Du bist schön Marie (Geschichtentrilogie Band 1 Erotische Geschichten)
Plaza-Gebiets.“
„Toll“, staunte Karl. „Was du so alles weißt.“
„Ja. Toll.“ Else saß steif in den zerschlissenen huckeligen Polstern. „In diesem Ding bekommt man ja Hämatome. Wie weit ist es denn noch bis zu dem Inlandflughafen, Herr Fahrer?“, wandte sie sich an den Argentinier.
„Gleich da“, sagte er. „Will nur noch sagen, der Casa Rosada ist Sitz des Staatspräsidenten. Bueno. Si, si.“
„Stimmt. Si. Si“, sagte Else. „Und wenn ihr mehr wissen wollt, könnt ihr ja selbst nachlesen. Ich jedenfalls muss mich jetzt um meinen Rücken kümmern. So ein Gehoppel aber auch.“
Das Vehikel holperte weiter. Dem Ausgang der Stadt zu. Wieder vorbei an Slums und elend aussehenden zerlumpten Menschen.
Endlich waren sie auf dem Flughafen angelangt. Der Argentinier stellte das Gepäck auf die Erde und verabschiedete sich überschwänglich:
„Cracias. Cracias. Bueno. Bueno. Si. Si.“
Zeit, sich umzuschauen, war nicht. Die Austral stand schon Abflugbereit.
„Schnell“, scherzte Karl. „Schnell. Das ist die letzte Maschine nach Cordoba. Oder wollt ihr erst morgen fliegen?“
Auf dem Flughafen erwartete sie Guschi, der Mann von Lilys Cousine Susi, mit seinem neuen weißen Jeep Ford. Guschi war klein und drahtig, hatte schwarze lockige Haare und sanfte braune Augen.
„Herzlich willkommen“, sagte er. „Die Familie freut sich auf euch.“
Es war schon dunkel, als sie endlich in Villa Gral. Belgrano eintrafen.
Die Familie war vollzählig versammelt in dem großen Wohnzimmer und begrüßte sie mit einem lauten Hallo. Else erzählte munter von den Reiseerlebnissen und brachte mit ihrem Humor alle zum Lachen. Besonders das verpasste Flugzeug erntete großen Applaus.
„Heute Nacht schlaft ihr in der Backstube“, bestimmte Susi. „Dann sehen wir weiter. Wir müssen früh raus. Unsere Alfajores backen.“
Else, Lily und Karl verabschiedeten sich von den Anderen, die auch aufbrachen, und begaben sich in die Backstube, die dem geräumigen Haus gegenüber lag.
Am nächsten Tag zog Else wieder zu ihrer Schwester Trudchen, wie jedes Mal, wenn sie in Argentinien war.
Trudchen hatte ihre dünnen, weißen Haare zu einem Knoten am Hinterkopf frisiert.
„Wie würde sie wohl aussehen, wenn sie sich die Haare rot färbte, wie Else“, dachte Lily nachdenklich. „Würde sie Else wohl ähnlich sehen?“
Wohl kaum. Trudchen war nicht so eine verrückte Globetrotterin wie Else. Sie war sesshaft und blieb im Kreise ihrer Familie, von der alle in Villa Gral. Belgrano wohnten.
Trudchens Mann Hans war schon lange tot. Jetzt gehörten die drei Mühlen seinem ältesten Sohn Hans. Der war geschieden. Seine Frau lebte mit zwei Söhnen in Buenos Aires. Ele, der älteste Sohn, lebte hier im Ort von Gelegenheitsarbeit. Er hauste am Rande des Ortes in einem kleinen Haus und hatte einen riesigen, zottigen Hund, der Lily zur Begrüßung jedes Mal seinen mächtigen Schwanz um die Beine schlug. Ele hatte keine Frau und keine Kinder.
„Mich Sonderling will keine“, pflegte er traurig zu sagen, wenn die Rede darauf kam. Und damit hatte er wohl Recht. Die ganze Erscheinung wirkte etwas seltsam. Zottig und ungepflegt. Wie der Hund. Sie passten gut zusammen, glichen sich immer mehr einander an. Lily fand ihn trotzdem ganz sympathisch.
Inge war die Jüngste. Sie hatte drei Mädchen und einen Mann. Er war der Besitzer einer gut gehenden Autoreparaturwerkstatt. Sie bewohnten ein modernes helles Haus mit einem großen Garten, gleich neben Trudchen.
Lily und Karl wohnten bei Susi und Guschi. Susi war Trudchens älteste Tochter und hatte mit Guschi drei erwachsne Kinder. Bettina und zwei Brüder, die schon aus dem Haus waren. Bettina studierte in Cordoba Germanistik und kam manchmal am Wochenende. So mussten Susi und Guschi alle Arbeiten in ihrer Alfajoresbäckerei alleine bewältigen. Jetzt half Karl immer mit. Lily hatte keine Lust, so früh aufzustehen.
„Alfajores de Maizena sind leckere argentinischer Doppelkekse mit einer Füllung aus Dulce de Leche (Milchkonfitüre). Sie werden entweder in Kokosflocken gerollt, oder mit Kuvertüre überzogen“, antwortete Guschi auf Lilys neugierige Frage. „Wir verkaufen sie an verschiedene Läden, Gasstätten und Hotels im Ort. Und das jeden Tag.“
Das Grundstück war sechs Kilometer entfernt von Trudchens Anwesen und befand sich am oberen Ende des Ortes an einer unbefestigten, staubigen
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