig Erfahrung. Für sie bedeutet schlafen zudem auch immer Trennung von den Eltern. Das ruft eventuell Ängste, in jedem Fall aber Unsicherheiten bei ihnen hervor. Das Kind muss erst wissen, dass die Eltern es nicht allein lassen, Erfahrungen sammeln und die Zuversicht
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