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Du bist ok, so wie du bist: Das Ende der Erziehung (German Edition)

Du bist ok, so wie du bist: Das Ende der Erziehung (German Edition)

Titel: Du bist ok, so wie du bist: Das Ende der Erziehung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Saalfrank
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gibt.
    Neben der Form sind noch weitere Faktoren für eine gelingende Kommunikation maßgeblich. Einer davon ist Authentizität. Je transparenter die Lehrerin ihre eigenen Gefühle kommuniziert und je klarer sie persönliche Grenzen benennt, desto weniger wird der Junge das Gefühl der (und auch die Angst vor) Willkür haben und desto mehr verlässliche Orientierung wird er zukünftig in der Begegnung mit seiner Lehrerin bekommen – nicht nur in ihrer schulischen Rolle, sondern auch als Mensch, als der sie sichtbar und dadurch glaubwürdig wird, wenn sie authentisch ist und handelt.
    Weitere Parameter, die zu einer konstruktiven Lehrer-Schüler-Beziehung führen, sind Aufrichtigkeit, Wertschätzung und Rücksichtnahme. Wertschätzung meint eine Haltung, die von Interesse, Wohlwollen und Respekt dem Schüler gegenüber geprägt ist. Es geht nicht darum, einzelne Leistungen in einem Bewertungskontext von gut oder schlecht, richtig oder falsch zu sehen, sondern vielmehr dem Schüler in seiner gesamten Persönlichkeit zugetan und wohlmeinend zu begegnen.
    Ein letzter wesentlicher Parameter ist Empathie. Wenn Schüler spüren, dass ihr Lehrer sie auch mit ihren Bedürfnissen spürt und die Fähigkeit hat, sich in ihre Empfindungen einzufühlen, gibt ihnen das Sicherheit, und Vertrauen kann entstehen. Hierdurch ist der Boden für eine konstruktive Beziehung bereitet – eine Beziehung, von der beide Seiten profitieren können.
Die schulische Triade Schüler–Lehrer–Eltern
    Wenn ich über Schule und die Beziehung zwischen Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen schreibe, möchte ich auch Themen ansprechen, die als tabu gelten. Dabei möchte ich nicht angreifen, abwerten oder Vorwürfe machen. Das hielte ich für destruktiv. Nicht zuletzt aufgrund meiner intensiven beruflichen (und auch privaten) Begegnungen mit LehrerInnen sympathisiere ich mit dem Beruf des Lehrers und habe Hochachtung vor der pädagogischen Arbeit, die an Schulen geleistet wird. Gerade deshalb möchte ich klare Einschätzungen aus meiner Sicht äußern.
Die Rolle des Lehrers
    Im Zuge der öffentlichen Debatten über die Form des Lehrens und des Lernens stehen Lehrer immer wieder in der Kritik. Manche von ihnen haben es satt, sich im täglichen (Schul-)Kampf weiterhin öffentlicher »Lehrerschelte« auszusetzen, andere bemühen sich weiter und lassen sich nicht zerreiben zwischen der schulischen Realität und ihrer Freude am Beruf. Aus der supervisorischen Arbeit mit LehrerInnen kenne ich viele Facetten des Schulbetriebs, höre ich immer wieder Geschichten von Lehrern, die ausgebrannt sind, erlebe solche, die Kränkungen von Kindern und Eltern erfahren (umgekehrt kränken Lehrer auch zurück) und sich schließlich entmutigt und oft auch hilflos dem tagtäglichen Schulbetrieb ausgesetzt sehen. Oft fühlen sie sich – gerade im Kontakt mit Eltern – nicht anerkannt in ihren Bemühungen und abgewertet. Oft genug wird ihnen mit Vorwürfen begegnet, fühlen sie sich angegriffen und werden ihnen Pauschalargumente vorgehalten, zu denen sie sich positionieren sollen. So finden sich Lehrer in Gesprächen mit Eltern häufig (auch unfreiwillig) in einer Verteidigungsposition wieder. Persönliche Angriffe von beiden Seiten sind im Schulalltag keine Seltenheit. Die Schultriade Eltern–Lehrer–Schüler ist oft deutlich gestört, was vor allem Auswirkungen auf die Schüler hat. Wie kann Druck aus diesem Dreieck weichen?
    Mich erinnert die Arbeit in der Schule oft an meine Arbeit mit Familien: In der Familienberatung mit Eltern geht es letztendlich darum, die Situation für die Kinder positiv zu verändern. Diese Veränderung kann nur im Kontakt zu den Eltern stattfinden. Es ist für mich immer wieder ein berührender Moment im Beratungsprozess, wenn es erschöpften und ratlosen Eltern besser geht und sie sich entlastet haben, wenn sie hören können, dass sie gute Fähigkeiten im Kontakt mit ihren Kindern haben, wenn sie sich ermutigt und bestärkt und in ihrer Rolle als Eltern neu geachtet fühlen. Mit diesem (neuen) Gefühl können sie dann wieder Kraft für den Familienalltag aufbringen und die gewonnene Stärke und den Mut in ihre Beziehungsarbeit zu ihren Kindern neu hineingeben. Die Wertschätzung, mit der sie sich in ihrer neu gewonnen Rolle nun selbst betrachten können, hat Einfluss auf die Beziehung zu ihren Kindern. So werden sie sensibler für deren Bedürfnisse, was die Voraussetzung dafür ist, dass es den Kindern besser geht. Kurz gesagt: Wenn es den

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