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Du bist ok, so wie du bist: Das Ende der Erziehung (German Edition)

Du bist ok, so wie du bist: Das Ende der Erziehung (German Edition)

Titel: Du bist ok, so wie du bist: Das Ende der Erziehung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Saalfrank
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Eltern ist es oft schwer, eine solche neue Haltung einzunehmen und im Alltag zu leben. Es ist für uns alle ein Lernprozess, der jeden Tag neu erprobt und hinterfragt wird. Und er ist häufig allein deshalb schwierig, weil wir selbst in unserer Kindheit und Jugend oft noch von Erwachsenen geprägt wurden, die Macht ausgeübt haben, statt liebevoll zu sein. Diese erfahrenen Muster sitzen tief und können nicht von heute auf morgen überwunden werden.
    Die Veränderung des Familienbildes, die unsere Gesellschaft heute bestimmt, trägt zur Notwendigkeit einer veränderten Eltern-Kind-Beziehung bei. Das patriarchalische Modell der Familie hat sich weitgehend aufgelöst. Dies ermöglicht es uns, das Modell der Familie, in der alle Beteiligten als gleichwertig angesehen werden, auch praktisch zu leben.
    Zum anderen ist das Bild der konfliktfreien Familie, das in der Vergangenheit als erstrebenswert galt, theoretisch längst überholt. So wissen wir inzwischen, wie wichtig konflikthafte Prozesse für jeden Entwicklungsprozess sind. Konflikte werden heute als eine notwendige Regulation in einer intakten Familie gesehen und nicht mehr unterdrückt oder ignoriert. Die Frage ist nicht mehr: Wie können wir Konflikte vermeiden, sondern: Wie lösen wir Konflikte innerhalb der Familie, wie gehen wir mit Auseinandersetzungen um und wie können wir fürsorglich und liebevoll zu unseren Kindern sein und unser Zusammenleben auf der Beziehungsebene gut gestalten?
    Auch im Modell der traditionellen Familie gab es liebevolle Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, das soll nicht in Abrede gestellt werden. Zudem konnte die Akzeptanz der bestehenden Machtstruktur eine außergewöhnliche Form von Sicherheit vermitteln. In Bezug auf soziale Aspekte kann das für eine Gesellschaft als gewinnbringend empfunden werden. Aus therapeutisch-pädagogischer und entwicklungspsychologischer Sicht ist jedoch zu sagen, dass diese Form der familiären Prägung in den Beziehungen zu erheblichen Einschränkungen der persönlichen Entwicklung des Einzelnen führte. Für das, was gesellschaftlich als erfolgreich erschien, musste das Individuum einen hohen Preis zahlen. Das, was in der Gesellschaft als anerkannt galt, führte innerhalb der Familien und bei jedem Einzelnen zu einer enormen Beeinträchtigung der physischen und psychischen Gesundheit.
    So stehen wir auch als Gesellschaft vor vielfältigen neuen sozialen und politischen Herausforderungen. Genauso, wie wir in unseren Familien einen neuen Umgang mit unseren Kindern finden dürfen und so die Chance haben, neue Beziehungsqualitäten zu entdecken, neue Worte zu finden und sie mit neuen Bedeutungen zu füllen, um neuartige Beziehungsmuster einzugehen.
    Mancher wird sich fragen: Wenn wir das aktive Erziehen hinter uns lassen, wenn wir einen neuen Anfang wagen, worauf können und dürfen wir im Umgang mit unseren Kindern zurückgreifen? Was genau verändert sich im Verhältnis? Welche neue Haltung können wir Eltern einnehmen, und wie kann eine gute Beziehung zu unseren Kindern aussehen?
Die Transformation
    Die traditionelle Erziehung durch autoritäre Lenkung des Kindes ist durch folgende Faktoren geprägt:
     
Die machtvolle Position der Eltern wird zur subtilen oder offensichtlichen, auch gewaltvollen Durchsetzung eigener Interessen genutzt;
sie hat eine Anpassung des Kindes an unsere Vorstellungen zum Ziel
und setzt dazu auf Kontrolle, Belehrung und Bevormundung wie Lob des Kindes zur positiven Verstärkung eines gewollten Verhaltens und/oder auf Kritik und Bestrafungen, um ein nicht gewolltes Verhalten abzustellen.
    Wenn wir uns diese Mechanismen des herkömmlichen Eltern-Kind-Verhältnisses ansehen, so kann heute ein klar nachvollziehbarer Transformationsprozess hin zur Beziehung im hier gemeinten Sinne beschrieben werden.
Aus Gewalt werden Wahrung der Integrität und Achtung vor den psychischen und physischen Grenzen des anderen
Zur Durchsetzung von bestimmten Zielen werden keine gewaltsamen Maßnahmen eingesetzt. Die Integrität des Gegenübers wird im Sinne körperlicher und seelischer Unversehrtheit gewahrt und geachtet.
Aus Macht werden Einbeziehung, Verantwortung und Mitgestaltung
Die machtvolle Position der Eltern wird aufgegeben und nicht mehr für die Durchsetzung eigener Interessen genutzt. Das Gegenüber wird wahrgenommen, berücksichtigt und einbezogen, Rückmeldungen und Reaktionen werden ernst genommen. Alle Beteiligten sind so Mitgestalter der Beziehung. Aus der

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